C. D a s z w e i t e S t a d iu m d e s P i l z e s ; d a s U r e d o - S t a d iu m .
1. Uredo Phlei-pratensis. Im Gegensatz zu den Erscheinungen, die uns
liei den in dieser Schrift hcschriehenen Formen der Fuccinia g ram in is —
vielleicht mit Ausnahme der au f A ir a anftretenden Form — begegnen, lässt
sich das üredostadium. wie oben hervorgehoben wurde, iiei dem Timotlieen-
grasrost das ganze Ja lir hindnreli verfolgen, einen Monat zn Beginn des
Frü h lin g s (A])i'il) etwa aiisgenoiiinieii. wo sieh keine Iläufcheii blicken lassen.
Aber ancli wälirend dieser Zeit dürfte wolil der Pilz im Inneren dos Blattes
weiterleben. Diejenigen Üredoliäufcheii. die sehr zeitig im F rü h lin g auf
überwinternden, teilweise welken Blättern vorkouimeii, sind oft sehr schwer
zu entdecken, da die Blattränder nicht selten über die Häufclieu umgebogen
sind und aueh zuweilen die E|iiderinis dieselben teilweise bedeckt. Vom
Anfang oder von der Jlitte des Monats Mai an haben sich in allen Jah ren
an den Versnolisumnmern. die diese Kostart trugen, neue frische Häufchen
getundeu, im Anfang a llerdings sehr spärlich, aber spä ter immer reichlichei'
den ganzen Sommer nnd Herbst hindurch, und es haben die Sporen die
ganze Zeit eine allgeuieiiie Keimfähigkeit erwiesen. Die Uredohänfchen
treten sowohl an den Blättern (Scheide, Spreite) als aucli an den Halmen
anf. Auf der Blattspreite sind sie gewöhnlich ziemlich kurz (Fig. 56 a, b),
aut anderen Pflanzenteilen bilden sie zuweilen zusaminenfliessende, lang-
gesfrecfcte Streifen (Fig. 56 c). Auf rostigen Blattspreiteii scheinen zuweilen
diejenigen Flecken am längsten grün zu bleiben, au f denen sicli Häufchen
befinden. Sowolil oberhalb als auch unte rh a lb dieser Häufchen können die
Blätter gelb und verdorrt sein. Im Spätherbst sieht man auch solche Halni-
und Scheidenpartieen. die iu einer L änge von mehreren Zoll von einer ru n den
und zusammenfliessenden Häufchenfläche umgehen sind, welche schon
von weitem einen grell liervorstechenden, eisenrostfarbigen Aiibiick gewährt.
In Bezug au f den Bau der Üredoliäufclien und die Bescliaffeiiheit der
Sporen h a t sich hier kein wesentlielier Unterschied von den unter Fuccinia
gram in is anfgeiiommen Formen konstatieren lassen. Die Sporen sind elliptisch
oder liirnenförmig, 24—27 x 15—18 g, selten 18 g kurz und IS) g breit,
oder zuweilen kugelrund mit einem Diameter vou 20 g, also im allgemeinen
etwas kleiner als die entsiirechendeii der an den Getreidearteii (vergl.
S. 124) auftretenden Sohwarzrostfornien.
2. Infektionsversuche mit Uredo Phlei-pratensis. Um die Se lbständigkeit des
Tiraotheengrasrostes anderen Schwarzrostformeii, speciell denen der Getreidearten
, gegenüber —^ welclie Selbständigkeit mehrere Umstände vermuten liessen,
wie z. B. die überwinternde Uredo, das iiielir oder weniger unterdrückte
Pucciniastadium. die Unfähigkeit auf die Berberitze Uherzusiedeln und die
Ünempfänglichkeit gegen die Infektion durch Berlieritzenäcidiensporen —,
au f eine sohliessliche und entscheidende Probe zn stellen, sind zahlreiche
Infeldionsrersuclte m it Uredo Fhlei-pratensis.
Tabelle 21.
Infektioiis- lafcklioasiiiateriii) ¡ Inficierte Pflanzen Iiifektionsstellen : Resultate
Nr.| Tag Keimfähigkeit
nach Art Anzahl jAnzahl Lage
+
1 ! 1891 : »Keimte» 5 Stund. llordeum vulgare 1 ^ 2 Blatt (Spreite, Scheide)
1
2 » s » » ; Avena sativa . . 1 ■ 2 > 1) — i
3 > > Phleum jiratense ; 1 ' 2 I
4 18 > . Poa pratensis . . 1 1 6 X —
5 > » * , ; Phleum prat(‘D.<e 1 1 7 » » " + j
fi i » «/8 5 > Avena sativa . . 1 2 Blattfalte
? i » » » » Phleum pratense 1 2 i =*+ :
8 * V * » Phleum pratense ! 1 3 Scheide 1 ^
9 ). » » » > I Avena sativa . . ’ 1 3 » 1 “ '
10 , » Secale cereale . . 2 2 » 1 %+)
11 » *«8 > ■22 j Avena sativa . . 1 1 ^ Ulatt (Spreite, Falte) : %-ß)
12 » > 5 [ Phleum pratense ! 1 ; 2 BlaTtfalte
13 S 47 Aveua sativa . . 2 ; 4 —
14 1 > » » » t Phleum pratense 2 1 4 ■
15 1892 3 j Avena sativa . . ■ 3 Blatt (Spreite, Scheide) —
1®
16 » » 11
^ » 1 Hordeum vulgare ! B " 1
17 1 15 » > , Avena sativa . . 2 1 Blatt —
18 * 8 Hordeum vulgare 1 2 j Blatt (Falte, Scheide) I —
19 > V > Triticum vulgare 1 2 i .
20 ” » * 7 4 24 * Hordeum milgare ' 1 ; > 1 “ ■ “
21 * s 2 j Triticum vulgare i 2 1 » i —
22 1 Í ".'7 20 s ¡ Secale cereale . . ; 1 Scheide —
23 » s > Y Í Triticum vulgare i 2 » —
24 1 ^ 26.'^ 8 24 Secale cereale . . 2 ; Blatt (Falte, Scheide) —
25 1 Y Í i " » Triticum vulgare 1 > » i —
26 1893 9 1 3 Tagen Secale cereale . . 1 2 i ^ Blatt ; —
27 : ® Avena sativa . . i 3 ■ 9 1
28 » ^ » Triticum vulgare ' 3 10 1 _
29 * » i » 1 Phleum pratense 3 13 i
Bemerkungen-. * Nach 13 Tagen zeigten sich üredohäufchen au der einen Tnfektionsstelle,
schliesslich kamen solche auch an der zAveiten hervor. — ^ iiach 8 Tagen Häufchen an 3 lu-
fektionsstellen, schliesslich auch an einer vierten. — « Nach 21 Tagen hervorbrechende Häufchen.
— * Nach 21 Tagen vollständig hervorgebrochene Häufchen an 2 Stellen. — « Ptlauzen
im Fi-cicn grossgezogen: Rostflecken, aber nicht au den Iiifektiousstellen. — « Pflanze am ' s
aus dem Freien hereingeholt: nach 7 Tagen Rostflecken an einer Infektionsstelle, uud ausserdem
au einer Scheide. — Pflanze am a aus dem Freien hereingeholt: nach 14 Tagen Häufchen
an beiden Infektionsstclleii. — ^ Nach 24 Tagen Häufchen an einer Infektionsstelle. —
** Pflanze am *Vo aus dem Freien hereingeholt: 3 junge Triebe wurden iniiciert: nach 17 Tagen
1 Häufchenstelle, nach 19 Tagen 4 und nach 21 Tagen G Häufchenstellen: nach 25 Tagen
die Anzahl derselben nicht vergrössert.