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dend klein, und es kann daher kaum die Rede davon sein, dass sie die
Lchenscnergie der Pflanze in nennenswertem Grade herahsetze oder die assimilierende
Oberfläche derselben verkleinere. Elier könnte man sich denken
dass eine, wenn auch entfernte Gefalir in dem Auftreten dieser Uredohänf-
chen d a n n gesehen werden könne, dass diese eine neue, vielleicht leheus-
kraftigere, verjüngte Generation von Üredosporen enthielten die von der
Na tu r dazu bestimmt wären, dem Pilz in irgend welcher Beziehung zn lielfen
von dem einen Ja h re liis zum ändern am Lehen zu bleiben, oder auch
d an n , dass ein solclies Amlehenerlialten dem Mycelinm, ans dem sicli im
Herbste die Sporen bildeten, sowie dem Blatte, in welchem dieses Mvcelinm
wohnt, an v e rtran t sein könnte.
2. Überwinternde Uredo. Bei den wiederholten Versuchen das Wieder
auRreteii dieser Rostart nach Ablauf des AVinters an solchen Plätzen zu
erklären, wo die Berberitze in grösserem oder kleinerem Umkreise fehlt hat
man an mehreren Stellen in der Litteratur, nicht am wenigsten in der neueren
und neuesten, aen Gedanken ausgesproehen, dass die Uredo — mögen es
min die Sporen sein oder das sporenerzengende Mycelinm - - \ie lleiclit ihre
Lehenskraft nngesebmälert bis zum nächsten F rü h lin g nnd Sommer beihe-
halt, um dann neue Krankheitszenti-eu, von welchen aus sioli die Krankheit
d a n n ,nimer n.el.r ansbreiten kann, ins Dasein z u rufen. So h ä lt es K ü h n
H. 401) im Ja h re 1875 für Avahrscheinlich», dass auch hei dieser Art, wie
lei P u cm u a mtbigo-vera», die Üredoform »unter günstigen Umständen den
AVinter zn üherdanern und somit den Grasrost von einem J a h r in das andere
zu iibertragen vermag», wenn er es aneh nicht hat positiv naohweisen können.
B l o m e y e r (1, 40») fand in demselben Ja h re an f seinem Versuchgfelde bei
Leipzig die hredo g ram in is schon Ende Mai und sieht iiierin eine Audeutun-
davon, dass auch Puccinia g ram in is ausnahmsweise von einem Ja h re bis
zum anderen als Uredo leben kann. P l o w r ig h t (II, lo) erwälmt, dass er
am 31. Dezember 1881 ein frisclies Uredol.änfohen an f T riticum repens und
ein zweites auch mi folgenden März gefunden habe. In jenem Frühling
w a r auch der Weizen am dortigen Platze sehr rostig. Zum Teil sei dies
wahrscheinlich, wie P l o w r ig h t meint, der üredo graminis znzusclireiben
die seit dem vorigen Herbst am Lehen erhalten worden. Denselben Gedanken
spricht auch L i t t l e (I, 634) im folgenden J a h re und a u f P l o w r ig h i ’s
gmiannte Beobachtung gestützt aus. R o s t r u p (IV, ,55) h ä lt eine überwinternde
Lredo g ram inis für ..vielleiclit möglich in milden Wintern», besonders da sie
»zuweilen vor A e c tdm m Bcrberidis Vorkommen kann», ebenso wie an solchen
Platzen, wo »die Berberitze au f vielen Meilen in die Bunde nicht vorkoramt»
und VON T h u m e n (II. l e ) behauptet im Ja h re 1886. dass man (in Österreich?)
he. U o lc u s y p . diese Uredo »das ganze J a h r liindurclu finde; den Wert dieser
A n p b e mochte man jedoch in Zweifel zielien, wenn man sieht, dass von
I HUMEN an demselben Orte die J Jredo glmn a rum DG.» als die Uredoforni
der Puecima g ram im s liinstellt, wie er anch au f dieselbe Weise JJredo
h n e a n s P e r s .» autfasst.
In Nordamerika liat besonders B o l l b y (III, 13) 1889 in In d ian a dieser
Frage grosse Aufmerksamkeit gewidmet. Er inaclite den ganzen Winter
und Frü h lin g liindurch Beobaolitungcn an besonders gezeiclineten Weizen-
liflanzeu, und es ergab sicli dabei, dass der Pilz - ISo l l e y bespricht liier
soivohl Uredo g ram inis als auch Uredo zrubigo-vera., die er auch ahhildet —
»beim kältesten AVetfer keine neue Hänfclien erzeuge», wenn aucli »eine
mikroskopische Untersuohung die Anivesenheit von frisehem Pilzmycelium
in den Geweben der Blätter aufwies»_._ Beim ersten warmen Wetter im März
erzeugte der Pilz wieder Sporen im Überfluss an den Pflanzen, die im Herbst
hcfallen geivesen, aber die K rankheit verbreitete sich während der d a rau f
folgenden trockenen Witterung nicht eben sehr. E rst nacli dem Eintreffen
starken Regenwetters griff sie allgemeiner um sich. Am 22. Ju n i waren
die Blätter des Weizens so rostig, dass es beinahe unmöglich war, ivenn
man 1—2 Varietäten ausnimmt, a u f einem grossen Versnclisfelde mit ungefähr
40 Sorten ein einziges gesundes Blatt zu finden. Je tz t traten Teleutosporen
von Puccinia mihigo-veras auf. Die Art und AVeise, wie B o l l b y
unmittelbar darauf, und aucii in mehreren anderen Schriften, diese letztere
Rostart als eine der für den AVeizen wichtigsten in Nordamerika hervorhebt,
sowie eine Angabe au f der folgenden Seite, dass »es bis zum 25. Ju n i fast
immöglich war, Proben von Uredo graminis zu finden», geben jedoch mit
Recht der AYrmutung Raum, dass B o l l e y in seiner ganzen Darstellung
eigentlich an Uredo zrubigo-vera:» und nicht an Uredo gram in is gedacht und
jene auch beschrieben hat.
In Australien wirft im Ja lire 1891 A l p in e (II, 2 7 ), um das Vorkommen
von Puccinia g ram inis in Australien, obgieicli die Berberitze dort nicht einheimisch
ist, zu erklären, den Gedanken auf, dass die Soniinersporen in dem
dortigen »ffnohtbaren (genial) Klima ihre Keimfähigkeit verlängern und den
Pilz jah re lan g am Leben erhalten können». Denselben Gedanken aus demselben
Lande finden wir anch hei C o b b (III, is s ) im Ja h re 1892, welcher
sagt, dass Uredo gram in is »das ganze Ja lir hindnreli in allen Jahreszeiten
entweder au f selbstgesätem AVeizen, Hafer, Gerste u. s. w. oder au f
mehreren Gräsern zu finden sei, nnd es soliarf tadelt, dass »man den Rost
in dieser AA*eisc a u f selbstgesätein Getreide hei nachlässiger AAHrtsehaft oder
ani Unkräutern den AAHnter überleben lasse».
Es dürfte unter solclien Umständen ivohl der Mühe wert sein nachzu-
scheii, wie cs sich hei uns in dieser Beziehung verhalten mag. Im Herbst
1891 wurde deshalb eine Anzahl Getreide- und Grasarten, die von dieser
sowie von melireren anderen Grasrostarten angegriffen waren, in einen eigens
zu diesem Zwecke angelegten, eiugefriedigten kleineren Versuclisgarten >
verpflanzt. Die verpflanzten Gewächse stammten teils aus dem grossen
V ersiichsfeldc der Ansta lt teils aus anderen Plätzen z. B. dem Bergianischen
In dem folgenden wird dieses Zuclit- und Beobaclitimgslokal, welches neben dem
zn der Anstalt gehörenden Dienergebäude gelegen und durch zivischenliegende Gärten
von dem grossen A'ersuchsfelde getrennt war, öfters unter dem Kamen .Versuchsgarten»
erwähnt werden.
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