d a s weiss man, seitdem d e B a u y (IX, 3 9 e ) im Ja lire 188(5 gezeigt hat, dass
der Keimfadeii einer Peziza-Spore erst dann die F äh ig k e it erhält, kräftig
zu wachsen nnd die von der Natur sellist dem Pilze angewiesene Wirts-
jillanze anziigreifen, weun derselbe durch saprophytische Nahrung, in kü n stlicher
Nährlösung oder auf toter Pflanzensubstanz, die hierzu erforderliche
Kraft erhalten hat, und (IX, 4 1 1 ) dass in letzterem Falle das AVachstum der
Spitze au f andere AVeise — olme Haftorgane (Haftbüsoliel) in Beseiiform —
stattfindet, als wenn der Keimfaden in AVasser oder in feuchter Luft gewachsen
ist. DE B a r y (IX, 4 1 4 ) h a t es auch wahrscheinlich gemacht, dass
der Angriff des Peziza-Fadens anf die AVirtspflanze von einer aus der F ad en spitze
geschehenden Absonderung einer Flüssigkeit (einer oder mehrerer Arten
von Enzym) abhängt, die bei der Berührung der Spitze mit der Unterlage
durch »D ru c k re iz » stattfindet und die F äh ig k e it besitzt, die anliegende
AVand der Zelle zu zersetzen, in das Protoplasma derselben hineinzudringeii
und dasselbe zu töten. Diese Giftahsonderung erzeugt ihrerseits die »Ausscheidung
einer F lüssigkeit aus der sterbenden Zelle, welche Flüssigkeit
dem Zerstörer bei seinem weiteren AA’achsturn zur Nalirung dient.
In neuester Zeit h a t auch R e i n h a r d t ( 1 ,4 9 6) im Ja h re 1892 gezeigt,
dass das Spitzenwachstum eines Peziza-Fadens gestört und unterbrochen wird,
wenn die Nährlösung, in der die Kultur stattfindet, dureh Verdunstung etwas
mehr konzentriert oder durch Zusatz von AVasser etwas mehr verdünnt wird,
als sie antänglich gewesen, und B ü s g e n (I, ss) h a t im Ja h re 189o die Überzeugung
erlangt, dass das Eindringen eines Fadens von B o tr y tis cinerea in
die AA'irtspflanze ebenfalls von der Ausscheidung eines aiiflösenden Giftes
abliängt, ja , dass eine ähnliche Absonderung auch bei den Rostpilzen vorkommt
(I, 66) und für das Resultat eines chemischen Ernährungsreizes zu
halten ist, sowie (I, es) dass die Natur der ausgesehiedenen Stoffe in den
verschiedenen F ällen je nach den AVirtspflanzen eine verschiedene sein muss.
Diese Beobachtung sowie mehrere derselben Art, worunter d e B a r y ’s (IX,
4 5 2 ) Beobachtungen über den Einfluss, den die verschiedene Grösse des
AVassergehaltes der inficlerten Pflanzen ausübt, sind als Beweise dafür anzusehen,
dass es thatsächlich einen Ernährungsreiz giebt nnd dass dieser ein
wichtiger F ak to r im Leben der parasitisclien Pilze ist.
Beweise dafür, dass hierbei auch » K o n ta k tr e iz » mitwirkt, sind vor
kurzer Zeit von B ü s g e n (I, 5 5 ) geliefert worden. E r schreibt nämlich
im Ja h re 1893, er habe bei der Kultur vou B o tr y tis cinerea auf Objektträg
e rn beobaohtet, wie die Fadenspitze, soliald sie den Objektträger berührte,
anschwoll oder, wenn dieselbe reichlich g en äh rt war, sich sogar
korallenähnlich verzweigte; und er ste llt schliesslich als das Ergebnis seiner
Untersuchungen die Behauptung au f (1,6 9), ein Kontaktreiz mache sich
bemerklich, sobald der Pilzfaden sein Substrat berühre, und derselbe äussere
sich darin, dass sich der Faden dicht an seine Unterlage aiischmiege und
die Richtung seines AVachstiims je nach dieser ändere.
Es zeigt sich aber, dass auch andere physiologische F aktoren hier eine
E inw irkung üben können. So meint R e in h a r d t (I, ,»05) im Ja h re 1892 einen
A n t a g o n i sm u s zwischen den Mycelien von Benicilliiim und A sperg illu s einerseits
und einem Peziza-Mycelium andererseits gefunden zu halien, indem jene
dieses töteten, sobald sie es erreichten; und B ü sg e n Ü te ? ) " ’1'-'* ™ ff*!''®
1893 die F ra g e auf, welche Bedeutung man wohl der C i r o u m n u t a t io n beim
Angriff der Scbmarotzerpilze au f ihre AVirtspflanzen zuerkennen müsse.
Schon diese wenigen abgerissenen Thatsachen aus der liesonders durch
P f b e f b r allsgebildeten Lehre, dass Reize mannigfacher Art im Lehen der
Pflanzen äusserst wichtige Faktoren sind, dürften liinreichen, um die Aulfassung
der wir immer raelir hinneigen, zu verdeutlichen, dass die E rscheinung
des Parasitismus, wie auch AVa e d (III) neulich hervorgeliolien hat,
und damit aueh der Unterschied der Empfänglichkeit ein höchst verwickeltes
Problem ist. Und zeigt es sich schon bei den meistens küiisthcben A ersuchen,
au f die wir liier verwiesen halien, wo die Pilze auf einem toten
Nahriingssiibstrat kultiviert wurden, dass viele Kräfte mit im Spiele sind,
um wieviel komplizierter h a t man sich dann nicht den Hergang zu denken,
wenn man es mit einem lebenden Nahruugssubsirat, der von der Na tu r
auserwählten AA'irtspflanze selbst, zu thun hat?
AVir haben mit den letzten Betrachtungen über das Problem der Emp
fänglichkeit keinerlei positive Lösungen desselben bieten können, sondern
n ur die Richtung andenten wollen, in der sieh nach unserer Ansicht die
fernere Forschung au f diesem Gebiete zu bewegen hat, wenn dieselbe von
Erfolg begleitet sein soll.
j . S c h l u s s f o l g e r u n g e n .
Aus allem, was in dem vorhergehenden über die Rostempfänghohkeit
d e r einzelnen Getreidesorten angeführt worden ist, geht hervor:
l:o ) dass e s e in e n a n g e b o r e n e n u n d k o n s t a n t e n U n t e r s c h i e d d e r
E m p f ä n g l i c h k e i t f ü r d e n G e lh r o s t b e i d e n v e r s c l i i e d e n e n
A V e iz e n so rte n , sowohl dem AA’inter- als auch dem Sommerweizen
(vergl. Tal). 62), sow ie b e i d e n v e r s c h i e d e n e n G e r s t e n s o r t e n
(vergl. Ttib. 63) g i e b t ;
2:o) dass d ie f ü r d e n G e lb r o s t e m p f ä n g l i c h s t e n AA’ i n t e rw e i z e n -
s o r t e n zu d e n e n g e h ö r e n , d ie h a r t e n AA’ i n t e r n am b e s t e n
w id e r s t e h e n , w ä h r e n d in d e r R e g e l d ie v om G e lb r o s t w e n
i g e r b e f a l l e n e n S o r t e n d e r s e lb e n G e t r e i d e g a t t u n g d ie
A V h ite rk ä lte w e n ig e r g u t v e r t r a g e n k ö n n e n , dass es a b e r
z u g le ic h , besonders unter den mit glatten, weissen Ähren versehenen
Kollienwoizensorteu. welche die dichtesten »Vhren und die
grösste Anzahl Körner besitzen, m e h r e r e S o r t e n giebt, d ie sow
o h l d em R o s t a ls a u c h d em F r o s t e r f o l g r e i c h A V id e rs ta iid
3:o) fUss^die f ü r d e n G e lb r o s t e m p f ä n g l i c h s t e n S o r te n , sowohl des
AVeizens als auch der Gerste, d ie am f r ü h e s t e n r e i f e n d e n s in d ;