Geschwindigkeit^ V o r der Spitze ward aber der Strom reissend ,
denn dessen Rapidität betrug (ungeachtet der Kopf des Werkes
3 Ruthen lang versenkt w a r , und der Strom über diesen versenkten
Theil flofs) 6,54' in der Secunde. Schwimmhölzer , die
bey c in den Strom geworfen wurden , legten nach der Richtung
c d y (d. i. etwas oberhalb der Spitze y , 2 Ruthen von x iy
entfernt) drey Schuh in der Secunde zurück, dann schwammen
sie , gegen die Spitze der Kribbe yorbey,. nach der Richtung e g
mit 3,g3 Fufs Geschwindigkeit, ohne in die Neer, worin sich
zwischen y h fE B das Wasser in grofsen elliptischen Bogen dre-
hete zu kommen. So wurden z. B. Schwimmhölzer, die man
bey x in den Strom liefs, und die, wie gesagt, nach der Linie
x i y schwammen, nachdem sie von y nach h und f getrieben
waren , bey f von dem Widerstrome ergriffen , und so rückwärts
nach k und 1 getrieben, von wo sie wieder in den Strom
hinein bezogen wurden , und nun weiter in denselben hinein
schwammen , als die Körper, welche bey y in den Strom gelassen
waren.
Da das Wasser vor der Kribbe 8 Zoll höher, als hinter derselben
stand, und der W ’derstrom von f nach k und 1 sich bewegte;
so ist es klar, dafs das Wasser gleich unterhalb der Kribbe
niedriger als bey f stehen mufste. W e il nun ein rapider und
durch ein Bauwerk eingeengter Strom die Wassertheile vor dem
Einbaue vorbey auf eine weitere Distanz, als ein langsamer Strom
forttreiben kann, so wird er auch den Widerstrom in weiten
elliptischen Bögen , wie es hier der Fall ist, kreisen. Kurze Ein-
baue , die den Strom nicht weit hinaus commandiren , bilden
aber kleine zirkelrunde Widerströme, die, wenn die Stromrinne
dem Bauwerke sehr nahe ist, den Strudeln gleichen ; eine Erscheinung
, die man. längs den hervorstehenden Bauten bey Düsseldorf
(Tab. I.) gegen die Neustadt antreffen kann. Mit diesen
Local- Beyspielen mag es hier genügen , weil bey der Analyse des
Flufsbaues die mannigfaltigen Wirkungsarten der Widerströme
gezeigt werden sollen.
Da in diesem Werke so häufig die Gelegenheit entstehen
wird zu zeigen, dafs der Widerstrom es ist, der bey den stärksten
Bauwerken die schrecklichsten Zerstörungen anrichtet, bey
Bauwerken, die selbst den mächtigsten Eisgängen und dem hohen
Strome widerstanden; dafs er die Aufschlickung unter den Krib-
ben verhindert, und das Ufer unterwühlt; so kann man den Effect
der Bauwerke nicht gründlich beurtheilen , wenn man über
die Erscheinung und Wirkung des Widerstromes keine Beobachtungen
angestellt hat. Bey jedem Bauwerke., welches in den
Strom hinein gelegt werden so ll, mufs immer gefragt werden,
wie wird die Wirkung des Widers tromes, oder der Neer beschaffen
seyn, wenn der Strom mit der Krone des Werkes gleich
steht; wenn er darüber hinwegrauscht; oder auch wenn er niedriger
steht? Im ersten und zweyten Falle verhindert er die
AufschKkung, im dritten Falle führt der hohe Strom das etwa
Aufgelandete wieder fort, und greift das Ufer an, wenn es mit
dem überfallenden Wasser, das über die Kribbe , in einer per-
pendiculairen Richtung auf dieselbe, stürzt, nicht parallel läuft.
Die Wirkung dieses überstürzenden Wassers auf das' Ufer
könnte man sich etwa so vorstellen (Tab. XX. Fig. A. ) A B C sey
das Ufer; B F die Länge der Kribbe-=: a; E F , parallel mit
B G , die Richtung des Stromes; der ’Winkel E F B = F B G ,
den die Kribbe mit der Richtung des Stromes macht, sey — a ; der
Winke l , den das Ufer unterhalb der Kribbe mit B G , der Richtung
des Stromes, macht; sey ■ = ß; so ist
1. Das 'Wasser, welches über die Kribbe fällt, dem Sinus des
Winkels proportional.
2. Fällt es nach F C , senkrecht auf B D , mit einer gewissen
Geschwindigkeit auf das Ufer.
3. Diese Geschwindigkeit mufs in zwey andere zerlegt werden,,
wovon die eine FI C mit dem Ufer parallel is t, und also
nicht in Betracht kommt; die andere H F aber, senkrecht
auf das Ufer, ist diejenige, welche hier zu untersuchen ist.