VORAUSSETZUNGEN DER TELEUTOSPORENKEIMUNG. 53
dünnten Mist diircli Solilämmuug aufgesanunelt. Das F n tte r hatte aus Stroh
bestanden, welches au f einem Heuboden gelegen und dessen Sporen sich hei
einem besonders angestellteii Versuche nicht zum Keimen bringen Kessen,
Das aus dem Pferdemist genommene Material, in beiden F ä llen sehr reichlich,
wurde mehrere Male au f seine Keimfähigkeit geprüft, jedocli stets
mit negativem Eesultat. Eine dieser Proben ist liier oben in der Tabelle
3 als Nr 36 angeführt. Der Einfluss der Einweichung durch Urin wurde dadurch
geprüft, dass Stückchen von rostigem, in der 'Versuchsschenne aufbe-
wahrtem Stroh in kleine Glasgeftisse gelegt wurden, welclie mit einer Mischung
von Pferde- uud Rinderurin angefüllt waren; diese war so, wie sie aus den
Stallstäiiden abfloss, aufgesammelt worden. Einige Gefässe liliebeu in dem
Stalle stehen, andere wurden ins Fre ie gestellt. T ag für T ag wurde die
Keimfälligkeit der hierin entlialteuen Sporen geprüft, aber nocli nach 4 mal
24 Stunden konnte sie in keinem Falle nachgewiesen werden (Nr 37—40).
Die Versnehe wurden aueh so geändert, dass Strohteilchen, die 24 Stunden
im Stalle gelegen, in der genaiinleu Urinuiischung eingeweicht, dann her-
ausgenommen und schliesslich in den Versuchsgarten au f feuchte Erde gelegt
wurden. Hier waren sie vom ” ,'3 bis zum ®,4, also 20 Tage lang, abwechselnd
der Kälte und der Wärme mit daraus folgendem Gefrieren und
Einweichen ausgesetzt (die Minimumtemperatur dieser T age betrug — 14'
und das Maximum -f 11,5°), aber dessenungeachtet zeigten die Sporen
in keiner der 4 Parallelproben (Nr 41—44) am Schlüsse der Untersuchungsdauer
auch nur die geringste Spur von Keimfähigkeit.
E s s c h e i n t daher aus diesen Versuchen hervorzugehen, d a s s w e d e r
d ie V e r d a u u n g s s ä f t e d e r T i e r e n o c h i h r U r in im S t a n d e w ä re n ,
b e i d e n T e l e u t o s p o r e n , die mau auch nicht vorher ha tte zum Keimen
bringen können, irgend welche K e im f ä h i g k e i t zn e rw e c k e n , wie auch
andrerseits die Versuche zeigen, dass die genannten F aktoren weder a u f die
Wände noch au f den In h a lt der Sporen, soweit das Auge beurteilen kann,
zerstörend oder auflöseiid wirken, sondern dass diese vielmehr dem Ausseren
nach »unverändert» dasteheii. Dagegen kan n man offenbar aus den erwähnten
Versuchen in keinerlei Weise irgend welche Schlüsse hinsichtlich
der etwaigen Wirk u n g dieser Flüssigheiten au f solche Sporen, die sclion
vorher ihre Keimfähigkeit bewiesen haben, ziehen, weshalb es sich also
nicht entscheiden lässt, ob dieser Einfluss zerstörend au f die Keimfähigkeit
wirken kann, oder ob er überhaupt g a r nicht besteht.
Sollten die hier oben erwälinteu Beobachtungen, dass die Teleutosporen,
die den ganzen W in te r oder wenigstens während des grössten Teiles desselben
an mehr oder minder gegen Wind und Wetter gcsohütztoii Plätzen
aufbewahrt gewesen, z. B. au f meistens frostfreiem Heuboden, in frostfrcieni
Zimmer, im inneren Teile einer Getreidedieme, oder sogar in einer kalten
Scheune, wo die KornbUschel weit von einander entfernt hingen, niclit zum
Keimen gebracht werden konnten, während die den grössten Teil des
Winters hindurch dem unbehinderten Z u tritt der Atmosphärilien ausgesetzten
Sporen leicht keimten, — sollten diese Beohaohtungon durch fortgesetze
Untersucliungen bestätigt werden, so würde daraus aueli folgen,
dass der Landmanii ferner keine Ursache liabe, die Vci'wertung rostigen
Futters zu vermeiden, wenigstens branclite er iiielit zu fürclitcii, dem
künftigen Jahreswuclis dadurcli ansteckende Kraiiklieitskeiine zuzuführen.
Dadurcli würde auch die Rede vom Verbrennen des rostigen Strolies oder
dessen Kochen in Dampf u. s. w. ganz hinfällig. Man muss sieli jedoch
hüten, eine solche Ansicht voreilig als sicher gelten maclien zu wollen,
und zwar aus mehreren Gründen. Erstens giebt es einen Fall (Nr 8), der
den übrigen widers])rioht.* Zweitens zeigen die Sporen, die man niclit hat
zum Keimen bringen können, weder in Bezug au f Farb e iiocli au f Konsistenz,
sei es in Wandungen oder Inlialt, irgend etwas Abweichendes von dem, was
die keimfähigen Sporen darhieteii nnd was man zum Beleg der Behauptung
anführen könnte, dass die Keimfälligkeit ganz und g a r erloschen wäre, und
nicht nur sclilumnierte. Drittens fehlt es noch au genügend ausgefülirten
Studien darüber, wie sich die Sporen von dem Augenblicke an, wo sie mit
den Exkrementen der Tiere und der Streu au f den Misthaufen gehraclit
werden, daselbst verhalten und was liier aus ihnen werden mag. Viertens
und letztens enthält das Kapitel von der Keimfäliigkeit der Sporen im all-
genieiiieu — wie auch aus mehreren Stellen 1111 folgenden liervorgelien
wird — noch so viele dunkle und unerklärte Punkte, die man erst zum
Gegenstand einer sehr umfassenden, ins einzelne gehenden Untersuchung
machen muss, elie mau berechtigt wäre, aus der hier heliaiidelteii F rage
Schlüsse vou g ü ltiger T ragwe ite zu ziehen.
Die in der Tabelle 3 verzeiohneteii Nummern 9 — 11 geben sehr wichtige
Aufscliliisse über denjenigen Einfluss auf die Keimfäliigkeit, den die
Erdbedeckung ausübt. Zuweilen ist die Ansicht ausgesprochen worden, dass
durcli Tiefiiflügeii der rostigen Getreidestoppelu oder des im Dünger ent-
lialteiieii rostigen Strohes die Keimfähigkeit der Sporen aufgeliobeii werden
könnte, nnd dass dies also ein Mittel wäre, dein AViederaiiftreten des Rostes
vorzubcugeii. Die diesbezüglichen Versuche der Tabelle schliesseii jedoch
jeden Gedanken an eine solche vernichtende MHrkuug aus. D ie S p o r e n d e r
am *’/*“ 1891 in v e r s c h i e d e n o T ie f e n (20, 35 und 50 cm) v e r g r a b
e n e n H a t e r h a lm e z e ig t e n , als sie am * 5 1 8 9 2 wieder aus Licht geliracht
wurden, an sämtlichen Versuchspflanzen nach 24 Stunden eine a l lg em e in e
K e im u n g .
Scliliesslich sei unter den Faktoren, die erwieseiierinasseii au f die Keimiähigkeit
der Teleutosporen eiiiwirkeii, uocli der Umstand erwähnt, dass
nach mehrfaolien Beohaclitungen niclit einmal diejenigen Sporen bei den am
besten gelungenen Keimversuchen keimen wollten, die isoliert — jed e Spore
iiir sicli allein — gelegen hatten, sondern gewöhiilich mir diejenigen, die
sich »in situ» befanden, die also noch mit unversehrten Stielen in ihrer ur-
Man köimte vielleicht denken, dass dieser vereinzelte Fall von einem Beohaclitiings-
0 ei anderen Feliler abhängen könnte; nach sorgfältiger Erwägung ist jedocli die Walir-
sc leinlichkeit einer solchen Voraussetzung eine äusserst geringe, weshalb wir es für unsere
Schuldigkeit halten, denselben hier nicht zu übergehen.