welche von den fehlerhaften Anlagen bey den Sieg - Mündungen
bewirkt wurden, sind der Analyse des Flufsbaues Vorbehalten.
Veränderungen zwischen Reith und Cöln.
Von der Mündung des Reither Stromarmes (Tab. V I .) ist
jedem bejahrten Einwohner von Reith bekannt, dafs sie schon vor
dem künstlichen Zuschlufse versandet war. Dieser Arm mufs
sehr mächtig gewesen seyn , als er den Anfall des Rheines von
dem Nieder - Casseler und Lülsdorfer Ufer entfernte. Sein linkseitiges
Ufer ward nähmlich von der Anhöhe BC gebildet; sein
rechtseitiges war i 5o Schritt weiter von jenen Dörfern entfernt,
und unter Schneppenhoff wurde es von D nach E umgebogen.
So wie nun dieser Reither Arm versandete, nahm die Luls-
dorfer Serpentine zu (* ). So wich also der Strom von dem
rechtseitigen Arm der Langelner Insel, der dann auch zuschlickte.
Die Versandung dieses Armes vergröfserte die Geschwindigkeit des
eingeengten Stromes, der so mit seiner Kraft, auf eine weitere
Strecke abwärts, auf das Bette wirkte , und daher zwischen Suerd
und Weifs eine gröfsere Tiefe hervorbrachte. So ward also von
dev Mündung des Zündorfer Armes der Strom entfernt, und ihre
Versandung leicht.
DieseVersandungundder Andrang der Stromrinne nach Weifs
erleichterten es dem Strome und den Eisgängen mit ihrer Gewalt auf
das Portzer Ufer zu stürzen. Ist es nicht klar, dafs der ehemah-
lige starke Strom des Zündorfer Armes jenen Strom, der zwischen
der Insel und Weifs passirte, so wie seinen Anfall auf das Portzer
Ufer schwächen mufste ?
Das linkseitige Ufer gegen Portz über wurde von der Linie
von F nach G und H gebildet, wo also der Strom, nicht so wie
jetzt auf Rotenkirchen andrängte. Unter diesem Dorfe verfolgte
der Rhein seinen Lauf längs Poll; er bildete im Anfänge dieses
( * ) Beym Eisg än g e d es 1 7 8 4 J ahres is t v o r L ü l s d o r f e in e U n t ie f e m it t e n irA
Strome entstanden. Sie ist auf Tab.. XVI. No. 1. angedeutet.1
Jahrhunderts noch eine Insel, die der versandete Stromarm (Tab.
V I I .) umflofs.
Stromveränderungen bey Cöln und Mülheim
Tab. VII. und X V I.
"Wenn es aus dem Anfänge dieser Stromgeschichte auch nicht
hervorginge , (welches doch der Fall ist) dafs man bey den hydrologischen
Untersuchungen von den ehemaligen Ufern gewisse
festbestimmte Richtungen entweder aus Nachrichten documenti-
ren oder wissenschaftlich erweisen müsse, um die altern Flufs-
bahnen daraus vollständig herleiten zu können, so würde es
doch einem Jeden einleuchten, dafs man von denjenigen Stromstrecken
, von denen wir keine untrügliche Nachrichten über ihre
alte Beschaffenheit haben, durchaus keine genugthuende Stromgeschichte
bearbeiten könnte, wenn man sich nicht des Hülfs-
mittels bedienen dürfte : aus den bekannten Stromveränderungen,
die uubekannten wissenschaftlich abzuleiten (Seite 237). Es sey
uns also erlaubt, dieses Hülfsmittel anwenden zu dürfen.
1 . Nach der Cölnischen Chronik flofs der Rhein im Anfänge
unserer Zeitrechnung nicht weit von dem Dom bis zur punc-
tirten Linie C. Er mufste also von hier seinen Lauf so fortsetzen,
wie er bey A und B auf Tab. V II . angegeben ist.
2. Nach der Tradition wurde das linkseitige Ufer, unterhalb
etwa von der Linie X begrenzt; denn eine Gesichtslinie von der
Mülheimer- nach der Stammheimer-Kirche traf den Bogen (x )
dieses Ufers. So mufste also der Strom in der auf der Karte
durch die punctirte Linie angegebenen Bahn fliefsen. Und die
Kiesbank ober Mülheim, der sogenannte Katzenkopf, ist wahrscheinlich
der Fufs einer gewesenen Insel.
Zwischen Niel und Hettdorf Tab, VII.
Sind auch zwey bemerkenswerthe Veränderungen vorgegangen
, denn es sind keine vierzig Jahre, als durch den jetzt zu