Jah re nicht, weil — ans unbekaiuiten Gi'iindon — diese Sporen nicht keiinoii
wollten.
Diese Lücke iu der Entwickelungsgcschiclitc des Pilzes konnte d e B ary
(V, 20 6) iiidosscn schon im folgenden J a h re ausfülleii. Im Ja h re 1865 zeigten
die Berberitzon-Äoidiensporen eine lebhafte Bereitwilligkeit zu keimen, mul
Infektionen an Roggenblättorn ergaben nach 8—11 Tagen Uredoliäufchoii.
Zugleich gelang es d e B a r y jetz t, einen genetischen Zusammenhang zwisclieii
der von d e C o n d o l l e (II, s s ) 1815 anfgestclltcn Getroiderostart P . ruhigo-vera
und dem an gewissen Boragiueeu vorkommenden Äcidium, A ecidium Aspcri-
folii, sowie zwischen einer neuen, von C o r d a (I, e ) 1837 unterschiedenen
Getreiderostart, P . coronata. und dem an gewissen Rhamnus-Arten auftrctcii-
dcu Aecidium lih am id zu konstatieren. F ü r diesen merkwürdigen Wechsel
der Nährptlauzen bei einem nnd demselben Schmarotzer führte d e B a r y die
Bczoiohuung Heteröcismus (heteröcischer oder wirtswechselnder Schmarotzer)
ein, im Gegensatz zum Autö c ismu s (autöcischer oder nicht wirtswech-
seluder Schmarotzer), in welchem Falle der P a ra sit während seiner ganzen
Entwickelung an dieselbe Wirtspflanze gebunden ist. Durch diese Untersuchungen
DB B a r y ’s ha tte mm die alte Streitfrage über die Beziehungen
des Getreiderostes zum Berberitzenrost ein für alle Mal ihre endgültige und
richtige Lösung erhalten.
In den mm folgenden 25 Ja h ren haben die üntersuclumgon über die
Rostpilze hauptsächlich bezweckt, die Zusammengehörigkeit der an anderen
Wirtspflanzen vorkommenden Äcidienformeii einerseits und der Uredo- und
Puccinienfornieu andrerseits zu entdecken und darzulegen, infolgedessen
die Anzahl bek an n te r Fä lle von Heteröcismus allmählich gewachsen ist, so
dass sie augenblicklich gegen 70 beträgt. Während dieser Zeit haben nur
wenige Forscher durch specielle Studien und Untersuohungen Uber die Getreiderostarten
unser Wissen bereichert oder die Getreiderostfrage am Leben
erhalten, wie z. B. P. N ie l s e n in den siebziger Jah ren , und in erster Reihe
der E ngländer C. B. P l o w r iö h t in den achtziger Jahren.
Mit Beginn des Ja h re s 1890 ist, wie man sagen kan n , die Rostfragc in
ein neues Stadium eingetreten. Angeregt durch die imgelieucren Verluste
die diese Kran k h e it vou Zeit zu Zeit an verschiedenen Orten verursacht hat
und noch immer bereitet, und in dem immer lebhafteren Gefühl der Machtlosigkeit
gegen einen so iiborniächtigen Feiud und der HUlflosigkeit, durcli
die der Landwirt, trotz einer vielleicht gewissenhaften Befolgung der wohlgemeinten
Ratschläge der wissenschaftlichen Forsehung, wie er sich gestehen
muss, noch immer fühlbar leidet, während andrerseits die Stärke des Feindes
immer mehr zuzimehmen schien, hat man sich in verschiedenen Ländern
und verschiedenen Weltteilen gedrungen gefühlt, die alte Frag e von dem
Getreideroste einer erneuten Untersuchimg zu imterziehen. Dies geschah
zuerst in Australien und bei uns in Schweden, in beiden Ländern ungefähr
gleichzeitig, und ohne dass man an dem einen Orte die geringste Kenntnis
von dem hatte, was an dem anderen vorging.
In Australien wurde, wie es scheint, nach einer vorher in den dortigen
Tagesblättern geführten Berberitzeiifehde ( R o s t r u p , IV, 5 4 ) , die F ra g e von
einer neuen, gründlichen Untersuchung speciell des Weizenrostes in einer
Sitzung der Australischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in
Melbourne 1889 geweckt, uud die Folge dieses Vorschlages war die Berufung
einer E r s t e n W o i z e n r o s tk o n f e r e i i z nach Melbourne auf den 10. März 1890.'
Dieser folgte eine Z w e ite in Sidney vom 5 . - 9 . Ju n i 1891 und eine
D r i t t e in Adelaide vom 8.—12. März 1892. Bei diesen Konferenzen, von
welchen die erste von 5, die zweite von 9 und die dritte von 12 Vertretern
der einzelnen Koloiiieen besucht waren, wurden interessante Mitteilungen
über die Erfahrungen und Versuche dei- einzelnen Konferenzmitglieder g e macht
und besprochen, wodurch die Kenntnis von der Na tu r des australi-
scheu Weizeurostes nicht unerheblich erweitert wurde. Wir werden im
folgenden häufig Gelegenheit haben, au f zahlreiche Einzelheiten der d ick bändigen
Berichte über die Verhandlungen dieser Konferenzen zurUckzukoni-
men, die gedruckt erschienen sind (Konf. I, I I und IU) und deren wesentlicher
In h a lt dem schwedischen Publikum iu -¡.Landtbrukshotanisk Bcrättelse
af den 28 ja n u a ri 1893» ( E r ik s s o n , IV, 2 3 7 ) kurz mitgeteilt worden ist.
Durch die von der australischen Untersuchimg gewonnenen Resultate,
aber ganz sicher auch durch die denkwürdige Bewegung der allerletzten
Jah re auf dem Gebiete der pflanzeiipathologischen Forschung im allgemeinen
— eine Bewegung, von welcher Zeugnis ablegen teils die Verhandlungen
der beiden zuletzt abgehaltenen In ternationalen Landwirtschaftlichen Kongresse
in AVien 1890 (Kongr., I, 1 1 4 , 1 2 9 ) und im Haag 1891 (Kongr.
H, T. 2, Sect. VI, b), teils das Entstehen zweier neuen, ausschliesslich
pflaiizenpatliologischen Fragen gewidmeten Zeitschriften, nämlich Professor
P. S o r a u e r ’s »Zeitschrift für Pflanzonkrankheiten» und die »Rivista di Pato-
logia vegetale» der Professoren A u g . nnd A n t . B e r l e s b — durch dies alles
angeregt und aufgefordert, h a t man sich auch in anderen Ländern mit
seltenem Eifer beeilt, ähnliche Untersuchungen einznlciten, wodurch, wie
man getrost sagen kann, die Getreiderostfrage von allen heutigen botanischen
Fragen von allgemeinem luteresse an die allererste Stelle gerückt ist. So
wurde diese F ra g e im Ja h re 1892 in Deutschland durch die »Deutsche
Landwirtschaftliche Gesellschaft (Pfl.-krankh., II, 6 5 ) , in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika durch die Massachusetts State Agricultural Ex-
‘ Auch in den sedisiger Jahren arbeitete in Australien eine »Coreal Diseases Commission
». Die Gutaoliten dieser Kommission werden einigemalc in den 8chrifteii der
jetzt iu .-Vusti-ulieii stattfindendeu Itostuntersuchung (Konf., II, is , 21 ) citiert, und wir
sind im Besitze einer von einem Landsmann iu Australien uns zugesandten Abschrift eines
».Meteorological Keport» des »Observatory and Telegraph Departement Adelaide, January
21, 1868» au »the Chairman Cereal Diseases Commission», iu welchem Kapport genauer
Bericht erstattet wird über die VVitternngsverhältnisse während der zehnjährigen Periode
1858—67, und auch der Versuch gemacht wird, die verschiedenen Verheerungen des Getreiderostes
während der geuaimtcn Jahre mit den verschiedenen Niederschlagsmengen iu
Beziehung zu bringen.