-Vus der Tobelle ersieht m;m. diis.s in der überwiegenden Anzahl von
Fallen die Rostigkeit den Grad 2 ilberselirittcn bat, j a dass in etwa der
halben Anzahl der Fä lle der Grad 3 oder nocli höher ist, was alles vom
Halm gilt. Allerdings kommen daneben anch einige Fälle vor, in denen
die Rostigkeit des Halmes den Grad 2 nicht erreichte; cs ist indessen die
E rfahrung zu kurz gewesen, um zu entscheiden, ol) dieser Umstand von
einer konstanten, inneren, grösseren AAnderstandsfähigkeit ahhängt oder etwa
von anderen Ursachen, z. B. von der Bodenbeschaffenlieit der A'ersuchs-
parzelle, der Nähe eines anderen Getreides, vou dem die Ansteckung hätte
übermittelt werden köimen. oder dergleichen mehr.
g. Ist d ie g le ic h e E m p f ä n g lic h k e it f ü r S c hw a r z - u n d B r a u n ro s t
e in e th a t s ä c h l ic h e o d e r n u r e in e s c h e in b a r e ?
Durch das oben gesagte wollen wir jedoch keineswegs jed en Gedanken
daran aliweisen. dass die eiuzeinen Soiden derselben Getreideart sich viel-
Iciclit in der grossen Kultur auch gegen deu Schwarzrost und gegen den
Brannrost verschieden verhalten können. AVenn man die Leichtigkeit bedenkt,
mit der die Uredos])oren dieser beiden Rostarten keimen, während
die entsprechenden Sporen des Gelhrostes in der Regel schlecht keimen, so
liegt die Annahme nicht fern, dass die schnelle nnd zerstörende Verbreitung
in diesem und in jenem Falle von ¡'echt verschiedenen Ursachen abhängen
kann. Es lässt sieh denken, dass die täglich, j a vielleicht stündlich erneuerten
Ansteckungen durch Uredos|)oren beim Schwarzrost und beim Braunrost
eine weit grössere Rolle in der A'erbreitung spielen als beim Gelbrost.
Schon eiue einzige liervorgebrochene Pustel einer von jen en Rostarten dürfte
durch ihre wohl Jiillionen betragende Sporen eine gefährliche Krankheits-
((iielle werden, da man keine Getreidesorte gefunden hat, die so widerstaudsk
rä ftig ist, dass sie jedem Austeckungsversuche getrotzt hat, wenn nur bei
der Infektion das rechte Material vorhanden uud auch das Verfahren im
übrigen das richtige wai-.
Sollte sich mm b estätigen, was gewisse Beobachtungen anzudeuten soliei-
nen. dass die genaimten Pilze sich bei den einzelnen Sorten derselben Getre
id e a rt in Bezug auf die Zeit des Hervorbrecliens der ersten Häufchen
verschieden verhalten, so wäre die Behauptung durchaus nicht u n sta tthaft,
dass es bei der grossen Kultur, wo au f gTossen Flächen nur eine Sorte au-
gebant wird, von grösster Bedeutung sein muss, wenn den verschiedenen
Sorten wirklich die F äh ig k e it innewolmen sollte, die Üredohäufchen bei der
einen früher, bei der anderen spä ter hervorhrechen zu lassen, so dass das
Resultat in jenem Fa lle ein schwerer, in diesem ein g eringer Rostschaden
würde. Auf ganz andere AVeise würde sich also hier eine d erartige Eigenschaft
- - falls sie thatsä chlich vorhanden ist — geltend machen können als
hei den Versuclien, die mit einer Menge verschiedener Sorten au f kleinen
Parzellen geschahen, wo eine oder mehrere früh häufchentragende Sorten
L IT T E R A T U R A N G A B E N Ü B E R F R Ü H E R E IF E . 3 .5 1
(len Aiisteckimgsstoff recht bald über das ganze Versuchsfeld verbreiten
können. Es i s t d a h e r r e c h t g u t m ö g l i c h , d a s s m a n a u c h in B e z u g
a u f d e n B r a n n r o s t u n d d e n S c h w a r z r o s t in d e r g r o s s e n K u l t u r
v o n e in e r v e r s c h i e d e n g r o s s e n E m p f ä i i g l i o h k e i t zu r e d e n d a s
R e c h t h a t. Um diese F ra g e entscheiden zu können, ist jedoch nicht nur
der Anbau von verschiedenen Sorten in grösserem Massstabe, als cs bisher
geschehen, nötig, sondern auch vor allem eine bessere Aufklärung der wichtigen
F ra g e von der Quelle der ersten Uredohänfchen an der Pflanze.
h. Die U r s a c h e n d e r v e r s c h ie d e n e n R o s tem p fä n g lic h k e it.
1. Litteraturangaben über frühe Reife als die Ursache des Rostwiderstandes.
Sehr wichtig ist es zn untersuchen, worin wohl die Ursachen der verschiedenen
Roste"m])fäiiglichkeit in den Fällen, wo sich eine solehe ergehen hat,
thatsächlich zu suchen sein mögen. Diese F ra g e ist wichtig und interessant
nicht nur vou theoretischem Standpunkte aus, sondern aueh von prak-
tisclicin, da eine genauere Kenntnis hiervon eine gute Hülfe sein diirtte bei
den Bestrehimgen, durch systematische Verbesserung und Veredelung solche
Sorten zu entwickeln, die mit der grösstmögliehen AViderstandslahigkeit gegen
den Rost ausgerüstet sind.
Mau hat zu verschiedenen Zeiten und von mehreren Seiten verschiedene
Vermutungen ausgesprochen, welche den Unterschied an Einpiäng-
lichkeit e rklären sollten. Der älteste, und vielleicht aueh noch immer ver-
breiteste Glauben ist der, dass der Unterschied der Empfänglichkeit wesent-
licli davon abhänge, dass den einzelnen Getreidesorten die Eigenschaft iime-
wohne, zu verschiedenen Zeiten zu reifen, die einen früher, die anderen
später.’ Schon P l i n i u s (I. Kap. 2 8 , § 7 9 ) h a t gewisserniassen diesen Gedanken
ausgesprochen, indem er sagt, das llo rd e um sei dem Rostscliäden am wenigsten
ausgesetzt, da dasselbe geerntet werde, noch ehe der Rost das T riticum
allgreife. In neuerer Zeit hat S i n c l a i r (II, i i s ) im J a h re 1 8 2 1 in
E ng lan d den Anbau vou früh reifenden AVeizensorten befürwortet, da dies
eines der Schutzmittel gegen den Rost sei. In demselben Lande empiiehlt
H e n s l o w (I, is ) im Ja h re 1 8 4 1 . besonders in den von Herbstnebelii lieini-
gesiicbten (legenden, frühe Varietäten zu säen, und L i t t l e (I, e e i) schreibt
im Ja h re 1 8 8 3 , mehrere Landwirte hätten ihm erzählt, dass spä te Saaten
am meisten gelitten. Ans Amerika berichtet B o l l e y (II, i i ) im Ja h re 1 8 8 9 ,
früh reifender AVeizen leide weniger als sp ä t reifender, und fügt hinzu:
»wenn eine spät reifende Sorte früh voiii Rost befallen wird, so wird sie
fast gänzlich verdorben'. In Australien empfiehlt A l p i n e (Konf., II, 2 2 ) als
Sehutzinittel den Anbau von früh reifenden Sorten, und C o b b (III, i s 2 ) behauptet:
»frühe AVeizensorten entgehen häufig dem Rost, da ihre Körner reif
werden, ehe das Rostwetter da ist». Schliesslich sehen wir, dass mau in
Deutschlaud in jü n g ste r Zeit wiederholt den früh reifenden Sorten an g e legentlichst
das AA'ort redet, da sie dem Rost am besten widerständen.