(1er Regel an f der Aussenseite und nnr in seltenen Ausnaliinefiillen nuf der
Iimenseite liilden. Hier liegegnet uns bei der P uc c in ia glumarm n an derselben
Getreideart, also unter- denselben örtlichen Umständen uud Bcdingnii-
gen. ein völlig entgegengesetztes Verliältnis. F a st olme Ausnalime* lirechen
liier d ie H ä n f c l i e n a n f d e r I n n e n s e i t e d e r K l a p i i e n u n d S p e l z e n
hervor, nnd von der grossen Fülle, in der sie, wenn die Umstände gliiistig
sind, liier auftreten, kan n man anf die liedenteiide Grösse der dem liänf-
ehcnerzengondeii Mycelium iimewolmeiiden Kraft scliliesseii. Es mnss liier
also eine gewisse, jed en der lieiden Pilze speziell keimzeichnendc, nngcboreiie
Eigenschaft geben, die entscheidet, ob das Ausbrcchcii der Hänfolien au f der
Aussenseite, wie liei Puccinia g ram im s, oder imf der Innenseite, wie bei
P . glumarum, zu geschehen liat, und die uns nötigt, die meclianiselieii Hindernisse
für erst in zweiter Linie wirksam zn halten.
Wo der Grniid dieser Verschiedenlieit der Arten zn suchen sein mag,
d a rü b e r wissen wir nichts, nnd Versuclie, denselben näher zu erforschen,
haben noch niclit ausgefülirt werden können. Es liegt wohl am nächsten,
die E rk lä ru n g in einer bei den Mycelien der lieiden Arten verschiedenen
Reaktion gegen das Licht, in einem verscliiedenen Heliotropismus, zu suchen.
Eine solche Hypothese nötigt uns aber ausserdem anoli anznnehmeii, dass
ein verschieden gesta lte te r Heliotropismus sich auch an derselben P ilz a rt bei
verscliiedenen Gelegenheiten, oder richtiger an verscliiedenen Teilen der
AVirtspflanze geltend mache, da die Häufchen der Uredo glumarum an der
Blattspreite meistens auf der s ta rk beleuchteten Oberseite, aber an der B la tt-
scheide sowie an den Spelzen und Klappen ansschliesslicli a u f der versteckten
Iimenseite auftreten. AA'ie dem aber auch sein mag, ob die E rklä ru n g
je n e r E rscheinung die hier gegebene ist oder nicht, das steht wohl fest, dass
die äusseren oder inneren Faktoren, die h ie r ihren Einfluss geltend machen,
dies nicht gegen den Pilz als selbsfändigen Organismus an und für sich
thun, sondern gegen das als ein gemeinsames Ganze anftretende AA'esen, welches
von dem Pilz und von dem Gewebe, in welchem je n e r wohnt, zusammen
gebildet wird. Anders kan n dies ancli so ausgedrückt werden, dass
man bei der Beurteilung derjenigen Umstände, welche das Gedeihen und die
T h ä tig k e it sowohl dieses als auch anderer, ähnlicher Pilze bedingen, die
zufällige Beschafienheit der Pflanze, ja , des Pflanzeiiteils, an denen der Pilz
auftritt, nicht imberücksichtigt lassen darf, eine Besehaffenlieit die mutmasslich
je nach den obwaltenden Boden-, AVitterungs- und anderen Verhältnissen
wechselt.
Auch an den Spelzen, sowohl den äusseren als den inneren, folgen die
hervorbrecliendeii Uredohänfchen, welche, wie augedentet wurde, immer au f
der Innenseite auftreten, den clilorophyllfülireiiden Geweliesträngeii. Auf
der äusseren Spelze (Fig. 76 b) findet man sie in Reihen geordnet, besonders
gegen die Spitze derselben, wo der Chloro])hyllvorrat etwas reichlicher ist
‘ Bisweilen findet man Tilletia Caries und Puccinia glumarum in einer AVeizenähre
zusammen. In einem solclien am e 1890 beobaditeteu Falle (Horsford’s AA'inter-Perl-
weizen) waren üredoliänfcben auch auf der Aussenseite der Spelzen ausgebrochen.
iS
als in ihrem uiiteroii, von der davor liegenden Klappe lieileckten Teile. Die
Iläufclienreihen reichen bis ungefähr an den Punkt, wo die Granne an der
Aussenseite der Spelze lieraustritt. »An scliwer heimgesuchtem Granneiiweizeii
lassen sich gellie Roststreifen, hier jedoch uiclit mit ofieiien Häufclieu, sogar
an der Granne fast der ganzen Länge nach verfolgen (Fig. 77). Aus den
au f der Innenseite der Spelze geöffneten Häufchen fä llt ein reicliliclier gelber
Staub von Üredosporen lieraus, wclolier teils das daliinter liegende .junge
AVeizeiikoru bedeckt, teils in einen grossen Haufen an der zusammengefal-
teteii Basis n iederfä llt (Fig. 76 b), wo er recht lange iu einem scheinbar
unveränderten Zustand liegen bleibt als feines, leiclit abzuscliiittelndes oder
abzublaseiides Pulver, während dagegen die an der entsprecliendeii Stelle
der Klappe angeliäufte Sporeumasse, wie sclion Ö r s t e d (I, l u e ) im Ja h re
1863 änsserte, einen etwas mehr zusaninienliängenden, von Pilzfädon durcli-
floclitcnen Klumpen bildet, der sich weniger leiclit vou seinem Platze en tfernen
lässt. An der inneren Spelze (Fig. 76 c) folgen die Rosthäufchen auf
der Innenseite den beiden Randnerven bis nach der Spitze hin, und der
heransfallende Sporenstaub häuft sich auch hier an der Basis in den beiden
Randfalteii an.
In der eben gescliildertoii Gestalt, als gellie Häufchen und gelber Staub
an f der Innenseite der Klappen und Spelzen, wird diese Pilzart aucli zuerst
in der L itte ra tu r beschrieben. Dies hat auch den von S c h m id t gegebenen
Namen, »die Uredo der Spelzen», veranlasst. Eigentümlich aller ist es, dass
sowohl S c h m id t (1, 2 s) 1819 als anch F r i e s (I, 23 ) 1821 den Pilz nur als
Spelzenrost kennen, und zwar nnr in dem hier oben lieschriehcneu Uredo-
stadiuin, j a auch H e n s l o w (II, 2 2 1 ) kennt 1841 einzig und allein die au
den Spelzen anitreteiide Form, wenn auch ausserdem im Pncciiiiastadium.
E rst mit Ö r s t e d (I) 1863 erweitern sicli die Kenntnisse, — insofern es
die am AA'eizen anftretende Form betrifi't*, — in dieser Beziehung, indem er
den Zusammenhang der vorlier hesoliriebenen, an Blättern und Scheiden
anftretenden Form mit der elien beschriebenen, an Sjielzen anl'tretenden bewies.
Es hatte dieser Beweis aller nur wenig Nutzen, da d e B a r y (IV, 49)
im J a h re 1866 die Ö r s t e d ’sc Iic Art für mit F u c k e l ’s Puccinia »straminis
» synonym erklärte, und sjiätere A'erfasser, bis auf wenige Ausnahmen,
sicli deslialb v e ranlasst gesehen liaiien, dieselbe ganz zu vernachlässigen.
rj) Der (lellirost iu den AYeizeiiköruerii. Dass diese Siielzenrostforiii
schon früher auch in den Körnern beobachtet worden ist, kan n man ans den
hier und da in der L itte ra tu r vorkomnieuden Äusserungen schliesseu, wenn
diese nncli lange nicht so deutlich imd bestimmt sind, wie weun es sieh um
das Auftreten derselben an den Spelzen und Klappen liandelt. Schon S c h m id t
(I, 28) sagt im Ja lire 1819: »das vorher gcsniide Saa tk o rn liekommt, iiacb-
dem es mit dem feinen iiomeraiizengclben Sporenpulver umgeben worden,
ein blasses Ansselieu nnd schrumpft zusammen, wobei die innere Sulistanz
' Was die am Roggen anftretende Form betrifft, wurde eine solclie A'ermutuug viel
friilicr, sclion im Jahre 184G (Bot. Zeit., I, 5 0 i . 5*c, S 0 2 ) , ausgesproclien.
1,1