(I, 66) an den Uredospoi'enkeimeu von Uromyces Fahae, U. Poae und U.
Polygoni, die alle drei in allem Wesentlichen den von uns au Uredo g ra m
in is beobachteten iilmlich sind.
Es unterliegt wohl keinem Zweitel, dass nicht der eben geschilderte
Keimprozess bei den auf die natürliche AVirtspflanze des Parasiten gesäten
Sporen, wie auch Büsgen meint, als die Folge eines Reizes zu betracliten
ist, der walirsclieinlich zugleich mechanisch (»Contactreiz») und oliemiseli
(»Chemischer Reiz») wirkt. Der Contactreiz kündigt sicli darin an, dass sich
der Faden dicht an die Unterlage solimiegt und dabei seine AVachstums-
weise ändert, indem er zum Appressoriimi wird. Dies genügt aber niclit
zur E rk lä ru n g der Erscheinung, denn eine voraufgehende Abwaschung der
unterliegenden Blattepidermis zuerst mit »Eau de Javelle» und darauf mit
Sohwetelsäure w a r nach Büsgen hinreichend, um die Appressorienbildung
des Fadens zu hindern. Man muss ausserdem auiiehmeii, und dies ist vielleicht
der wiclitigste Faktor, dass hier ein chemischer Reiz vorhanden ist,
ein wirklicher Säfteaustausch, der sowohl die Bildung als auch das E in dringen
des Haftorgans bewirkt, oder mit anderen AVorten ein »Nahruiigs-
reiz». Schon de B a ry (IX. 3 9 6 ) zeigte im Ja h re 1886, dass die Existenz
eines solchen Nahruiigsreizeg eine notwendige Bedingung für die F äh ig k e it
des Pezizamyeeliiims ist, die demselben geeignete AVirtspflanze anzugreifen,
und man kan n wohl sagen, dass' das, was sich nach R e in h a rd t (I, 5 0 4 )
1892 dann bemerkbar macht, wenn die Mycelien verscliiedeiier Pilze, z. B.
vou P ezisa und Mucor Zusammentreffen, eben ein solcher Nalirungsreiz ist.
Es ist anzniiehnien, dass wir aus ferneren Studien grade au f diesem Gebiete
das beste Licht zn erwarten liahen in dem Dunkel, das noch immer über
dem ganzen Wesen des Parasitismus schwebt und nicht am wenigsten über
die Erscheinuiigeii desselben, die wir teils schon als Spezialisierung des
Parasitismus kennen gelernt haben und teils im folgenden als die verschiedenen
Erapfäiigliohkeit der einzelnen Sorten derselben Getreidcart für eine
gewisse Pilzart werden kennen lernen.
4. Die Teleutosporen. Mit zunehmendem Alter verwandeln sich die
Uredofleeken allmählich in Pucciniaflecken, dem blossen Auge durch ilire
^schwarze Farbe erkenntlich. Die üredosporen sind von ihren Stielen abgefallen,
und diese sind von den aus der Myoeliumschioht liervorwachsenden
Mycelienfäden verd rän g t worden, welche dunkelbraune, zweizeilige Teleutosporen
tragen (Fig. 48 a). In der Jugend sind diese Teleutosporen blass
und dünnwandig, iu ihrer vollen Entwickelung (Fig. 48 b) sta rk liraun gefä
rb t und dickwandig, beides vorzugsweise gegen die Spitze hin. In der
Wandung der reifen Spore lassen sich 3 verscliicdene Schichten unterscheiden,
die am besten nach Behandlung mit einer passend koiizeiitrierteii Säure lier-
vortreten, nämlich eine äussere, sehr dünne, eine mittlere dicke, und eine
innere, ebenfalls dünne Schicht. Die meisten Forscher, wie de B a ry (VIII.
1 0 9 ) und M ü lle r (I, 7 2 7 ), zählen die Zwischenschicht zum Exosporiura, nur
D i e t e l (VI, 1 4 2 ) zählt sie zum Endosporium. Auffallend ist es, dass bei
eintretender Keimung je ein Keimtäden von den beiden Zellen der Sjjore
g rade an den Stellen h e raustritt, wo die AVand am stä rksten gefärbt und
am dicksten ist, und zwar in der oliereu Zelle aus der Spitze seihst und in
der unteren diolit unter der Scheidewand (Fig. 3 e). An diesen Stellen
sollen jedooli wirkliche Keimporen Vorkommen in der Form von mehr oder
weniger durcligelienden Kanälen. Der A’e rlau f dieser Porenkanäle wird
jedoch von den einzelnen Verfassern verschieden heschrielien. De B a ry
(VIII, 1 0 9 ) sagt im Ja h re 1884, dass der Porenkanal der Teleutosporen im
allgemeinen nur die Zwichenschiclit der AA’anduiig durehdringe, und folglich
sowolil nacli aussen von der äusseren dünnen Schicht als auch nach innen
von der inneren dünnen Schicht bedeckt sei. D ie te l (AT, 1 4 2 ) dagegen erk
lä rt, dass der Porenkanal zuweilen (bei P h ra gm id im n subcorticinm) nnr
durch die innere dünne Sohiclit passiere, indem die Zwischenschicht nur etwas
heller gefärbt sei, zuweilen aller (bei P. obtnsum sowie melireren Arten
P uccinia) eine auch die Zwischenschicht durchdringende Röhre bilde. Schliesslich
sei auch d a ran erinnert, dass B o lle y (I, 1 7 7 ) im Ja h re 1889 die Existenz
je n e r Keimjioren bei den Teleutosporen der Getreiderostarten wenigstens für
sehr zweifelhaft hält, und sich daher eine Art von innen w irkender Atzung
(»Erosion») als diejenige Ursache denkt, welche dem hervordriiigenden Keim-
faden den Durch g an g verschafft. Jed e der beiden Sporeiizellen enthält ein
trübes Protoplasma mit einer grossen Atekiiole in der Mitte.
Zuweilen findet man Pncciuiahäufolien, die n u r teilweise oder auch gar
nich t offen sind (Fig. 30). In dera rtig en bedeckten Pucciiiiahäufchen haben
die Sporen, wahrscheinlich wegen des Druckes der darüberliegendeii E p idermis,
gewöhnlich eine etwas plattere Form (Fig. 49 a) als sonst, oder
werden zuweilen sogar einzellig (Fig. 49 b, 50). sogenannte Mesosporen.
Als ein F a ll von abnormer Sporenliildung hei dieser Art sei aucli erwähnt,
dass am 1891 au f einem Halme von Triticum. repens vom vorigen Ja lire
lier teils eine Teleutospore mit 2 Spitzen an der oberen Zelle, also an P u c c
inia coronata erinnernd, teils eine andere, hei der die obere Zeile schräg
seitlicli von der Spitze der unteren ausging uud beide an d e r Spitze verdicht
waren, gefunden wurden. Eine vierzellige Spore dieser Rostart bc-
hauptet Dietel (I, S7) einmal aiigetroffen zu haben.
j. D e r E in flu s s d e r e in z e ln e n K u ltu r fa k to r e n a u f d ie In te n s itä t d e r
R o s ts c h ä d e n .
Da die Uiitersuchiiug, die den Gegenstand des vorliegenden Berichtes
bildet, eigentlich aus dem Bestreben hervorgegaiigen ist. Ausgangs])unkte
für einen erfolgreioheren Kampf gegen den Getreiderost zu gewinnen, als
ihn der Laiiduiaiin bisher gefülirt liat, so haben wir selbstverständlich allen
solchen Tliatsachen die grösste Aufmerksamkeit gewidmet, von denen es sich
denken liess, dass sie für die etwaige In ten sitä t einer Rostverlieeruiig von
Bedeutung sein könnten, wie z. B. dem Einfluss der Podcnbeschaffenheit,
der IMingtmg, der S a a tze it, der Witferinig. der bei den einzelnen Sorten
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