geiiaiiuteu Gesollsehat't einen Beriolit über die Roggeiiernte des Dorfes Hammel
eiugereicht batte. Der bedeutendste Gegner S c e ö l e r ’s w a r aucli jetzt
der Kommerzienrat T o m m e s e n , uumncbriger Auitsriebter (»Birkcdomer») in
Frijseiiborg. Auch dieser beeilte sieb, derselben Gesellschaft einen Bericht
über denselben Gegenstand eiuznseiiden, und sclilug zur Schlichtung des
Streites eine amtliche Besichtignug in Hammel vor. Diese Besichtigniig fand
am 1. August 1832 (kein Rostjahr) sta tt, wobei 22 Schulteisse (»Sognefog-
der») ans den Ämtern Aarhuns, Skauderborg und Wiborg »die Wintersaat
und andere rostbefallene Getreidearten besichtigtem., sowie au f 8 vorlier bestimmte
F rag en ihr Gutachten ahgaben. Diese Antworten, im allgemeinen
nichtssagend, waren ganz im Geiste T o m m e s e n ’s ahgefasst. Was nun besonders
die Gefährlichkeit des Berberitzenstrauohes an lan g t, so »berechtige
die E rfahrung nicht zu dem Glauben, dass die Berheritzensträuclier in T om,
m b s e n ’s Garten den Nachbarn schaden könnten», und ferner hiess es, dass
»das, was die Besichtiger heute gesehen, dem widerstreite» (nach N ie l s e n II,
3 4 s). Die Nebel führten einen Schleim mit sich, der sich au dem Hahne
festsetze uud den Rost erzeuge. Hiermit w a r die Berberitzenfehde in Dänemark
für immer beendet, uud die Behauptung von der Schädlichkeit des
Berheritzenstraiiches a u f mehr als 30 Ja h re zum Schweigen gebracht, bis
A n to n d e B a r y , damaliger Professor der Botanik an der Universität Freihurg,
iu der Mitte der sechziger Ja h re durch seine meisterlichen und epochemachenden
Untersuchungen die Richtigkeit der SoHöLER’s o h o n Ansichten bewies,
wodurch die Rostfrage sowie die wisseusohaftliche Lehre von den Pfianzen-
k rankheiten im allgemeinen Rieseiifortsohritte machte.
Es fehlt jedoch keineswegs au Vorläufern, die den Weg geebnet und
dadurch das Hervortreten der Entdeckungen d e B a r y ’s vorbereitet und ihn
bei seinen Forschungen wesentlich beeinflusst haben. Der bedeutendste unter
ihnen ist der berühmte französische Pilzforscher L. R. T u l a s n e . In einer
1854 veröffentlichten Schrift unterwirft T u l a s n e (I, 7 9— 1 1 3 ) die F ra g e vou
dem geuetischeu Zusammenhänge zwischen dem Sommerroste (Uredo) uud
dem Herhstroste (Puccinia) einer gründlichen und im grossen und ganzen
erschöpfenden Bearbeitung. Im allgemeinen dachte man sich damals das
gesellige Vorkommen der beiden Formen entweder als ein rein zufälliges,
so dass also keine etwas wesentliches mit der anderen zu schaffen habe
(ÜNGER, I, 2 9 3 ) , oder auch so, dass die Puccinia ein Schmarotzer an der
Uredo (C o r d a , I, a ) sei. Einzelne Forscher wie z. B. P e r so o n (II, a i c )
1801, F r ie s (I, 2 9 ) 1821 und H e n s l o w (I, II) 1841 h atten sich allerdings
für eine Zusammengehörigkeit der Formen ausgesprochen, aber ihre Ansichten
hatten keinen allgemeinen Glauben gefunden. Durch umfassende und wertvolle
vergleichende Studien Uber die gegenseitigen Beziehungen der Soinmer-
und der Herbstformen mehrerer anderer Rostpilzgattungen, hosondors vou
Coleosporium, Melampsora und Cronartium gewann T u l a s n e die Überzeugung,
dass das gesellige Auftreten der beiden Sporenformen nicht dem Zufall zugeschrieben
werden könne, ebenso wenig wie man auoli die eine für einen
Schmarotzer der anderen halten dürfe. Sie seien nich t anders denn als
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verschiedene Entwickelungsformen derselben Art aufzuiässeii. Gegen diese
Lehre T u l a s n b ’s h a t sich seitdem niemand zweifelnd verhalten, obgleich sie
kaum in streng anatomisch-histologischem Boden wurzelt. Man hielt sie
damals und h ä lt sie noch heute für die einzig richtige. Ausser den eben
genannten wichtigen Resultaten der Forschungen T u l a s n e ’s auf diesem Gebiete
sei hier auch hervorgehobeii, dass er (I, 1 4 1 ) dargclegt hat, dass die
Herbstsporeii mehrerer in dieser Hinsicht untersuchter Rostarten, worunter
P. graminis, F. M o lin ia e u. a., eine Kuheperiode vom Herbst bis zum F rü h ling
haben müssen, ehe sie keimfähig werden.
Mit allen diesen nichts weniger als bedeutungslosen Vorarbeiten zur
Grundlage begann d e B a r y anfang der seoliziger Ja h re sein spä ter so bedeutungsvolles
Werk. Nachdem er (I, 1 1 3 , 1 30 ) u n g e fäh r 10 Ja h re vorher
(1853) — im Alter von nur 22 J a h re n — in einer sonst in vielen Beziehungen
verdienstvollen Schrift betont hatte, dass die Berberitze für das
Entstehen und die Verbreitung des Getreiderostes von keinerlei Bedeutung
sein könne, und dass die Uredo- und die Pucoinia-Formen zwei von einander
völlig getrennte Pilze seien, machte er (II, 90) je tz t (1863) geltend, dass
die beim Keimen der Herbstsporen entstehenden Keimkörpercheii, die sogenannten
Sporidien, wenigstens bei gewissen untersuchten Rostpilzarteii
(Coleosporium Senecionis u. a.), nicht in Nälirpflanzen derselben Pflanzenart
wie der, au f welcher die Sporen selbst entwickelt worden, eindringen kön n ten,
und dass die Äcidien gewisser Hülsenfrüchte u. a. nichts anderes als
junge Entwickelungsstadien der spä ter an derselben Nährpflanze auftretenden
Teleutosporenformen (Uromyces Fhaseolarum, U. appendiculatus, Fuccinia
Tragopogonis) seien.
Im folgenden Ja h re begann d e B a r y (IV, 2.9) seine Versuche, den
schwarzen Getreiderost (Fuccinia graminis) oder, wie wir ihn im folgenden
nennen werden, den Schwarzrost auf die Berberitze zu verpflanzen, und es
haben diese Versuche sehr schöne Resultate geliefert. In zahlreichen Versiichs-
serien kamen nach der Aussaat von keimfähigem, meistens vou T riticum repens
geholtem Sporenmaterial nach 8—10 Tagen an den Blättern der Berberitze
gelbe Flecken hervor, die das erste Eutwickeluiigsstadium des Berberitzenrostes,
die sogenannten Spermogonicn, trugen, und einige Tage d a rau f folgten
die wirklichen Äcidien. Diese das eine Mal über das andere wiederholten
Versnehe wurden unter solchen Umständen ausgeführt, — die Pflanzen
waren während der ersten 2 bis 3 Tage nach der Infektion von Gläsern
bedeckt, — dass die Möglichkeit einer Ansteckung anderswoher so vollständig
wie möglich ausgeschlossen blieb. Dass übrigens die hervortreteiideii Rostflecken
thatsächlich durch die Überführung der Sporidien auf das Blatt
hervorgeriifen waren, davon überzeugte sich d e B a r y , indem er das E indringen
der Sporidienscliläuche in die Blattepidcrmis sowie die allerersten Waclis-
tumsstadien der Pilzfäden, nachdem sie in das Innere des Blattes eingedrungen
waren, mit dem Mikroskope verfolgte. Wiederholte Versuehe, auf
dieselbe Weise die Herkunft der an den Grasblätteru auftretendeu Uredo-
häufchen aus Äcidiciisporeii abzulciten, gelangen ihm jedoch in diesem
i