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In keinem Falle gelang cs, a u f den verpflanzten Grasstücken im neuen
Jalire, weiiigsteus vor Ende ¡Mai, ein einziges neues üredoliäufclien zu finden,
obgleich je tz t, j a iu mehreren Fällen sogar 1 bis 2 Monate frülier, grüne
Blätter allgemein vorkamen. D ie s e B e o b a c h tu n g e n b e l e g e n also n i c h t
d ie H y p o th e s e v o n e in e r U r e d o -Ü b e rw in t e r u n g d e r F o rm e n a u f
w i ld e n G r ä s e r n .
Indessen fand sich in demselben Winter au f einer der hier oben ver-
zeielmeten Grasarteu, au f Melica m ita n s, die im Walde des E xperimentalfältets
(au der S jöstugan) im Fre ien wuchs, die Uredoforni an welken, zusani-
mengerollteii Blättern nicht bloss am ?*Ti sondern auch am */i, noch an
letzterem T age keimtaliig, und am *'/» waren an demselben Standort frische
Uredohäufohen au f neugesprossteu Blättern zn sehen. Und auch im folgenden
Winter fand sich ebendaselbst au f welken Blättern dieses Grases keimfähige
Uredo am * lä 1892. Vergeblich waren aber die Keimversuche mit
dem an derselben Stelle im folgenden Ja h re am *s/3 genommenen Material,
da noch naeh 5 Tagen keine Keimung erfolgte.
I). Die e r s t e G e n e r a tio n d e s P ilz e s ; d a s P rom y c e lium -S ta d ium .
1. Die Zeit der Keimung der Teleutosporen. Was die Zeit betrifft, in der
die Teleutosporen keimen, sag t d e B a r t (V, 2 1 1 , 2 1 3 ) im Ja h re 1866, dass
die Keimung »nach Überwinterung» erfolge, zeitig im Frühling, und dass
man »zu Ende des F rü h lin g s im F re ien keiue nngekeimten uud keimfähigen
Sporen mehr» finde. Diesellie Jle inniig ist, auch iu allen neueren Schriften
ausgesprochen. Und aus Indien schreibt B a r c l a y (II, 2 3 0 ) im Ja h re 1891,
dass die Teleutosporen der au f B rachypodium silvaticuni auftretenden Form
nacli Ablauf des Winters keimen, nnd zwar »vom Ende des März an bis
zum August», diejenigen der au f P ip ta th e rum holciforme und Pestuca
elatior auftretendeu Formen dagegen »früher, im Laboratorium schon am 15.
Februar».
Am Experimentalfältet wurde im Oktober des Jah re s 1891 die Keimfähigkeit
der Teleutosporen von den au f P estuca elatior und Calamagrostis
arundinacea auftretenden Formen in zahlreichen Versuchen geprüft, jedoch
stets ohne Resultat. Im Anfang des Monats Mai des d a rau f folgenden
Ja h re s bot aber das von I ’estucu elatior genommene Sporenmaterial sclion
nach 24 Stunden eine schnelle und allgenieine Keimung dar, ebenso wie das
von Alopecurus p ra te n sis geholte Material. Allgemein w a r die Keimung
der beiden Formen in jenem Ja h re noch am *“/»■ Iu den zuletzt angeführten
F ällen hatte das Material den Winter über im Freien gestanden.
Im F rü h lin g 1893 keimten die Teleutosporen allgemein am ?*/•» "ach 16
Stunden bei der Form au f A re n a sativa, die ebenfalls im Freien überwintert
hatte, und die Keimimg derselben dauerte bis zum Nach diesem Tage
dagegen war das Keimrcsultat schlecht, walirsclieinlich weil die Mehrzahl
der Sporen schon aiisgekeimt hatten, ehe sie zum Keimen eingelegt wurden.
2. Der Verlauf der Teleutosporenkeimung. Wenn die Teleutosporen
keimen, tr itt ein Keimschlauoh, wie gewöhnlich, im allgemeinen zuerst aus
der Terminalzelle (Fig. 136), dann auch aus der Basalzelle in der Gestalt
eines dicken, kräftigen Fadens heraus. Aus der Termiiialzelle d rin g t der
Keimschlauch zwischen den Kroneiizackeii, aus der Basalzelle unmittelbar
u nterhalb der Scheidewand hervor. Der In h a lt des Proniyoeliums sowie
auch derjenige der Sporidien ist, wie schon d e B a r y (V, 2 1 1 ) mi Ja h re
1866 bemerkt, gelbrot gefärbt. Zuweilen findet jedoch hier, wie bei der
Keimung der Teleutosporen des Scliwarzrostes (vergl. oben S. 56), keine
eigentliche Sporidienbildung sta tt. Es entstellt nur ein weit herauswachsendes
und reich verzweigtes, steriles Promycelium (Fig. 138).
Wegen ihrer k rä ttig gelbrot gefärbten Sporidien eignet sicli diese Art
sehr g u / z u mikroskopischen Studien ü b e r den Verlauf der Sporidienkeimung.
Demgemäss geschahen auch im F rü h ja h r 1893 se in zahlreiche Studien dieser
Art mit der auf dem Hafer auftretenden Form teils auf einer Glasscheibe
a ls Unterlage teils auch auf Epidermisabzügen von Rhamnus- und Haferb
lä tten i. Bei den au f der Glassclieibe gemacliten Versuchen (Fig. 140) en tstand
gewölmlicli ein Keimfaden von verschiedener Länge. Bei den V e rsuchen
au f der lebenden Unterlage zeigte jedoch der Keimschlauch eine
deutliclie Reaktion gegen die Unterlage, und zwar ebenso unverkennbar,
wenn diesellie von einem Haferblatt, wie wenn sie vou einem Rliamnusblatt
herstammte. Sobald der Schlauch die Wand einer darunterliegenden Zelle
erre icht hatte, hörte das Längenwachstum desselben auf. War die d a ru n te rliegende
Zellenschicht die Epidermis von R h am n u s cathartica, so durchbohrte
der Schlauch mit seiner Spitze die Epidermiswand unmittelbar und entleerte
seinen gefärbten In h a lt in einem iiiiregelniässig verzweigten F aden m die
Höhlung der Epidermiszelle (Fig. 141). Zuweilen entstand kaum ein Keini-
schlauoh, sondern es d ran g das eine zugespitzte Ende der Sporidie auf älmliche
Weise d irek t hinein.
Sehr eigentümlich war die Reaktion des Sporidieiifadens oder der
Sporidie auch gegen den darunterliegenden Epiderinisabzug eines Hater-
blattes (Fig. 142)". Auch hier erfolgte nämlich ein schleuniger Erguss des
gefärbten Inlialts, olme vorhergehende Keimsehlauohbildimg (Fig. 142 a).
I n m e h r e r e n F ä l l e n h a t t e e s s o g a r d e n A n s c h e in , a l s ob j e n e r E r g
u s s m it e i n e r D u r c h b o h r u n g d e r E p id e rm i sw a n d in V e r b i n d u n g
ß ä n d e . Völlige Gewissheit iu dieser F ra g e erlan g ten wir jedoch nicht, da
die Keimung der Sporen, grade als diese Untersuchungen in vollem Gauge
waren, Anfang Jn li, alizunelimeu anfing und schliesslich ganz aufhörte. Es
d ü rfte ’ wohl überflüssig sein näher hervorzulieben, von wie grösser Bedeutu
n g cs ist, über dieses Phänomen völlige Gewissheit zu erlangen, da hierin
die Lösung der sowohl theoretisch interessanten als anch praktisch wichtigen
F ra g e liegt, ob eine direkte Sporidieninfektion der Ured o -u n d Teleutosporeu-
tragenden Wirtsiifianze Iiei dieser Art — und daun wahrseheinlich auch liei
anderen lieteröcischen Uredineen — thatsächlich vorkommt.
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