mochte das Material seit der Erntezeit (1— 2 Monate) im Hause (in der Probe-
seheune) aufbewalirt oder d irek t irn Freien (au f dem Felde oder im Versuchs-
garteii) genommen worden sein. Im Herbste 1893 wurde alles Material im
Fre ien von solclien Halmen (Micliigaii Bronce) eingesammelt, die ungeerntet
au f dem Felde stehen gelilieben waren.
Mit dem, was wir je tz t über die untergeordnete Bedeutung des vorauf-
gelieiideii Verwahriingsortes gesagt haben, sei jedoch keineswegs behauptet,
dass die AVittcrmig g a r keinen Einfluss au f das Erwecken der Keimfähigkeit
der Teleutosporen in der freien Natnr habe. Im Gegenteil — und zwar
wahrsclieinlicli wegen der durch die Epidermis geschützten Lage der bedeckten
Sporeniiäufclieii (Fig. 96) — scheint eine gewisse Nässe des Halms oder
wenigstens eine reioliliclie Feuclitigkeit der Luft, wenn nicht grad e notwendig,
so doch wenigstens in hohem Grade förderlich zn sein, wenn es gilt,
die Keimfähigkeit im Freien zu wecken, da ohne den voraufgehenden, zersetzenden
Einfluss dieser Faktoren au f das liedeckende Hautgewebe das für
die Keimung unentbehrliche AVasser schwerlich bis an die Sporen gelangen
kann. Bei einem eigens zu diesem Zwecke angestellteii Versuche wurde der
zersetzende Einfluss der natUrliclieii F euchtigkeit geprüft. Am 19. Oktober
1891 wurden wälirend einer sehr regnerisclien Periode einige rostige AAteizen-
halme zur Erde niedergebogen. Bei der 4 Tage später erfolgten Untersuchung
fanden sich au f melireren Halmen an der Innenseite der Scheiden vereinzelte
gelbe Sporidienschläuche, die angeuscheinlicli von Teleutosporen ausgingen.
2. Der Verlauf der Teleutosporenkeimung. Sobald die Teleutosporen
keimen, ist die erste Generation des Pilzes, das Promycelium-Stadium, ein-
getreteii. Der Aterlauf dieser Keimung ist in allen wesentlichen Umständen
derselbe, wie liei den Teleutosporen der Puccinia g ram in is (S. 54). Der
in je d e r der lieideii Sporeiizellen enthaltene gelbfarbige In h a lt ergiesst sich
aus der Termlnalzelle an der Spitze, ans der Basalzelle unterhalb der Kante
der treiiiienden Querwand in einen gelben Keimfadeii (Fig. 108 a). Der
Faden wäclist in die Länge und wird zum Promyceliuin, das sicli durch
Querwände teilt und einen oder mehrere ebenfalls quergegliederte Nebenzweige
a'iis.sendet (Fig. 108 b). Zugleich schnürt sich von jedem oberen Gliede
des Promyceliiims eine Sporidie ab, die nun den ganzen gelbköniigeii Inhalt,
der vorher in den Gliedern des Promyceliiims gelegen, in sich aufgenommen
hat. Das Promycelium selbst erscheint jetzt, ebenso' wie die Sporcnzelle,
aus der es hervorgegaiigen, leer und farblos. Durch den a n f ä n g l i c h im P r o m
y c e lium , d a r a u f in d en S p o r id i e n eiiigeschlossenen g e l b f a r b i g e n I n h
a l t ist diese Art von der folgenden, sonst se in-ähnlichen P uccinia dispersa
sehr gut nnterscliieden, deren Promycelium und Sporidien beide von Anfang
an farblos sind. Die Sporidien sind oval, 12—14 x 8—10 u. Sie keimen
sofort. Beim Keimen tr itt der ge lbköniige In h a lt in den Sporidienschlauch
hinein, der, wenn das Keimen au f einer Glasplatte erfolgt, zu einem mehr
oder weniger langen, einfachen oder schwach verzweigten Myceliumfäden
heraiiwächst.
3. Infektionsversuche mit Puccinia glumarum. Nun entstand die wichtige
Frage, was wohl aus den beim Keimen der Teleutosporen entstellenden Sporidien
werden mag, oli sie wolil au f irgend welclier oder irgend welohen
Pflanzen von einer anderen Art als Gräsern einen geeigneten Boden finden
könnten, um Äcidien zu entwickeln, oder ob man vielleicht eine erfolgreiche
Sporidieninfektion direkt auf die Getreidepttanze ohne Scliwierigkeit iiachwei-
sen könne. Um näheren Aufschluss über diese Fi'age zu erhalten, lialieii
wir zahlreiche Infektiousversuche mit Material aus den Sporeiiernten der
Ja h re 1891 und 1892 angestellt. Das sclilechte und ungleichmässige Keimen
der 1893-er S])oroiiernte liewirkte, dass keine Infektionen mit Material aus
dieser E rn te ansgeführt wurden. Da diese Infektionen samt und sonders
ein negatives Resultat ergaben*, dürfte ein au f gewöhnlielie AA*eise ins einzelne
gellender Bericht ülier alle wichtigen, zu je d e r Infektionsnumme r gehörenden
AVahrnelimungen von wenig Interesse sein, weshalb es genügen wird,
wenn wir liier nur eine kurze und übersiolitliolie Zusammenfassung der Iii-
fektionsniimniern und der Anzahl der Infektionsstellen an den einzelnen
Ptianzen in den genannten Jah ren geiien. Eine solche Ziisammeiifassiing
findet sich in der foigeuden Tabelle 26.
Infeläionsversuche m it P uccinia g lum a n n n .
Tabelle 26.
11i
Tüfieierte Pfianzen. i
j
!i
Anzahl der lufektionsnum-
iiiern mit der Sporenernte
der Jahre
Anzahl dev Infektionsstelieu mit
der Sporenernte der Jahre
1891
__'22
1892
1 g 9 2 _ i6 503 1 1891 111
Summe
Anchusa a rv e n s i s ........................... 1 4 mehrere 24 über 24
> o f f i c in a l i s ................... 1 3 3
s seiiipervireiis . . . . 1 mehrere mehrere
Nonnea ro.sea................................. 3 26 •2«
Echium v u lg a re ............................ 1 mehrere mehrere |
C.vnoglossum officinale . . . . 1 3 3 1
Pulnuuiaria officinalis . ‘ 1 6 6
'I’riticuin v u l g a r e ........................ ; ^ 3 über 20 über 4 iiber *24
Aus dem ülierein.stimineiul negativen Resultate der auf B oragineen bewerkstelligten
Infektioiisversuelie dürfte als in sehr hohem Grade sicher der Schluss
‘ Kiiie Ausiiahmo liiervon bildet eine Infektionsnummer auf Weizen, am ‘. s 1892 mit
Material von Weizenspelzen ausgeführt, das nach 3 Tagen spärlich keimte, indem nach
12 Tagen an einem Blatte etwas oberhalb einer Infektionsstelle ein -.rotbrannes» Uredo-
häufchen auftrat. Im Infektionsmaterial waren indessen einige vereinzelte üredosporen
wahrgenommen worden, weshalb die hervorgebroclienen Häufchen nur viel zu gut aus den
dem Materiale untcrmiscliten Üredosporen liergeleitet werden können, ja wahrscheinlich
hergeleitet werden müssen.
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