Ist die Röhre A D G, in der das Wasser bis zur Höbe B
steht, bis C im Wasser 'eingetaucht, und wird also das Wasser
bis zu dieser Höhe ganz von dem hydrostatischen Drucke des äu-
fsern Wassers erhalten , so dafs nur noch die übrige Höhe B C
ein Bestreben hat auszufliefsen, Welches von der Geschwindigkeit,
womit das fliefsende Wasser hineindringen will; • aufgehoben
wird; so ist auch hier der Schlufs gewifs wieder unstreitig
richtig, dafs beyde Geschwindigkeiten , womit es hineinfliefsen
w ill sowohl, als mit der es heraus w i l l , sich gleich seyn müssen
, wenn das Wasser bis B ruhig erhalten werden soll. Es ist
also nur die Frage, mit welcher Geschwindigkeit es denn her-
ausfliefsen w ill; ist diese beantwortet, so ist es auch hierdurch
jene, mit welcher es hineinfliefsen will. Die Antwort derjenigen
, welche dieses Instrument gebrauchen und empfehlen , is t,
dais sie diejenige sey,- welche ein schwerer, freyfallender Körper
erhalten würde, wenn er von der Höhe B C herunter fiele. Herr
Hofrath Kästner (u ) , macht hiergegen die gegründete Einwendung
, welche, nach unserm Urtheile, die ganze Theorie, worauf
der Gebrauch dieses Instruments beruhet, wo nicht gänzlich
vernichtet, doch wenigstens unzuverläfsig, und das Instrument
bis dahin, wo diese Schwierigkeit gehoben wäre, verwerflich
macht, dafs nähmlich , wenn gleich die Wassersäule C B das
Vermögen besitzt, Wasser durch eine Oeffnung bey C mit einer
Geschwindigkeit heraus zutreiben, die der Höhe B C gehört, so
folge doch noch nicht, dafs dieses Vermögen durch die Masse
Wasser von C bis A , und durch das aufsen vor A stehende W asser
, dergestallt, -so zu reden, durcharbeiten könne, dafs auch
bey A das Wasser mit einer Geschwindigkeit herausgetrieben
würde, die der Höhe C B zugehöre. Zum Beweise, dafs dieses
noch nicht so aufs Reine, und die Vergleichung zwischen
der Höhe C B und der Geschwindigkeit, womit das Wasser bey
A heraus-, oder was einerley ist, mit der es hineindringt, über-
( « ) Anfangsgründe der Hydrodynamik. $. sg5.
haupt nicht so leicht sey-, wie man sich bey dem Gebrauche dieses
Instruments vorgestellt habe , .verweiset der Herr Hofrath Kästner
auf Poleni ( x ) , der über solche Bewegungen des Wassers
viele Versuche angestellt, und doch keine sichere,, allgemeine
Theorie davon gegeben hat.
Neuere Versuche sind vom Herrn Rath Langsdorf hierüber
anges teilt ( y ). Er bediente sich hierzu eines blechernen Cylin-
ders von 5 Zoll im Durchmesser, und der im Boden ein Loch
2. Linien im Durchmesser hatte ; dipsen setzte er in ein weites
Rehältnifs, das bis zum Ueberlaufen angefüllt war. In dem Cy-
linder wurde immer Wasser aiff die Art zugegossfen , dals die
Oberfläche desselben in dem Cylinder, beständig 5 Zoll über die
in dem überlaufenden Behältnisse blieb. Bis nun eine abgemessene
Wassermenge jedes mahl in den Cylinder zugegossen w a r ,
verflossen 6o,5 Secunden. Zum Zugiefsen eben derselben Wassermeng
e beym Ausflusse in die freye L u ft , unter eben der Wasserhöhe
von 5 Z o ll, aus derselben Oeffnung waren nur 56,2,
Sec., also der ganzen Zeit weniger als,vorhin , erforderlich.
Es wäre nun hier die Frage , ob die zum Auslaufen gebrauchte
längere Zeit, dadurch verursacht wurde, dafs das Wasser langsamer
ausflofs , oder ob es blofs von der gröfsern Zusammenziehung
des Strahls herrührte. Herr Langsdorf hält diels letztere
für wahrscheinlich, er sagt: «ohne Zweifel rührt diese Vergröfse-
rung der Zusammenziehung von dem concentrischen Drucke her ,
welchen das Wasser aufserhalb des Cylinders rings um die Oeff-
nung herum auf den Strahl ausübt, sobald -er aus der Oeffnung
herausfäbrt. V ,
So viel ist gewifs, dafs nach dieser Vorstellungsart dieses Instrument
nicht wie der gröfste Theil der übrigen Geschwindigkeitsmesser,
auf die Theorie vom Stofse beruhet-, sondern sich
wesentlich von allen andern darin unterscheidet, dafs seine Rieh-
(a:) Del moto misto dell* acqua in der Nuova Raccolta. Vol. III.
(y) Lehrbuch der Hydraulik. §. 18.