Da diese Zalilenangalien recht hedeiitend schwanken und die E rfahrung
auch gclelu't hat, dass die au f versohicdeneii Wirtspfianzen aiiftretendeu
Formen mit einander nicht völlig identisch sind, liaben wir mehrere Messungen
dieser Sporen von verscliiedeuen Wirtspfianzen ansgeftihrt. Das
Ergebnis derselben findet sich iu untenstehender Tabelle 17, in welcher iu
gewissen Fällen 2 Serien verzeichnet sind, da die Massangaben der einen
Serie mit einem Mikroskope, die der anderen mit einem anderen bestimmt
wurden. Jede Messung umfasste eine grosse Anzalil Sporen von den kleinsten
bis zn den grössten im P rä p a ra te befindlichen, und diese waren in den
hetreffenden P räpara ten verschiedenen Flecken, oft anch verschiedenen Pflanzenteilen
oder sogar verschiedenen Pflanzeu, entnommen.
Die Sporendimensionen der Uredo gram in is a u f verschiedenen
W irtsp fla n zen .
Tabelle 17.
" W i r t s p f l a n z e
S e r i e I S e r i e II
Länge Breite Länge Breite
Secale c e re a le ............................................... 34—35 16—21 2 3 - 3 1 15—19
Triticum v u lg a re .......................................... 29—43 19—21 3 0 - 3 8 18—21
Avena s a t i v a ............................................... 35—40 16—21 22—37 1 8 - 2 1
Hordeum v u l g a r e ...................................... 2 6 - 3 8 16—21 2 6 - 3 5 1 6 - 2 2
1 Aira c a e s p i to s a .......................................... 2 4 - 2 8 1 5 - 1 8
Aus der Tabelle geht hervor, dass die f. sp. Tritici die Neigung hat,
die grössten Sporen zu entwickeln; nach ih r kommt f sp. Secalis au f der
Gerste und dem Roggen, und dann f. sp. Avenae, letztere mit einem relativ
sehr grossen Spielraum zwischen dem Maximum und dem Minimum. Die
kle in sten Sporen hatte f. sp. Airae.
Die Wand der Sporen setzt sicli aus zwei Schichten zusammen, einer
äussereii, dem Exo.sporium, und einer inneren, dem Endosporium. Durch
Behandlung mit einer Säure z. B. Essigsäure vou passender Konzentration,
trennen sich die beiden Schichten leicht von einander (Fig. 4 3 c). Das
Exosporiiim ist ein ganz dünnes, fast farbloses Häutchen, nacli P l o w r i s h t
(VI. 29) eigentlich ein erweiterter Myceliumfäden, mit einer grossen Anzahl
kleiner Erhabenheiten versehen, die am besten hervortreten, wenn die Spore
trocken au f einem Objektträger liegend untersucht wird. In dem Endosporium,
das teils stä rk e r gefärbt teils weit dicker ist, finden sich an dem
Äquatorialgürtel der Spore 2 gegenständige oder 4 kreuzweise gestellte runde
Löcher, oder nach der Meinung einiger, mir sehr dünne Stellen, die sogenannten
Keimporen, die für den Durchgang des Keimschlaiiches oder der
Keimschläuohe bestimmt sind, sobald die Keimfähigkeit der Spore ins Leben
gerufen wird. Einige Verfasser z. B . S c h r ö t e r (III, 3 2 2 ) 18 8 7 und P l o w r
i g h t (VI, 1 6 2 ) 18 8 9 geben die Zahl der Keimporen dieser Art au f 2 an.
während wiederum andere z. B. d e B a r y (VIII, l o s ) 18 8 4 , W o l f e (II, ise )
18 8 7 , C o b b (I, 2 0 1 ; HI, 5 4 ) 18 9 0 und 18 9 3 , sowie R o s t r u p (VIII, eo ) 18 9 3
deren 4 gesehen zu haben glauben.
Diese einander widers]!rcchendeii Angaben sind wohl so zu erklären,
dass der Wandung allerdings eine Tendenz innewohnt, an 4 Punkten dünn
oder durchbrochen zu werden, dass aber aus irgend einer Ursache diese
Tendenz nicht überall in gleichem Masse zur Geltung kommt, vor allem
nicht in gleichem Masse an allen 4 Punkten, indem nämlich ein P a a r von
ihnen, die dann immer einander gegenUherstehen, vorzugsweise zu Durchlasspunkten
des hervordriiigenden Sporeninlialts ausgebildet werden. Im
allgemeinen seiden es uns, als ob wir 4 dünne oder durchbrochene Stellen
hätten unterscheiden können.
Der blass orangefarbene In h a lt der Sporen findet sich oft vorzugs'veise
um die Mitte herum angehäutt, während dagegen der In h a lt nach dem Ende
d e r Sporen vielmelir liyalin ist (Fig. 4 3 a, b). In dem zentralen Teile
kommen ültröpfclien vor, die nach B a o hm a n n (I, 7 2 ) ein 'vahres, in Äther
lösliches F e tt enthalten.
3. Die Keimung der Üredosporen. In der Regel 'vird die Keimfähigkeit
der Üredosporen dieser Rostart leicht ins Lehen gerufen, weun sie in eine
wassergefUllte offene Schale gescliüttet oder in einen grossen Wassertropfeu
a u f einem Ob jektträger gebracht und dann zur Beibehaltung der Feuchtigke
it in eine feuchte Kammer unter eine gläserne Glocke gestellt "-erden.*
Nach Verlauf einiger Stunden, zuweilen schon nach 2—3 Stunden, aber
manchmal erst nach 3 — 4 Tagen, treten Keimschläuche heraus.
Einige eigentümliche -Fälle einer sehr sta rken Widerstandsfähigke it
.gegen die Kälte " u rd e n schon im Anfänge des AVinters 1 8 9 1— 9 2 'vahr-
genommeu. Am *®/io um * 2 3 Ulir Nm, "-urden einige vom Hafer genommene
üredosporen in ein 'vassergefülltes Gefäss au f einen gegen das Sounenlieht
geschützten Platz ins Freie gestellt. In der Nacht auf den 30. war alles
AVasser des Glasgefässes zu E is gefroren. Darauf " u rd e das Glasgeiass in
die Sonne gestelR, und um 1 Uhr 'v a r das Eis geschmolzen. In dem geschmolzenen
AATisser lagen die Sporen ungekeimt. D a rau f " u r d e das Glas
in das Laboratorium gestellt, und am folgenden Tage um 8 Uhr A m. hatten
nicht "'e ilige Sporen gekeimt. Diesem A*ersuch parallel " a r ein anderer
mit gleichartigem Material ausgeführt 'vorden, l)ei dem das Glasgetäss die
ganze Zeit über im Laboratorium stand. Diese letzteren Sporen zeigten zn
der letztgenannten Beobachtungsstiinde nur sehr 'veuig-e Keime. Ein anderer
Keimversuch "-urde am i 'n desselben Ja h re s mit den Üredosporen von Hüll-
> Die angeborene Stärke der Keimfäliigkeit zeigt sicli auch darin, dass die Orcdo-
sporcn nach W ü t i i e i c h (I, 85, 93) sein- wenig, und zwar weniger als die Sporen mancher
anderen Schmarotzerpilze, gegen die Lösungen der Metallsalze empiindllcli sind.