genannten Boragineen eine genetisclie Gemeinscliaft besitzt, die andere dagegen
niclit.
Grosse Scliwierigkeit bat es bereitet, jeder der solcbermassen unterschiedenen
iirten Namen zu geben. Allerdings liatte DB C a n d o l l e (II, 8 3)
schon im Jalire 1 815 eine üredoform anfgestellt, die er U red o r u b ig o -v e ra
nannte — zum Unterschied von einer schon vorher, im Jahre 1 8 0 5 , von
L am a r ck & d e C a n d o l l e (I, 2 3 4 ) aufgestellten Üredoform auf UnmpcmMiu,
S o n c h u s a r v e n s is und l i u b n s s a x a tilis , die den einfachen Namen Ured o
r u b ig o erlialten hatte — und in neuerer Zeit hat W in t e r (II, 2 1 7 ) im
Jahre 1881 den d e CANDOLLE'schen Artnamen für diejenige Puccinia-Art
wieder aiifgenommen, welche man frülier entweder P . s tr ia e fo rm is W e s td .,
welclier Name 185 3 vou W e s t e n d o r p (I) gegeben ist, 'oder seit dem
Jahre 1 8 6 0 nacli I ’u c k e l ’s (I, 9) Vorbild P . s tr a m in is F u ck . benannt
hatte.
Untersuclit man aber die Beschreibung der von d e C a n d o l l e aufgestellten
üredoform näher, so findet man, dass dieselbe zu keiner der
beiden durch unsere Untersuchung geschiedenen Formen voll passt, sondern
nur teilweise zu der einen, teilweise zu der anderen. Teils geht
aus der Beschreibung der Farbe (»jaune, enfin rousse») hervor, dass beide
Formen Vorgelegen haben köimeii, teils kann das Fehlen jeglicher Äusserung
über das Vorkommen der Form in der Ih r e , wo doch die gelbe Form in
so hohem Grade in die Augen springt, vielleicht so gedeutet werden, als
sei die braune Form gemeint, teils kann schliesslich die Gleichstellung der
neuen Form mit dem Rost der Landwirte (»la rouille des agriculteurs») so
erlilärt werden, dass hier die gelbe I ’orm gemeint gewesen, da die braune,
nach den bisherigen Verhältnissen bei uns zu urteilen, im Vergleicli zu der
gelben nur eine sehr untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung besitzt. Wenn
man dazu noch die Beschreibungen genauer durchliest, die von den Verfassern
nach W in t e r über die Art P. r u b ig o - v e r a UC. geliefert worden,
z. B. vou P l o w r ig h t (II, 1 1 ) 1 8 8 2 , von ScnRölBR (III, 3 2 5 ) 1 8 8 7 , von
B o l l e y (II, 7 ) 18 8 9 , von Cobb (I, 1 9 9 ) 18 9 0 , von L o v e r d o (I, 1 7 3 ) 1892
und von EoSTRUP (VIII, 64) 18 9 3 , so findet man, dass von diesen melir
oder weniger dasselbe g ilt, wie von der ursprünglichen Beschreibung bei
DE C a n d o l l e , dass sie nämlich zum Teil zu der gelben, zum Teil zu der
braunen Form passen.
Noch grösser werden die Schwierigkeiten, wenn man DE C a n d o l l e ’s
Bezeichnung r u b ig o -v e ra gebrauchen wollte, und zwar deshalb, weil K ü h n
(I. 1 0 2 , 104, sowie Taf. V, Fig. 4 6 ) 1 858 mit dem Namen U re d o r u b ig o -
v e ra das üredostadium des Kronenrostes {P u c c in ia co r o n a ta ) belegt imd
weil Ö r s t e d (I, 1 0 0 ) 1 8 6 3 die U re d o r u b ig o - v e r a DC. als das Uredo-
stadium der P u c c in ia g r a m in is ansetzt.
Aus den elien angeführten Gründen uud im Anschluss an die von E l i a s
F r i e s (II, 6 7 ) ausgesprochene Ansiclit, der die Verwerfung eines älteren Artnamens
für geboten hält, l:o ) wenn der Name ein kollektiver ist, 2;o) wenn
die Anwendung desselben für nur eine der iu der kollektiven Art unterschiedenen
neuen Arten eine Fälschung der Ansichten des ursprünglichen
Nameiisgebers werden kann, da ja dieser die in Rede stehende Art niclit
unterschieden hat, und 3:o) wenn der ältere Namen schon in melireren
verscliiedenen Bedeutungen gebraucht worden ist und sich bei einem fortgesetzten
Gebrauch desselben Missverständnisse sehwerlicli vermeiden lassen,
sofern man nicht durch Hinzufügung der Namensliuclistabeii eines späteren
Erklärers bestimmt angiebt, iu welchem Sinne derselbe aufzufassen ist —
aus allen diesen Gründen dürfte es wohl nicht unangeliracht sein, den Namen
r u h ig o - v e r a fortan nicht mehr zu gclirauchen.
Schliesslich kommt liier noch der Umstand in Betraclit, dass kurz iiacli
der Aufstellung des genannten Namens die gelbe Form in ilirem Uredo-
stadium im Jahre 1819 * durch den Deutschen S chm id t (I, 2 7 ) in der
Litteratur auftritt unter dem Namen U re d o g lu m a r u m mit einer Diagnose
(»sporidiis globosis aut olilongis, aurantiacis») und einer Besclireibuiig, die
— wenn aucli nicht an und für sich so vollständig, wie wir jetzt wünsclien
möchten — ansschliesslicli zu der gelben Form passen, und dass dieser
Name immer, wo er in der Litteratur entweder als U re d o g lu m a r u m
oder als 7 'r ich o b a s is g lu m a r u m wiederkehrt, wie bei F r i e s (1, 1 2 ) 1 8 2 1 ,
bei W ie gm a n n (I, 1 1 5 ) 18 3 9 , bei D e sm a z iü r e s (1, 10) 1 8 4 7 , bei L e v e i l l e
(1 ,7 7 7 ) 184 9 und bei LovERDO (I, 1 87) 1 8 9 2 , in demselben Sinne gebraucht
wird, wie cs SCHMIDT ursprünglich that.
Es scheinen also gute Gründe obziiwalten, für die gelbe Form die
Benennung P u c c i n i a g l u m a r u m festzustellen, und der braunen Form, die
vorlier weder mit Sicherlieit unterscliieden nocli benannt worden ist, einen
neuen Namen zu geben, und schlagen wir für dieselbe die Bezeiclinung
P u c c i n i a d i s p e r s a vor, indem wir durch diesen Artnamen die charakteristische
habituelle Eigenschaft der Art in ihrem Üredostadium liervor-
beben, dass die Häufchen oline Ordnung über der ganzen Blattfläclie zerstreut
liegen.
Sehr auffallend ist es, dass die Melirzalil der neueren Verfasser, wie
F r a n k (I) 1 8 8 0 , W in t e r (I) 1 8 8 1 , B ü r r i l (I) 1 8 8 5 , S o r a u e r (I) 18 8 6 ,
S c h r ö t e r (III) 1 8 8 7 , P l o w r ig h t (VI) 1 8 8 9 , F a r lo w & S eym ou r (I) 18 9 0 ,
F r a n k & S o r a u e r (III) 189 2 und R o s tr u p (VIII) 189 3 die U re d o g lv -
m a r u m gar niclit, nicht einmal als synonyme Form, aufiiehmen oder die
geringste Kenntnis von der leicht erkennbaren, unter diesem Naraen he-
scliriebenen Pilzform bekunden, und dass die vorher erwälinteu Verfasser,
hauptsächlich die älteren, von S chm id t 1 8 1 9 bis anf L o v e r d o 1 8 9 2 , welche
dieselbe beschreiben, sie nur im üredostadium kennen. Ebenso ist dieses
Stadium das einzige der an Spelzen vorkommenden, das in den bisher erschienenen,
uns bekannten Exsiccatwerken enthalten ist, und zwar immer
noch als ü r e d o g lu m a r u m , in D e sm a s iü r e s ’ »Los plantes cryptogainiques
de France», Ed. I, Nr 147 7 und Ed. II, Nr 1 0 7 6 , sowie in W e s t e n d o r p ’s
»Herbicr cryptogamicjne de Belgique», Nr 6 6 8 , wie aucli in den beiden vorher
angeführten Nummern, in Nr 401 der »Fungi Austriaci» vou v o n Tn ü -
MEN und in Nr 7 des »Herbarium mycologicum oeconomicum» desselben.
D ie Pucciniaform an den Spelzen findet man nur zwei Mal in der Litteratur
erwälmt, das eine Mal im Jahre 1841 von dem Engländer H e n s lo w (II,
2 2 ü), der auch eine Abbildung von derselben giebt, und das zweite Mal
von dem Dänen Ö r s t e d (I) im Jahre 1 8 6 3 , der die genaueste Beschreibung
des I'ilzcs liefert, die wir bis je tz t nocli besitzen, uud ilir einen neuen
Namen gab, P u c c in ia d V itic i, der jedoch keine weitere Verbreitung gewonnen
liat, da DE B a r y (IV, 4 9 ) im Jalire 1865 erklärte, dass derselbe
ganz einfach mit seiner P u c c in ia s tr a m in is FuCK., d. h. mit der P u e c in ia
n ih ig o - v e r a (DC.) WiNT. der Neuzeit synonym wäre. ÖRSTED gebührt das
Verdienst gezeigt zu liaben, dass der Pilz keineswegs ansschliesslicli auf die
Sjielzen angewiesen ist, sondern ausserdem anf den Blättern und Halmen
der Wirtspflanze auftritt, und zwar sowolil in seinem ü r ed o - als aucli in
seinem Pucciniastadium.
' Thatsächlich dürfte jedoch die Art früher aufgestellt worden sein, da sich S c h m id t
auf eine vou ilim vorher herausgegebeiie Schrift bezieht. Naturgeschichte der in der
Landwirthschaft schädlichen Pilze, die wir jedocli nicht zu sehen Gelegenheit gehabt
haben.
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