Cobb in Australien gestellt — giebt es zwischen den in verschiedenem Grade
empfänglichen Weizensorten irgend welche konstante anatomische Eigenschaften.
die der verschiedenen Kostemptangliehkeit parallel lauf'on und von
denen man daher annehmen kann, dass sie diese erklären? Um eiue Antwort
au f diese F ra g e zu erhalten, wälilte Cobb (III, 1 9 1 ) im J a h re 1891
behufs einer eingehenden üntersiiehiing' auf F a r r e r ’s Versuchsfeld in Sid-
ney, woselbst ungefähr 130 verscliiedene Weizensorteu angebaut wurden,
eine Anzahl von Formen aus, welche die Extreme iu Bezug auf Empfänglichkeit
repräsentierten. Die vorzugsweise untersuchten Sorten waren 5
an der Zahl, von denen 3 sehr empfänglich und 2 fast iiuerapfäiiglich.
Die erste Untersuchung bezweckte die Lösung der Frage, ob bei den
beiden verschiedenen Gruppen ein Unterschied der Dicke des Blattes selbst
bestehen könne. Die am zweitohersten Blatte des Halmes ausgefUhrte
Untersuchung ergab indessen einen so uiibedeiiteuden Unterschied der Bla ttdicke
der beiden Gruppen unter sich, zugleich aber auch ein so bedeutendes
Schwanken derselben Dicke innerhalb jed e r Gruppe, dass es völlig unmöglich
war, die richtige E rk lä ru n g in einer Verschiedenheit der Blattdicke zu suchen.
Cobb (III. 193) glaubte dann, dass vielleielit die Wände der Blattzellen,
speziell diejenigen der Epidermis, einen Unterschied der Dicke d a rbieten
möchten, woraus sich die Erscheinung erk lä ren liesse. Die Messungen
der Dicke der Epiderinisausseiiwände ergaben denn auch bei den von
ihm gewählten Sorten bedeutende Differenzen. Es w a r nämlich
A.
die Dicke
bei
der oberen der unteren
Blattfläche Blattfläche
r empfängliclien Sorten:
Zim m e rm a n n .......................... , . . 3 - 4 ^ .
S t e in iv e d e l.............................. . . . . 4 » . . 4 - 5 *
iiig empfänglichen Sorten:
H o rn b len d e .............................. . . . . 6 * . . 7 - 8 *
Ward’s p r o l i f i c ..................... . . . . 7 » . . . . . 8- 9 *.
Hierin glaubte nun Cobb (III, 195) die Lösung der Frag e gefunden zu
haben. Die dickwandige Oberhaut könne allerdings das E indringen des
Keimfadens einer keimenden Spore niclit verhindern, sie befähige aber die
AVeizenpflanze, dem Pilzmycelium in seinem Streben, das Gewebe zu zersprengen,
erfolgreich zu widerstehen. Der Umstand, dass die Oberhaut der
unteren Blattfläche etwas dickere AVäiido habe, erklä re die Ursache davon,
dass sich die Pusteln hauptsächlich au f letzterer bildeten. Mit der grösseren
Dicke der Aussenwand stehe aueh die grössere Zähigkeit des Blattes
in Beziehung. Diese Z ähigkeit wurde durch besondere Untersuchungen iiber
die Dehnbarkeit desselben konstatiert. Es schwankte nämlich die T ra g fäh
ig k e it von 6 7 ,4 2 Unzen bei AVard’s jirolific und 66,56 bei Honiblendo his
63,17 hei Kin g ’s Jubilee, 56,:;t bei Zimmermann und 50,45 bei Steinwcdel.
Dagegen gelang cs Cobb (III, 196 ) nicht, auch bei den weiter nach innen
gelegenen Blattzellen einen Unterschied der Wanddicke zu konstatieren;
diese betrug nämlich beim Pareneliym immer ungefähr 1 11.
AVie gern auch ein jed e r gewillt sein wird, Cobb’s sehr lobenswertes
Streben, der wahren Ursache der verschiedenen Rostempfänglichkeit nach-
ziispüreii, sowie sein in methodischer Hinsicht originelles und siimreiches
Verfahren anzuerkennen, so wird man dennoch nicht umhin können, sich
gegen seine E rk lä ru n g en der gefundenen T hatsachen ablehnend zu verhalten.
Es muss schon der Umstand aufiällen, dass man in Bezug aui die Dicke der
Epidermisausseiiwaud keiue Angabe darüber findet, an welchen Epidermis-
zellen die Messungen stattfänden, und doch dürfte es wohl ebenso gut
in Australien wie bei uns einen merkbaren Unterschied gehen zwischen
denjenigen Zellen der Oberhaut, die den Nerven gegenüber liegen, und denen,
die zwisclien denseihen sich befinden. Mit uooh grösserem F u g muss
man sich indessen fragen, oh Cobb richtig verfährt, wenn er die Verschiedenheit
der Empfänglichkeit allein aus mechanischen Ursachen herleiten
will, und zwar nicht aus der mechanischen S tru k tu r des ganzen Blattes,
sondern nur aus der Dicke der Epidermisaiissenwände, gleich als wenn
nicht auch andere Kräfte als die mechanischen iu dem lebenden Pflanzenkörper
wirkten und als weun nur die Epidermisaussenwand und nicht der
ganze mechanische Bau des Blattes bestimmte, ob das Gewebe bersten und
Pusteln entstellen sollen oder nicht.
Gegen die behauptete AVechselbeziehiing zwischen der Dicke der Epi-
derraisaussenwand als Ursache und der Z ähigkeit des Blattes als AVirkung
lassen sieh begründete Einwände schon aus deu vou Cobb selbst mitgeteiiten
Thatsachen schöpfen, aus denen nämlich eher hervorzugehen seheint, dass
man die beiden genannten Eigenschaften wohl als in der Regel neben
einander bestehend aber zugleich auch als vou einander u n ab hängig an zusehen
hat. Es ist sehr auffallend, dass diejenige AA'eizensorte, Cretan,
— ein zum Triticum d u rum gehörender AA'eizen, — welche die allergrösste
Zähigkeit, nämlich eine Zugfestigkeit von 77,12 Unzen, zeigte,
eine dünn- ¿her keine (/¿cÄ-wandige Oberhaut besitzt. Gegen Cobb's ausschliesslich
mechanische Aiiseliauuiig lassen sich ferner die Resultate an führen,
die er erhielt, als er die Beziehungen der mechanischen P a rtien
des Biattes (Epidermis und Nerven) zu den assimilierenden (Parenchym)
au dem Querschnitte bestimmte. -Allerdings sucht Cobb (III, is s ) auch
diese Resultate zn Gunsten seiner Theorie zu deuten; cs fällt einem aber
schwer, sicli von der Richtigkeit derselben überzeugt zu fühlen, da der
Vorrang in Bezug auf den Fläch en in h a lt des Sklerenchyms, deu eine im-
enipfängliche Sorte (Hornblende) vor einer empfänglichen (Zimmermann)
haben soll, sehr unbedeutend — im A'erhältnis von 37,6 % zu 35,7 % — ist,
wenn man denselben mit demjenigen vergleicht, den die letztere vor einer
anderen empfänglichen Sorte (Steinwedel) behauptet, nämlich im Verhältnis
von 35,7 * zu 31,9 %. Schliesslich k an n mau kaum seine A'erwimderuug
darüber’ uiiterdrüokcii, dass Cobb, obgleich während seiner ganzen Unter