Unsere eigenen Untersuchungen, die teils olme voraufgehende besondere
mikrochemisclie Beliandinng der Präp a ra te , teils aber auch au f solclien P rä paraten
ausgefülirt wurden, die mit verschiedenen klärenden oder färbenden
Stoffen, besonders mit einer 3 ,5-prozeiitigeu Haeniatoxyliii-Alkohollösung, die
d arauf mit einer 2-prozeiitigeu Alaunlösung wieder ausgewasclien wurde,
behandelt waren, haben dai-gelegt, dass sicli das Mycelium der Puccinia
gram in is im Grasblatte durch dieselben Eigenscliaften auszeichiiet, die man
mehr oder weniger allgemein in der L itte ra tu r den Uredomycelien überhauiit
heilegt, uud die im weseutlioheii in M*o l f p ’s nnd B o l l b y ’s hier oben angeführten
Alterten eiitlialteu sind nnd aiicli von AVa k k e r (1) und F e ü t z -
LING (I) im Ja h re 1892 betont werden. li i e in em verhältnismässig
j u n g e n s p o r e n e r z e i ig e n d e n S t a d iu m (Fig. 45), als sich noch nichts
anderes als Uredo.sporon gebildet hatte, liegt, wie man sieht, d a s Myco-
liu m h a u p t s ä c h l i c h zw is c h e n d e n Z e lle n , indem es ein reiches nach
allen Seiten liin verzweigtes Netzwerk von verliältnismässig dicken, dielit
quergegliederten Fäden bildet. Es liegen ziiweileii, j a vielleicht am häufigsten,
mehrere Fäden neben einander, nnd zwar desto mein-, je mehr man
sich dem pseudopareucliymatisclien Myceliiiinlager (dem Hymenium) (Fig. 4 4 )
nähert, aus weleliem die Sporeustiele der üred o hervorgehen. Auch recht
weit nach der entgegengesetzten Blattseite hin zeigt das Mycelium indessen
durch seine kurzen, gegen einander abgerundeten Glieder ein eigentümliches
Ansselieu, das etwa an die Stru k tu r des Psendoparenchyms erinnert.
Durch das interzellulare Mycelium werden die Zellen recht weit
von einander getrennt, aber eigentümlieher AVeise ohne zu schrumpfen
öder abziisterben, wie man wohl erwarten könnte, da sie fast ganz von
ihren Genossen geschieden werden und die normale ‘Nalirnngszufuhr dadurch
eine Unterbrechung erleidet. Im Gegenteil behalten sie ihre Form sehr gut
bei und besitzen noch immer etwas Protoplasma und Chlorophyll, was alles
beweist, dass d a s A h s te r b e n d e r v o n M y c e lium um s p o iiiie n e n Z o lle n
n u r s e h r l a n g s am von Statten geht. Dass dieses langsame Ahsterben, das
von grösser Bedeutung tü r den Haushalt des Pilzes ist, in irgend welcher
Beziehung zu dem innigen Zusammenleben des Para siten und der AVirtspflanze
stellen mnss, ist wohl anzunehraen, sei es dass mau sicli dieses Zusammenleben
von Seiten des Pilzes als die möglichst grosse Sparsamkeit mit
den ihm zu Gebote stehenden Mitteln vorstellt, oder so, dass der Pilz irgendwie,
wenn auch in untergeordnetem Masse, aber dennoch ak tiv dazu beiträg
t, dass seine Vorratskammer, so lange es für ihn zweckmässig ist, niclit
leer wird.
Unter ZiihUlfenahme hinreichender Vergrösserung erblickt man ferner,
am besten bei der Untersuchung sehr ju n g e r Kraukheitsstadien, Myce-
lienäste auch in den Zellen seihst (Fig. 45). Diese, die bedeutend schmäler
sind als die interzellularen Mycelienfäden und keine Glieder besitzen, wachsen,
je naclidem das Gewebe älte r wird, sowohl in die Läng'c als auch
un Anzahl, so dass M y c e l i e i iä s i e , nachdem der Rostflecken in dem
Pucciniastadium augelangt ist. z u l e t z t h e in a h e d a s g a n z e L um e n d e r
Z e l l e a u s fU lle n . Es lässt sich schwerlieh bezweifeln, dass sie wenigstens
im Anfang, solange die Zelle noch irgend welclie dom Pilze dienliche
Nalirimgsstoft'e enthält, die Aufgabe von Haustorien oder Saugorganen
erfüllen Dieselben dürfen ganz siclier als den Gebilden völlig analog
hetraohtet werden, welche von yerschiedenen Verfassern bei tolgendeu
Uredineen beobachtet worden sind, nämlich im Ja h re 18 6 3 von d e B a r y
(II 9 7 ) bei Puccinia Anemones, E n d o p h y llum Sempervivi und Aecidium
Tragopogonis, 18 6 7 von demselben (VI, 2 5 9 ) bei Aecidium elatinum, 18 8 2
und 18 8 9 von H a r t i g (I, 5 6 und II, i s e ) hei Melampsora Goepperhana, 18 8 2
von A V a rd (I 3 0 5 ) bei Hemileia va s ta tr ix , 18 9 0 von N bw c om b e (I, lo e ) bei
Caeoma n itm s , 1 8 9 1 von B a r c l a y (III, 2 3 s) bei Fuccinia Jasmim-C hryso-
pogonis u s w.. welche sämtlich, wemi wir die zu allererst entdeckten
ausnehmcii, ganz ausgemacht als Haustorien aufgefasst und angegeben worden
sind. In den neuesten Handbüchern, z. B. hei Z o p e (I, 2 8 0 , 6 5 3 ), findet
man desliall) auch die Uredineen ohne Bedenken denjenigen Pilzen zugezählt,
die ihre Nalirung durch Haustorien aufnehmen.
AVenn das zur Erzeugung von Sporen bestimmte Mycelienlager die
gehörige Keife e rlan g t hat, und die daraus entwickelten Sporen gehörig
entwickelt sind, platzt die dieselben bedeckende Epidermis und ihre Ränder
werden von der nach aussen dringenden Sporenmasse immer mehr nach
oben gebogen (Fig. 41). Diese umgebogene Oberhaut erscheint schon je tz t
auch dem unbewaffneten Auge, aber noch melir bei einiger Vergrösserung,
als ein weisses Häutchen.
Zuweilen alier bleiben die Üredohäufchen von der Epidermis bedeckt.
Solche »bedeckte Üredohäufchen. sind an denjenigen Pflanzenteilen, vor allem
a u der Halmpartie unmittelbar unte r der Ähre bezw. Rispe, wahrgenommen
worden, die der Reife nahe waren (Fig. 29 ). Sie treten als gelbe Pünktchen
oder Streifohcn auf einem bis je tz t noch heller gelben Grunde hervor. Ganz
ohne Keimfähigkeit scheinen die in diesen Pusteln eiiigesohlossenen Sporen
niclit zu sein. In einem Fa lle kamen, luicli der Einlegung von zerschnittenen
Halmteilchen in AVasser, h ie r und da Keime nach 2 mal 2 4 Stunden zum
Vorschein.
2. Di? Ü re d o sp o ren . Die Üredosporen dieser Rostart sind leicht k en n tlich
an ilirer länglichen Form (Fig. 43 a, li). Nachstehende Zusammenstellung
zeigt die Dimensionen derselben, wie sie von den einzelnen Forschern
angegeben worden.
Nach W i n t e r (1, 2 1 7 ) 1881 beträgt d i e Länge 24—38 «, d i e Breite 14—20
s P l o w r ig h t (11, 5) 1882 » 2 5 - 3 5 » » > 15—20 »
(VI, 4 ) 1889 » 23—38 » » 1 5 -2 0 »
B u RRIL (I, 19 7) 1885 » 2 7 -3 6 » » » 1 8 -2 1 *
» S c h r ö t e r (III, 3 2 2 ) 1887 > 24—26 » » » 14—15 »
» S aCCARDO (I, 6 2 2 ) 1889 » 24 45 » » * 14—21 »
» C o b b (I, 2 0 1 ) 1890 * 30—40 » > ' > 18—22 »