Noch gewöhnlicher jedoch ist es vielleicht, eine wesentliche Ursache
von schweren Rostschäden in bestimmten Wittenmgsverliältnisseu des S o m m
e r s zn suchen. Dabei richtet man gewöhnlich seine Befürchtmigen
iu erster Linie au f einen reichlichen Niederselilag als ganz liesonderen
Förderer der Entwickelung des Rostes, weil durch diesen die krank-
heiterzengenden Sporen zum Keimen gelockt würden, und in demselben
Sinne giaulit man, ein trockener Sommer liemme den Rost. So sagen
z. B. D r e i e r & L i e b m a n n (I, 5 i o ) , dass das feuchte und kalte Wetter
während der . Fruchtbildung die Ursache des scliweren Rostschadeus in
Dänemark im Ja lire 1840 gewesen. Von dem Ja lire 1852, das in E n g land
ein harte s Rostjahr war, bericlitet L i t t l e (I, 6 4 " ) , dass es sich
durch eine Fülle von warmen Gewitterregen aiisgezeiclmct habe. K ü h n
(I, lo s) sagt im J a h re 1858, dass »warmes feuchtes Wetter, wechselnder
Regen und Sonnenschein dem Roste den meisten Vorscliiib leisten.» Aus
Dänemark schreibt LA C o ü r (I, 2.»9), dass von den schweren Rostjalireii 1854,
1855, 1860 und 1862 die drei ersten sich durch viel Regen und Hitze, das
letzte im Ju n i und Ju li durch viel Regen und Kälte auszeichueten. Was Nordamerika
betritt), liebt B o l l e y (IV, ig i) liervor, dass nach der Ansiclit der
amerikanischen Landwirte das reicliliche Auftreten von Rost daselbst im
Ja lire 1891 in Beziehung gebracht werden müsse zu einigen Tagen Regeii-
wettor oder feuchter Luft bei einer mittleren Temperatur von ungefäiir 22”
C . Und in Bezug au f Australien erfahren w ir durch C o b b (III, i s s ) im
Ja lire 1892. dass eine feuchte und warme Witterung bei bewölktem Himmel
in wenigen Tagen dem Rost grossen Vorschub leisten könne.
Und ebenso wie die Nässe den Rost befördern soll, so soll anhaltende
oder periodische Dürre denselben ganz und g a r oder wenigstens anf gewisse
Zeit hemmen. Aus Deutschland (Bot. Zeit., I, 5 4?) wird berichtet, dass man
im Ja h re 1846 die Furcht, die Roggenernte werde wegeu des Gclbrostcs
felilsclilagen, im August liabe fahren lassen, d a dann eine trockene nnd
warme Witterung eiiigetreten sei. Ans Dänemark schreibt l a C o d r (1,2 5 9 )
im Ja h re 1863, dass das Resultat der Untersucliungen von der Rostigkeit
einerseits und von der Witte ru n g andererseits in Dänemark während der
10-jährigeii Periode 1853—1862 das gewesen sei, dass der Rost in trockenen
Sommern keine Verbreitung erlange. W o l e (I, ;i6o) sagt, dass der Rost
dureh einen »abnorm dürren» Sommer in seiner Entw ickelung gehemint worden
sei, obgleich derselbe im Mai eine »ausserordentliche Ausdehnung» geh
ab t habe. Aus E ngland wird (Rapp., I, 7 ) im Ja lire 1893 berichtet, dass
heisse, sonnige T ag e in der Mitte des Monats August grade noch frühzeitig-
genug gekommen seien, um dem Weiterdringeii des Rostes E in h a lt zu thun.
Schliesslich sei noch hinzugefügt, dass S o r a u e r (V, 4 6 2 ) im Ja lire 1893 es
für eine in Deutschland gewonnene E rfalirung e rk lä rt, in trockenen Sommern,
wie es der des Ja h re s 1892 war, seien die zerstörenden Wirkungen der
Rostkrankheiten au f solclie L o k a litä ten beschränkt, die sich wegen anderer,
trotz der günstigen Witte ru n g geltend maclieiiden Umstände liesonders fü r
die Entwickelung der Pilze eigneten.
3. Heftige Regengüsse. Man findet zuweilen eine sehr hemerkliare AVirk
u n g von lieftigcn Regengüssen besonders liervorgehoben. N i e l s e n (II, l e i )
erzählt, dass mehrere Platzregen im Ju n i und im Ju li »den Roststaiih von
den Blättern an f den Boden schwemmten und dadureli das weitere A'ordringeu
der K ran k h e it verhinderten», — dies gescliah in Dänemark im Ja lire 1874, —
lind im fogonden Ja h re sa g t elienderselhe (lA’, s ie ) , dass sta rk e Regeiiscliauer
am Ende des Monats Juni, als die Äliren liervorzuscliicssen anfiiigeii, »Millionen
n n d aliermals Millionen von Siioren zur Erde scliwemmten, wodurch die
Äliren gerettet» worden. In demselheii Ja h re spriclit auch A V o l f (I, 3 6 0 )
von »Gewitterregen, welche die meisten Sjioren zu Boden scliweinmcn», und
S o r a u e r (II, 2 2 1 ) fülirt im Ja h re 1886 an, dass au f dem A'ersuctisfclde zu
P ro sk au einmal eine AA'eizenparzclle, die so rostig war, dass »man ein Felil-
sehlagen der E rn te vermutete», nach einem selir heftigen Gewitterregen,
•das die Siioreii aliscliwemmte, sicli so erholte, dass die E rn te je n e r Parzelle
eine »vollkommen gute» wurde.
4. Starke Temperaturwechsel. Sehr gewöhnlich ist die iViisiolit, dass
sta rk e Schwankungen der Temperatur, liesonders die Abwechselung kalter
Näch te u n d icarmer Tage, das Umsichgreifen des Rostes begünstigen. Sclion
die alten Römer hegten, wie sclion bemerkt worden, die Meinung, dass die
K ran k lie it aushreclie, sobalb nacli einer vorhergehenden kalten N acht eine
s ta rk e Sonnenhitze den Tau treffe. A'oii einer ähnliolien A'orstellung wird wohl
auch O l i v i e r d e S e r r e s (nach H b u z é , I, 2 2 4 ) im XVII. Ja lirh u n d e rt ausgeg
angen sein, da er als ein Mittel gegen den Rost das Seilziehen, »le cordage
des blés», vorschliig, cl. li. man solle eine Stunde vor Sonnenuntergang ein
Seil über das Feld zielien, um dadurcli im voraus den T au ahziistreifen, der
sich au f den Blättern des Getreides finden könne.
In unserem Ja h rh u n d e rt begegnen uns in E ngland die ersten Angaben
darülier, dass der Tempcraturwechsel von Einfluss au f den Rost sei. Melirere
von denjenigen, die Y o d n g ’s F ra g e n lieaiitworteten, waren (nach L i t t l e , I,
fiss) der Ansiclit, dass spä te Nachtfröste den scliweren Rostscliäden des Ja h re s
1804 in E ngland v erursacht liätten, und H e n s l o w (I, 1 3 ) behauptet im Ja h re
1841, dass plötzliclic AA'itteriiiigsvoräiidernngeii den Rost beförderten. Aus D ä n
emark schreibt N ie l s e n (IA', 5 1 5 ): »Der Mai des Ja h re s 1874 zeichnete sich
d urch sclir grosse Teniperaturuiitcrschiede zwischen T ag und Naclit ans,
welclie eine reiche Taubilduiig liei-'orriefeii, die der Keimung der Sporen in
lioliem Grade günstig war, und diese sta rk en Temperaturweclisel zusanmien mit
d e r milden AATttoruiig des vorliergchendoii AA'intors sind sicher die liaupt-
sächlicliste Ursaclie davon gewesen, dass der Rost so s ta rk um sich griff».
A'on den scliweren Rostscliäden am AVeizen im Ja h re 1881 in E ngland
g lau b t L i t t l e (I, e is ), dass sie wesentlich durch die sta rk en Temperatur-
wechscl bedingt waren, die im Anfänge des Monats Juli eintraten. Am 3.
Iiis 5. Ju li war cs sehr heiss, besonders an letztgenanntein Tage, ln der
Na ch t au f den 6. iielen licitige Gewitterregen, wodurcli die Temperatur, die
am Tage vorlier u ngefähr 31° C. im Schatten lietrageu, iu dieser Na ch t bis
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