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 Aufmerksamkeit  erfreut,  nnd  zwar  mit  Keclit  deslialb,  weil  sieb  iiier  eine  
 Aussicht  eröffnet,  der  AA'echselbcziehung,  die  zwisclien  dem  Sohmarotzer  und  
 seiner  AVirtspflanze  bestellt,  näliei-  auf  die  Spur  zn  kommen,  aber  vielleiclit  
 in  allererster  Reihe  deshalb,  weil  die  diesbezüglichen  Uiitersuelunigen  ein  
 für  den  praktischen  Ackerbau  wertvolles  Resultat  zu  versprechen  scheinen. 
 1 5 .   Die  v e r s ch ied en e   Ro s tempfäng lichke it   der  
 e inz e lnen  Getr eidesorten. 
 a.  Die  A n g a b e n   in  d e r   L itte r a tu r . 
 1.  Aus  Europa.  Ein  oliarakteristisoher  Zug,  der  sich  von  der  ältesten  
 Zeit  au  bis  a u f  den  heutigen  T ag   durch  die  ganze  einschlägige  L itte ra tu r  
 hindnrchzieht,  ist  der,  dass  sieh  immer,  wenn  von  K rankheiten  parasitischer  
 Natur,  mag  es  Tiere  oder  Pflanzen  betreffen,  die  Rede  ist,  h e i  d e n   v e r s 
 c h i e d e n e n   G a t t u n g e n ,   A r t e n ,  A 'a r ie tä te n ,  R a s s e n   o d e r   I n d i v i d 
 u e n   e in e   bald  mehr  bald  weniger  auffallend  v e r s c h i e d e n e   E m p f ä n g l 
 i c h k e i t   f ü r   die  betreffende  K r a n k h e i t   geltend  macht.  Besonders  soll  
 dies  der  F a ll  sein  bei  denjenigen  parasitären  Pflanzenkrankheiten,  in  denen  
 der  P a ra sit  ein  Pilz  ist,  und  unte r  ihnen  nich t  am  wenigsten  bei  dem  Getreiderost. 
   Es  ist  vorher  gesagt  worden  (S.  8 ,  11),  dass schon T h e o p h r a s t ü s   
 und  P l in iu s   v ou   einer  verschieden  grossen  Rostempfänglichkeit  nicht  nur  
 bei  den  verschiedenen  Getreidearten  sondern  zum  Teil  auch  bei  den  verschiedenen  
 Sorten  derselben  Art  reden. 
 Im  Anfänge  unseres  Jab rh u n d e rts  erzählt  Y o u n g   (nach  L it t l e ,  I,  6 6 i ),  
 dass  er  au f  seine  im  Ja h re   1804  an  die  englischen  Landwirte  gerichteten  
 F rag en   die  Auskunft  erhalten  habe,  dass  die  weissen  AVeizensorten  melir  
 durch  den  Rost  gelitten  hätten,  als  die  roten,  und  dass  der  h aarige  AVeizen  
 dem  Rost  entgangen  sei.  Einige  Jahrzehnte  spä ter,  im  Ja h re   1841,  sagt  
 indessen  H e n s l o w   (I,  <j ) ,  dass  die  »Uredo  ruhigo»  häufiger  .auf  haarigem  .ais  
 au f  glattem  AVeizen  vorkomme.  K ü h n   (I,  l o o )   glaubt  im  J a h re   1858  gefunden  
 zu  haben,  dass  unter  den  AA'eizensorteii  der  Spelz  {Triticum  Spelta)  
 und  der  Polnische  AVeizen  {T.  polonicum)  sehr  wenig  empfäiiglicli  seien. 
 Im  Ja h re   1863  betont  l a   C o u r   (I,  13 5 )  nacli  dem,  was  die  E rfahrung  
 des  vorhergehenden  Ja h re s  au f  dem  A'ersuclisfelde  der  Dänischen  Landwirt-  
 schaftlioheii  Hocliscliule  bewiesen  habe,  dass  »die  Varietät  sehr  viel  bedeute».  
 Am  10.  Ju li  waren  nämlich  »nur  3  Gersteiivarietätcn  vom  Rost  angegriffen»  
 —  welches  diese  Rostart  gewesen,  wird  nieht  besclirieben  —  »während  alle  
 übrigen  Gersteuvarietäten  nach  8  Tage  später  vom  Rost  irei»  waren,  und  
 ebenso  v e rhielt  es  sich  au f  Hindholm  in  der  Mitte  von  Sjailand,  woselbst  
 dieselben  3  A'arietäten  (»Gerste  von  den  Färöern», »Gerste  aus  den Nordlandem  
 und  »Gerste  aus  der  Mandscluirei»)  mehrere  Tage  vor  den  anderen  befallen 
 wurden.  Ebenso  tra t  die  K ran k h e it  -   die  nach  der  Besclireibuiig  zu  ur-  
 teilen  der  Gelbrost  gewesen  zu  sein  sclieint  —  in  demseliien  Ja h re   »mit  ganz  
 verschiedener  Stärke»  an  den  50  verschiedenen  AVeizcnvarietäten  (44  AVm-  
 ter-  und  6  Sommenveizeii)  auf.  die  damals  au  der  Laudwirtschaftlichen  
 Hochschule  angebaut  wurden,  obgieicli  »Ackerboden,  Saatzeit  uud  Beliand-  
 liiiig  bei  allen  gleich  waren  und  ein  Unterschied  an  Üppigkeit  und  Dicli-  
 tig k e it  die  verscliiedene  Rostigkeit  nicht  e rklären  konnten». 
 Aus  Deutschland  schreibt  S o r a u e r   (II,  2 1 9),  dass  P i b t r u s k y   im  Ja h re   
 1869  von  gewissen,  namentlich  aufgezählten  AVeizensorten  gesagt,  sie  seien  
 gegen  den  Rost  verhältnismässig  sehr  abgeliärtet,  und  als  iu  dieser Hinsicht  
 besonders  beachtenswert  werden  im  Ja h re   1871  teils  von  . S e t t b g a s t  teils von  
 A V e id b n i iam m e r   (nach  S o r a u e r ,   1 1 , 2 2 1 , 2 2 2 )   gewisse  Formen  des  Englischen  
 Diekweizeiis  {T riticum   turgidum)  liervorgehoheii.  Einige  Ja h re   spa ter  erwähnen  
 V A 'e rn e e ,  K ö r n i c k e   und  H a v e r s t e i n   (nach  S o r a u e r ,   1 1,220, 222)   
 gewisse  bestimmte  sowohl  AVeizen-  nnd  Gersten-  als  aucli  Roggensorten  als  
 besonders  widerstandsfähig.  Schliesslich  te ilt  S t r b b e l   (I,  189 )  im Ja h re   1885  
 mehrere  von  ihm  in  Hohenheim  geprüfte  AVeizensorten  ein  in :  a)  solche,  die  
 vom  Rost  sehr  sta rk   befallen  waren,  b)  solche,  die  nur  wenig  Rost  tru gen, 
   und  endlich  c)  solclie,  die  fast  rein  oder  ganz  rein  waren.  Dasselbe  
 th u t  aueh  B r ü m m e r   (I,  1 9 4 )  in  Kappeln.*  Aus  E ngland  berichtet  L i t t l e   
 (I,  660)  im  Ja h re   1883,  dass  man  in  den  AA'eizeiidistrikten  einer  rotährigen  
 AAteizensorte  den  Namen  »Anti-Mildew»  gegelien,  weil  sie,  allerdings  nicht  
 völlig,  aber  doch  fast  frei  von  Rost  war,  wobei  er  auch  noch  das  Empiäug-  
 lichkeitsverhältnis  verschiedener  anderer  in  E ngland  angebauten  AVeizeu-  
 sorteii  mitteilt. 
 2 .  Aus  Nordamerika.  AA'as  No rdamerika  betrifft,  e rk lä rt  B o l l e y   ( il,  l e )   
 im  Ja h re   1889  nach  den  Erscheinungen,  die  man  an f  dem  grossen  Versuchsfelde  
 der  Versuchsstation  in  L afaye tte  (Indiana)  habe  konsta tieren  können,  
 die  »weissen  (weissährigen?)  AVeizensorten  für  im  allgemeinen  den  Parasiten  
 geeignet».  Allerdings  sei  keine  Va rie tä t  durchaus  unempfänglich  (»rustproof 
 »)  gewesen,  aber  »es  giebt  doch  sicherlich  Sorten  (z.  B.  Fulcaster,  E gy p tian 
 ,  Dietz’  Loiigberry),  au f  denen  es  dem  Pilz  schwer  wird,  festen  Fuss  zu  
 fassen,  wenn  sie  auch  von  sehr  rostigen  Nachbaren  umgeben  sind»,  während  
 wiederum  andere  (z.  B.  Velvet  Chaff)  äusserst  empfänglich  seien. 
 3.  Aus  Australien.  Die  F ra g e   von der verschiedenen E uipfänglichkeit der  
 AA'eizeusorten  wird  jedoch  ganz  besonders  in  der seit einigen Ja hren in Australien  
 betriebenen  neuen  Rostiintersncliung  behandelt.  Die  erste  Mitteilung,  
 die  uns  von  dort  zukomint,  findet  sich  bei  H.  L.  C.  A n d e r s o n   (I,  s t) ,  der  
 im  J a h re   1890  6  in  Australien  angebante  AVeizensorten  aufzählt,  die  nach  
 der  E rk lä ru n g   von  60  dortigen  Landwirten  für  sehr  wenig  empfänglich  zu 
 ‘  Z a h lre ic lie   n e u e   d e r a r tig e   A n g a b e n   fin d e t  m an   b e i  F e .4 k k   &  S o e .aü ek   (IA  ,  6  ff.,  A  ,  
 7  ff.)  in   d e n   J a lir e s b e r ic h te n   des  d e u ts c h e n   S o n d e ra u s s c h u s s e s   f ü r   P f la n z e n s c h u tz   a u s  d en   
 J a h r e n   1893  u n d   1894.  S p ä t.  Aum.  (18?J95).