es also eine zweite Art des Fortlebens geben. Am niiclisten läge dann wohl,
diese iu der Möglichkeit einer von den Sporidien direkt an f der keimenden
Saat liervorgornfenen Infektion zn snolieii, wenn anders die ganze Telento-
S))oreuprodnktion nicht an allen solchen Stellen, wo weder in der Nähe noch
in grösserer E ntfernung Berberitzcnsträncher Vorkommen, unnütz zu Grunde
gehen soll. Niolit selten findet man aucli iu der eiusclilägigeii L itte ra tu r diese
F ra g e aufgeworfen, wenn auch im allgemeinen oline nähere Angabe eigener
Beobachtungen oder Versuclie, welclie diesellie belegen könnten.
Der erste Verfasser, der sich an f eigene Untersuchungen hierniier beziehen
kann, ist d e Bary (II, 90), der im Ja lire 1863 Iiifektionsversuche mit Spo-
ridieii erwähnt, Versuche, welche in der mannigfaltigsten Weise ausgefülirt
w'urden, teils anf Blättern von Triticum rulgare und T. repens, teils auf
AVnrzelstöcken des letzteren, alle jedocli mit negativem Resultate. Im folgenden
Ja h re versuchte d e Bary (IV, 2 5 ) von neuem, Sporidien auf die verschiedensten
Teile von Triticum repens, T. vulgare nnd A v e n a sativa zn
säen, aller die Keimschlänche »verhielten sich, wie wenn sie an f Glasplatten
gesä t worden wären; die Schläuche wandten sich ordiiungslos nach den v e rschiedensten
Richtungen und starben rasch ah; die besäte Graspflauze lilieh
intakt». Diese Versuche wurden gleichzeitig mit denen au Berheritzenhlätteru
ausgeführt; die letzteren ergaben positive Resultate und wurden teilweise
von einer grundlegenden Bedeutung für die Lehre vom Heteröcismus.
Nach dieser Zeit wurde die F ra g e zuerst im Ja h re 1882 wieder anfgenom-
men. indem P l o w r i g h t (II, 7) am 15. und 17. April des genannten Ja hres
9 Weizenkeimpfläiizcheu mit den Sporidien der Puccinia graminis von T r iticum
vulgare und T. repens, mit demselben Material also, das zu den positiv
ansfallendeii Versuchen an der Berberitze verwendet worden, intioierte.
Zn diesem Versuch bemerkt P l o w r i g h t selbst, dass die Pflänzchen während
der vorhergellenden 14 T age im Freien, in einem Garten, gestanden hätten,
wo eine etwaige Ansteckung aiiderswolier nicht ausgeschlossen gewiesen;
dass 9 andere Paralleipfiänzchen, welche die ganze Zeit über im Freien
gestanden, zu derselben Zeit in ta k t gewesen, und dass schliesslich die
liäufclieiitragende Pflanze nicht von einer Berberitze h ä tte aiigesteckt werden
können, da Berberitzenäeidien erst viel spä ter im Garten aufgetreteii wären.
Die von P l o w r i g h t gemachte Beobachtung beeilte man sich mehrfach als
einen vollgültigen Beweis darzustellen, dass eine Infektion der Getreideart,
durch Teleutosporenkeime direkt ohne Vermittelung der Berlieritze statt-
fliide, zumal da man au f das nicht seltene Vorkommen von sehr reichlich
rosttragenden Getreidepfiaiizen an f den Misthaufen ei-iniierte, aber dieselbe
Beohaclitung scheint P l o w r i g h t später, wahrsoheiiilicli wegen der
bemerkten Mängel in methodischer Beziehung, selbst nicht hoch angeschlagen
zu haben, da er in k einer folgenden Schrift, niclit einmal in se inem
1889 erschienenen grossen Handbuch der Rost- und Brandpilze E n g lands
ein einziges Wort darüber äussert.
Gegen die Beweiskraft des letzt besproclieiieii Versuclies könnte man
übrigens noch mehr einwenden, als P lowright selbst gethan liat. Teils
giebt er nämlich nicht au, ob die von ihm gefundene Uredo wirklich
Uredo g ram in is gewesen ist, ob sie nach mikroskopisclier Untersuchung als
solche festgestellt worden, oder oh sie vielleicht eine Uredo wuhigo-veraz
gewesen; und docli wäre ein Aufscliluss hierüber desto notwendiger gewesen,
da ein Auftreten der erstgenannten Uredo schon am 7. Mai wohl,
wie ans dem folgenden liervorgehen wird, zweifelsohne eine äusserst auffallende,
kaum vorlier und auch nicht naohtier, wenigstens nicht in Ländern
von E nglands Breitegraden, heobaoliteto Ersclieinung ist. Teils d a rf man
aueh liei dem beschriebenen Versuche berechtigten Zweifel über die überraschend
kurze Inkubationsdaner hegen.
Bemerkenswerter erscheint ein Versucli zu demselben Zwecke, den
Plowright (II, is ) etwas spä ter in demselben Ja h re 1882 ausführte. Am
29. Jn n i füllte er nämlich 4 Blumentöpfe mit Erde und legte Weizenkörner
in dieselben. Unmittelbar d a rau f bedeckte er die Töpfe mit zwei Glasglocken.
Am folgenden Tage legte er a u f die Erde zweier, unter derselben
Glocke stehenden Töpfe zerschnittene Stücke Weizeiilialm, die reichlich mit
Puccinia g ram in is besetzt waren. Das Material, w'elches einige Zeit in einem
Zimmer gelegen hatte uud vor der Benutzung eine AVoche lan g in reinem Wasser
eingeweicht worden war, hatte, wie sich bei der ü n te rsu ch n n g lieraus-
stellte, nicht gekeimt. Die Töpfe verblieben ohne Unterbrechung vou den
Glocken bedeckt, die wenigen (3— 4) Male ausgenommen, da sie begossen
wurden. Am 28. Juli, also nach nicht ganz einem Monat, trugen die Pflänzchen
der beiden mit Halmteilclieii bedeckten Töpfe Uredo graminis, während
die der beiden anderen Töpfe bis Ende August unberührt blieben. Auch
gegen diesen A*ersuch lässt sich die kurze Inkubationsdaner einwenden, die
nicht viel mein- als 3 AVochen h a t betragen können, da man j a annelimen
muss, dass wenigstens einige Tage nötig wmren, um das Schwellen der Körner
nnd das Hervorspriesseu der Keimblätter zu bewerkstelligen, wobei noch
ferner anffällt teils die Behauptung, dass die Sporen, obgleich sie eine ganze
AVoche in AVasser eingeweicht worden, dennocli keine Keimung zeigten, teils
aueh der gänzliche Mangel jed e r näheren Angabe Uber die Stelle an der
oder den Pflanzen, wo die Flecken auftraten, sowde über deren Anzahl.
Zu beachten ist auch, dass P loweight seihst in seinen neuesten Schriften
weder diesen noch den vorher beschriebenen Versuch irgendwie erwähnt
oder darauf Rücksiclit nimmt.
Am E xperimentalfältet gescliahen im Ja h re 1891 zwei Versnehe mit
Sporidieninfektion an f Getreidekeimpfiäuzohen, der eine a u f Hafer mit Material
von T riticum repens (der Nr 14 der Tabelle 4 parallel), der andere auf
Gerste mit Material i’on D a c ty lis glomerata (der N r 19 der Tabelle 4 p a rallel),
die aber beide ein negatives Resultat ergaben. Eine AA*iederliolung
dieser Versnobe nacli der gewöhnliclien Methode ist jedoch seitdem nicht
vorgekommeii, da es schliesslieli angensoheinlieh wurde, wie gering die Aussichten
au f eine Lösung dieser F ra g e mittels der in Rede stellenden Methode
tliatsäclilicli sind. Findet nämlich in der N a tu r eine solche direkte
Infektion, ohne Vermittelnng der Berberitze, an den Getreidejifianzen sta tt.
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