hierüber sielie weiter nuten — und zwar zn Gunsten des Berheritzenstrauches
als eines dem Getreide misehädlichen Nachbars.
Schon je tz t hatte d e C a n d o l l e (II, sa ) 1815 eine zweite Getreiderost
a r t unterschieden und unter dem Namen Uredo ruhigo-vera * beschrieben
und einige Ja h re spä ter linden wir, dass ein Doutsoher, J . K. S c hm im
(I, 2 7 ) eine dritte Art unter dem Namen Uredo gluma rum auistellt uni
beschreibt.
Inzwischen waren neue Versuche zur Aufhellmig der Schädlichkeit des
Berberitzenstrauches gemacht worden, und zwar von einem deutschen Land
wirt, Namens v o n B ö n n i n g h a u s e n , 1817—1818. Dieser säte 1817 nm einigi
Berberitzensträucher se ines Gartens teils Getreide verschiedener Art teils anden
Kulturplianzen, wie Bohnen, Klee u. s. w. Die gesäten Getreidearten wurdei
sämmtlich, mit Ausnahme jedoch des Hafers, rostig, ebenso wie auch einigt
um die Sträucher wild wachsende Gräser, wie Triticum repens, A nth o xa n thm
odoralum u. a. Rostflecken an den Getreide- und Grasarten zeigten sich ersi
nachdem sich die Acidienbeoher der Berberitze geöffnet, und die Ausbreitiui!
des Rostes an den ersteren schien der Windrichtung vom Strauche aus zu folgen
Die Berberitze hatte nicht geblüht, weshalb also die Ursache nicht im Pollen
staub gesucht werden konnte. Die im folgenden Ja h re fortgesetzten Versucln
bezweckten hauptsächlich die Lösung der F ra g e , ob der Schaden durch dit
Rostflecken au den Blättern der Berberitze oder vielleicht nur durch eine Ar
Ausdünstung des Strauches hervorgerufen werde. Man inficierte im Freiei
Roggenpflanzen, indem man ihre Blätter einige Tage hinter einander mit deii
von rostigen Berboritzenblättern abgestreiften Sporenstaub bestreute. Nacl
5—6 Tagen brachen an den sporenhestreuten Roggenblättern Rosthäufchen hei
vor. Von diesen Roggen blattflecken führte man d a rau f Sporenstaub auf ander
Roggenhlätter Uber. Auch diese letzteren Versuche lieferten positive Ergeb
nisse, indem nach 9 Tagen neue Rosthäufchen hervorbrachen. Es schein
indessen, als ob diese bemerkenswerten Resultate v o n B ö n n i n g h a u s e n ’s weiii:
beachtet und auch bald vergessen worden wären. Wir wissen nämlich niclil
oh sie irgend welche allgemeine Diskussion oder neue Versuche in derselbei
Richtung veranlasst haben, weshalb sie folglich in der Geschichte des 6 f
treiderostes keine eigentliche Rolle gespielt haben. Erst 46 Ja h re sp ä te r zoi
F u n o k e (I, i io ) sie wieder an das Tageslicht und Hess ihnen Gereohtigkei
widerfahren.
In Schweden wurde die Getreiderostfrage zuerst durch E l ia s F r ie s (I
im Ja h re 1821 einer beachtenswerten, selbständigen Behandlung unterworfel
Allerdings hatten schon, wie bereits erwälmt, G a d d (I, 4es) im Ja h re 171
’ Den Namen Uredo Riihigo batte d e Ca n d o l l e im Verein mit de L amarck (1, 23J
10 Jahre vorher für eine an Campanula, Sonchus mid ß u b u s sa xa tiUs unterschiede«
Hostart angewandt.
^ Es verdient bemerkt zu werden, dass dieselbe Zeitschrift, in welcher Euncice’s Aul
sats gegen Ende des Jahres zu lesen ist, schon früher in demselben Jahre Artikel ciii
halten hat (I, i.us, sss), die mit der grössten Geringschätzung von der Möglichkeit eiiu
Kostansteckung durch den Kerberitzenstrauch reden.
und B j e r k a n d b r (I, 2 ir,) im Ja h re 1794 das Vorkommen von Kost in .Schweden
ertvähut. Auch R e t z iu s weiss' manches über den Getreiderost zu sagen.
Im Ja h re 1806 (I, 4 3 i, 4 i 4) h ä lt er ihn für dieselbe Art. wie die, welche an
mehreren anderen Pflanzen, wie Tussilago F a rfa ra , Staohelheeren, Berberitze
u a. verkommt, eine Art die er unte r dem alten Linne’schcn Namen Ly-
eoperdon epiphyllum oder Blattrost aufnimmt. Diese Ansicht än d e rt er aber
schon im folgenden Ja lire ganz wesentlich, indem er nicht nur zeigt (1,
4 14), dass er diejenigen Untersuchungen, spociell die von W il l d b n o w (I,
1 38), welche die Gefährlichkeit des Berberltzenstrauclies als eines Rostverbreiters
darziilegeii suchen, kennt, sondern auch hervorheht (H, 2 o),
dass man keinen Einfluss au f das Getreide habe spüren können von der
Nachbarschaft der Eberesclie (Sorhus A u cuparia) oder des Stachelbeerstrauches,
und schliesslich erklä rt, dass letzteres seinen Grund in der relativen
Höhe der genannten Pflanzen im Vergleich zn den Getreidearten finde. Die
Eberesche wäre nämlich zu hoch und der Stachelbeerstrauch zu niedrig, als
dass der Eoststauh ihrer Blätter mit irgend welcher Wahrscheinliohkeit anf
das Grashlatt übergehen könne. Eine ausführlichere Behandlung erhielt
jedoch der Getreiderost, wie schon erwähnt wurde, in Schweden erst durch
unsern grossen Pilzforsclier E l ia s F r i e s , welcher zwei Getreiderostarten aufnimmt:
erstens den Grasrost »Päfälle» {Fuccinia graminis), an allen Getreide-
arteii und an den meisten wilden Gräsern auftretend, und zweitens den Spreu-
hrand [»Agnbrand»] (Uredo glumarum) am Weizen, Spelt und Bromus,ausser dem
Blattrost am Berberitzenstrauche {Aecidium Berheridis), welch letzteren er
als eine besondere Pilzart betrachtet. E r beschreibt beide Getreiderostarten
so rgfältig und in einer Weise, die zur Genüge zeigt, dass die Beschreihung
in eigenen Beobaclitimgcn wurzelt. E r spricht auch von dem Einflüsse der
Bodenbesohaffenheit des Ackers und dessen Lage, über die Zeit des Auftretens
der beiden Arten und deren Verbreitimgsweise, sowie Uber ihre Bedeutung
in wirtschaftlicher Hinsicht. Dass der braune Sonimerrost {Uredo
linearis) und der schwarze Herbstrost {Buccinia g ram in is) nur verschiedene
Entwickelungsstadien derselben Pflanze sind, »das», sagt F r i e s , »kann nunmehr
nicht dem geringsten Zweifel unterliegen», während er andrerseits die
Vorstellung eines Zusammenhanges zwischen Berberitzenrost und Getreiderost
als unrichtig, j a als »ein widersinniges Vorurteil» dahinstellt. Schliesslich
schlägt F r ie s verschiedene Mittel vor, um dem Rost vorznbcugeu, wie
z. B. Verbrennen vou rostigen Halmen, Anwendung vollkörniger Aussaat
u. s. w.
Im Anfänge der drcissiger Ja h re entbran n te der Be rheritzenstreit iu
Dänemark von neuem, nachdem die Kgl. Dänische Landwirtsohaftlicho Ge-
sellschait durch einen 1829 in den Zeitungen an das Publikum gerichteten
Aufruf, auf den Rost achtzugehen und der Gesellschaft die gewonnenen Er-
tahrungen mitzuteilen, verschiedene Äusserungen über die F ra g e hervorgeru-
feu, und nachdem der ans der früheren Periode dieser Fehde bekannte Sclml-
lehrer S c h ö l e r , zumal anlässlich des vorhergehenden schlimmen Rostjahi-es
von 1831, eine neue Schrift über den Getreiderost horansgegehen und der