abgerechnet, nicht länger als 2*/2— 3 M o n a te dauert, nnd j e d e r M o n a t
kanm mehr als h ö c h s t e n s 3 G e n e r a t i o n e n entwickeln kann. Doch genügt
schon die niedrigere Berechnnng vou nnr 3—6 Generationen, nm einen
Begriff davon zn geben, wie der Soliwarzrost, wenn die Umstände der
Keimnug der Sporen sowie dem Wachstum des aus ihnen entstandenen
Myceliums in d e r Wirtspflanze günstig sind, schon nach 1—2 Monaten eine
nicht nur grosse, sondern anch schnelle Verbreitung erreichen kann, da, die
Flecken sehr bald, schon an f einem sehr begrenzten Gebiete, unzählig werden,
ebenso wie anoh die in jedem einzelnen Flecken erzeugten Sporen.
Wie spät im Sommer oder Herbst reine, d. h. ansschliesslioh Uredo-
sporen enthaltende Häufchen zn finden sind, wie gross also die Dauer der
Uredoinfektiou anznsetzen ist, darüber belehrt wesentlich die oben (S. 41) mitgeteilte
Tabelle 1, in welche einige Fälle von spä t im Winter fortlebender
Uredo eingetragen sind. Zu diesen daselbst verzeichneten Fällen, die sich
hauptsächlich a n f die an Keimpflänzcheu beobachteten Thatsachen beziehen,
lassen sich noch mehrere hinznfügen, die sich au f sp ä t geschossene Triebe
beziehen; dahin würde z. B. das Vorkommen von ü redohäufchen im Ja h re
1891 am ^?'io anf Festuca elatior (Berg.*) nnd am “ /n au f E lymus arenar
iu s (Berg.), im Ja h re 1892 am " lo au f M ilium effusum (Exp.), am *V*o
an f A ir a granáis (Ups.) nnd Triticum unicum (Ups.), am "»/lo au f Agrostis
alba (Berg.), am **/ii au f Dactylis glomerata (Exp.), am auf T r iticum
vulgare (Exp.), T. repens (Exp.), D a c ty lis altaica (Exp.) und A ira
caespitosa (Exp.), sowie im Ja h re 1893 am 3/n au f spä ten Hafertrieben gehören.
In mehreren der eben angeführten Fällen machen indessen die
Häufchen den E indruck, grade nicht sehr ju n g zu sein; sie, sehen eher aus,
als wären sie irgendwie in ilirer E ntwickelung gehemmt worden. Mau
könnte sie für welke Uredohänfchen halten und sie mit denen vergleichen,
die man im Winter au dem eingefahrenen Getreide wahrnimmt, nnd
worüber oben (S. 41) näheres gesagt worden ist.
3. Infektionsversuche mit Uredo graminis. An mehreren Stellen in dem
vorhergehenden sind Beobachtungen erwähnt worden, welche die F ra g e von
der Artn a tn r der Puccinia gram in is herauf beschwören, ob wirklich dieser
liisher für eine natürliche Art gehaltene Pilz das ancli th atsä chlich ist, oder
ob er vielleicht, eine Zusammenfassung mehrerer von einander geschiedener
Formen bildet. Zn dieser F ra g e wird man auch durch gewisse in der Lit-
te ra tn r enthaltene Äusserungen in analogen Fällen genötigt. Auf Grundlage
von infektionsversnchen will also z. B. S c h r o b t e r (II, 69) im Ja h re 1879
die alte Art Puccinia Cariéis in wenigstens 7 verschiedene Formen zerlegen,
P l o w r i g h t (V, 329) im Ja h re 1888 Uromyces I'abae und Puceinia Hieracii
in wenigstens je 2 gesonderte Formen, und schliesslich K l b b a h n (I, 270) im
Ja h re 1892 Periäermium P in i in 3 getrennte Formen, sämmtlich Arten genannt,
wenn auch unte r einander nicht dnrcli bisher entdeckte wesentliche
Über (he Bedeutung der Verkürzungen vergl. oben S. 26, N. 3.
morphologische Unterschiede trennbar. Die neuen Arten werden als biologische
Arten aufgefasst.
Hier wäre es wohl auch am Platze, an eine aus Schleswig-Holstein b e richtete
Beobachtung zn erinnern ( F ü h l in g , I, 72). Es fand sich, dass
ein in der Nähe rostiger Be rberitzensträucher gelegenes Roggenfeld von
P uccinia g ram in is schwer beschädigt war, ebenso wie die vereinzelten Roggen-
pfianzeii auf einem daneben liegenden Weizenfelde, während dieses letztere
selbst in ta k t verblieb.
Zur näheren Beleuchtung dieser F ra g e erfolgte in den Ja h ren 1891—
1893 eine grosse Anzahl Infektionsversuche mit Uredo graminis, bei denen
das Material folgenden 8 Wirtspflanzen entnommen wa r: 1) Secale cereale,
2) Triticum vulgare, 3) A vena sativa, 4) Hordeum vulgare, 5) Triticum
repens, 6) A ir a caespitosa, 7) Poa compressa und 8) P hleum pratense. Die
Resultate der Infektionsserien, deren Material den 5 ersten Wirtspflanzen
entnommen war, sind in die untenstehende Tabelle 9 eingetragen. Die
Keimfähigkeit des benutzten Sporeiimaterials ist au f dieser Tabelle mit
Ziffern bezeichnet, und zwar bedeutet 1 = vereinzelte, 2 = ziemlich a llgemeine
niid 3 = allgemeine Keimung. Die Infektionen, die mit Material
von Poa und -4*Va ansgeführt wmrden, sind nicht mitgenommen worden, da
sie in keinem Falle ein positives Ergebnis lieferten. Die Art der Wirtspflanze,
an der sie ausgeführt wurden, wird jedoch im folgenden angegeben.
Über die Infektionsserien mit Material von Phleum pratense wird unten
hei der Art Puccinia Phlei-pratensis des näheren gesprochen werden.
Ordnet man die vorliegenden Resultate in 3 Gruppen: 1) mit sicher positivem
Resultat = -f, 2) mit misicher positivem Resultat = ( -b), und 3) mit
sicher negativem Resultat = —, so findet man solche Ergebnisse, wie sie in
untenstehender Tabelle 10 znsamraengestellt sind.* Die in der mittleren
Kolumne enthaltenen uud mit (-b ) bezeichneten F ä lle sind solche, in denen
die inficierteii Pflanzen entweder von einem Feld e hereingeholt oder im
Freiem grossgezogen waren, iu welchen lieiden F ä llen die Wahrscheinlichk
eit eines schon vorher innewolmeiideii Krankheitsstoffes verhältnismässig gross
ist, aber aueh solohe. in denen die Flecken uieht an den inficierteii Stellen
hervorbraehen, sondern in einer grossen E ntfernung von denselben, und
scliliesslich solche, in denen die Vermutung vieles für sich hat, dass das
Infektionsmaterial vielleicht unrein gewesen, d. h. eine Mischung mehrerer
Arten enthalten habe.
4. Puccinia graminis eine kollektive Art. Die angeführten Infektiousresnl-
ta te liefern gute Gründe zu der Ausscheidung folgender v e r s c h i e d e n e r
F o rm e n a u s d e r a l t e n A r t P u c c i n i a g r a m in i s :
1) f. sp. Secalis auf Secale cereale, Hordeum vulgare und T riticum repens,
2) f. sp. Avenae au f A v e n a sativa,
wolclie beide durchaus sicher gesoliiedeu sind, sowie
' Vergl. Ehiksson, V, 2 9 6— 2 9 7 , wo auch die Versuche des Jahres 1 8 9 4 mitgenommen
sind. Spät. Anm. (18*h'495).