L andwirten selbst in Bezug aut' den mit der Lage in nalier Verbindung
stellenden Einfluss des Wasserablaufes ausgesproclien sind.
Einerseits empfiehlt K ü h n (1, 1 1 2 ) im Ja h re 1858 als Schutzmittel die
Drainieriiiig der an Nässe leidenden Felder, ein Kat, der in den meisten
neueren vom Getreiderost liandelnden Handbiicheni wiederholt wird. Und
in neuester Zeit sa g t B o l l e y (II, le ) im Ja h re 1889, dass der Weizenrost,
wenn mau auch nicht beliaupten könne, dass derselbe immer au f gut drai-
niertem Boden weniger Scliaden anriclite, docli gewöhnlicli a u f solchen
Feldern milder auftrete, und C o b b (III, is e ) meint im Ja lire 1892, dass, vorausgesetzt
dass alle anderen Fak to ren gleich seien, der Weizen au f sehr
nassem, uiclit drainierteui Boden mehr leide als au f solchem, der entweder
durch natlirliohe oder durch kttiistliche Drainage trocken gelegt worden sei.
Schliesslich fü h rt S o r a u e r (Jahresh., 1, 5 4 6 ) im Ja h re 1883 einen F a ll an, der
wohl dasselbe besagt. In den siebziger Ja liren sei eine sehr schwere Kost-
verheernng a u f der Insel Schütt in der Donau eingetreten, und man habe dies
für eine Folge davon gehalten, dass im F rü h lin g desselben Ja h re s eine
grosse Überschwemmung stattgei'uuden habe, durch die der Boden in ausserordentlichem
Grade durchnässt worden sei.
Audrei'seits hebt L i t t l e (I, 6 5 0) hervor, dass von den englischen L an d wirten.
die ihm über die Eostsohäden des Ja h re s 1881 in England Mitteilungen
gemacht hatten, n u r 3 das Auftreten des Rostes dem Mangel an
Drainage zuschreibeu, und er fügt als feststehend hinzu, dass Gebiete, die
sehr schlecht dra in ie rt gewesen, sowohl im J a h re 1881 als auch in anderen
Ja h ren verhältnismässig wenig durch den Rost litten, und dass die Saaten
au f nassem uud kaltem Lande dem Rost entgingen, während besser drai-
nierte Lagen von demselben befallen wurden.
E inander widersprechend sind auch die diesbezügliclien Angaben der
L andwirte in Schweden über den Rostschadeii des Ja h re s 1889 (Tabelle 72).
Dass ein schlechter Wasserabfluss einen schwereren Rostschadeii herbeigeführt,
ein guter Abfluss dagegen denselben verhindert habe, ivird in der T a belle
sub Nr 228 erwähnt, wo es heisst, dass au f 2 drainierteii Feldern, die
eine Hafersaat des ersten und eine des zweiten Ja h re s trugen, kein Rost
vorgekommen, während dagegen au f einem Felde des d ritten Jalires, das nicht
dra in ie rt gewesen, der Rost erschienen sei, — ferner in den Tab.-Nrii 230, 238,
258 uud 272, in welchen der gut drainierte Boden am wenigsten heimgesucht
gewesen, — und schliesslioh in der Tab.-Nr 17, wo als eines der besten
Sehutzinittel gegen grossen Eostsohäden gute Drainierung des Bodens aiige-
raten wird. Andrerseits aber wird in der Tabelle sub Nr 4 davon gesprochen,
dass rostfreier Hafer auch a u f schleohter entwässerten Feldern vorgekom-
nien sei, sowie in den Tab.-Nrii 32 und 37 davon, dass der Haferrost an
den Stellen am heftigsten gewütet halie, wo d e r Wasserabfluss ein guter
gewesen sei.
d. S c h lu s s fo lg e ru n g e n .
Aus dem Gesagten geht offenbar hervor, dass die F ra g e von der Bedeutung,
welche die Lage und der Wasseralifluss als mitwirkende Ursachen
znm Rost in der grossen Kultur haben, noch nielit mit einiger Sicherlieit
k an n entschieden werden, und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil
man bisher noch niclit die rechte E rkenntnis davon besessen liat, dass
es eine grosse Anzahl ihrem inneren Wesen nach weit von einander getrennter
Arten von Getreiderost giebt, von denen eine jed e eine besondere
Aufmerksamkeit für sich beansprucht. Das Einzige, woraus wir in dem
vorliegenden Fa lle einen Schluss ziehen können, sind unsere eigenen
Beobachtungen während der letzten Jah re , aber sie sind grösstenteils an
Versuchen im kleinen gemacht worden. Diese Beobachtungen geben uns
jedoch Veranlassung auzunehmen,
l:o) dass d e r S c h w a r z r o s t { P u c c in ia g r a m in i s ) — diejenige Rostart,
die bei uns in Schweden dem Hafer den grössten Schaden
zufiigt — in s e in e r E n tw i c k e l u n g d u r c h f e u c h t e , s c h a t t i g e
u n d a b g e s c h lo s s e n e L a g e m it s c h l e o h t e r E n tw ä s s e r u n g d e s
B o d e n s b e g ü n s t ig t w ird ,
2:o) dass aber in B e z u g a u f d e n G e lb r o s t { P u c c in ia g lu m a r u m )
— unsere hauptsächliehste Weizeiirostart — d i e L a g e u n d d e r
W a s s e r a b f l u s s k e in e in d em s e lb e n M a s s e e n t s c h e i d e n d e
B e d e u tu n g b e s itz e n ,*
8. Die phys ikalische Be s ch a f fen he it d e s Bodens .
a. W id e r s p r e c h e n d e A n g a b e n in d e r L itte ra tu r .
Da man weiss, dass die je nach der Bodenbeschaffenheit verseliiedeiieii
pliysikalischeii Eigenschaften des Feldes mit Unterschieden sowohl in der
F äh ig k e it, die Feuclitigkeit festzuhalten, als auch in der S tä rk e der Verdunstung
und in der T em peratur des Bodens u. s. w. in Beziehung stehen
(W o L L N Y , I, 6 2 2 ) , so kan n man sich des Gedankens nicht erwehren,
dass nicht nur die allgemeine physikalische N a tu r des Bodens, sondern auch
die besondere Beschaffenheit desselben im Augenblicke des Säens, ihrerseits
* Zum Beweise für die Eiolitigkeit der letztereu Behauptung kann aucli der Umstand
angeführt werden, dass -von deu Landwirten in den verschiedensten Teilen von
Schweden, die auf unseren Wunsch ihre Erfahrungen über den Weizenrostschaden
in dem schweren Gelbrostjalire 1890 (Tabelle 73) initgeteilt haben, uiclit weniger als
19 erklären, dass der Weizeiirost iu beiden I.ageii gleich grossen Schaden angerichtet habe,
und 2 sogar beliaupten, dass eine hohe, trockene Lage vorzugsweise lieimgesucht werde,
während dagegen nnr 10 der Ansicht sind, dass dieser Kost den grössten Scliaden auf
niederen, feuchten Stellen verursaclit habe.
"[ l'C.
M ü i'ü