Man mufs ferner öfters durch das Nivellement bestimmen-
auf wie viel Schuh und Zoll Pegelhöhe dieses oder jenes Ufer,
diese oder jene niedrige Gegend und Insel , diese oder jene
Schlucht, wodurch die Ueberschwemmungen vorzüglich strömen
, liegt.
Ohne die Neigung (*) des Stromes zu kennen, ist es nicht
möglich über die Einmündungen der Nebenflüsse und der Ueberschwemmungen
in dem Hauptstrome, noch über die Veränderungen,
die hier mit Nutzen zu machen wären , gründlich zu
urtheilen.
Eben so wenig läfst sich , ohne Nivellement, über die Lage
Verschiedener Flüsse gegen einander, noch über die Höhe, welche
die Deiche in Rücksicht der Ueberschwemmungen und der
Eisgänge haben sollten, etwas Zweckmäfsiges anordnen. Hat
es aber der Hydrotect bewerkstelligt, so wird er von seinem
Zimmer aus, aus den täglichen Wasserhöhen , die er sich mittheilen
läfst I beurtheilen können, welche Deiche vorzüglich dem
Angriffe des Stromes und der Eisgänge blofsgestellt sind; ob nach
der Höhe der Ueberschwemmungen dieser oder jener Deich in
Gefahr kommt, oder ob diese oder jene Gegend überströmt wird.
So würde z. B. eine Rheinanschwellung, die bis zu 18 Fufs am
Erfelder Pegel stiege, bereits über den Erfelder Deich, beym
Dorfe Erfelden, io - Zoll hoch überlaufen, weil er daselbst auf
17 Fufs 1 2 Zoll Pegelhöhe liegt; und es wäre also nöthig, schon
bey einem niedrigem Wasserstande die gehörigen Vorkehrungen
zu den Aufdämmungen zu treffen.
Die Bestimmung des Gefälles vom Flusse ist, zur zWeckmä-
fsigen Anordnung der Bauwerke längs den Ufern, gleichfalls
durchaus nöthig. Da wo sie fehlt, kann über die so nothwen-
( * ) U n te r N e igu n g verstehen w ir den F a ll der O b e r f lä c h e , u n d u n te r A b hang
den F a ll des B od ens; w enn n ähm lich n icht ausdrücklich Abhang
des Bodens oder A b h an g der O b e r flä ch e gesagt wird.
dige Erhöhung, der dem Strome abwärts liegenden Werke gegen
die obern , nichts Bestimmtes angegeben werden.
Man kann ohne Nivellement von dem Flusse und von den
Flufsgegenden , über die innere Entwässerung nicht gründlich
urtheilen. Es läfst,sich nicht bestimmen , wo eigentlich die kleinen
Nebenflüsse, die Entwässerungsgräben (holl. Wateringen)
in den Hauptflufs geführt werden müssen , um dasjenige Gefall zu
erhalten , welches hinreicht, den Abzug aus den nassen Gegenden zu
bewirken, oder das so ansehnlich ist, diejenigen Maschinen, welche
auf den Bächen liegen, zu treiben. Fehlt es , so läfst sich
nicht beurtheilen, ob das Local nicht erlaubt, die Nebenflüsse
so weit Strom abwärts in den Hauptflufs zu leiten , damit die
Zurückstauhung des letztem in die Nebenflüsse geschwächt oder
gar Verhindert werde.
Ferner können w ir , ohne zuvor das Nivellement an vielen
Flüssen bewerkstelligt zu haben , zu keiner umfassenden Kennt-
nifs über die Bewegung und Natur der strömenden Gewässer
gelangen. W i r können , wenn uns dasselbe fehlt, über den
Fall des Strombettes , der doch in der Hydrotechnik zu wissen
nöthig is t , gar nichts sagen , und w ir tappen über die Aufstau-
hung , über so mannigfaltige Veränderungen bey dem Steigen
und Fallen der Flüsse, im Dunkeln, und gerathen wohl gar
dadurch auf Theorien, die, so gelehrt sie auch aussehen mögen,
wenn sie näher mit der Natur Verglichen werden, keiner Anwendung
fähig sind.
Ist das Nivellement von den Gegenden vollendet, so kann
man darauf, bey einer unglücklichen Ueberschwemmung, noch
eine sehr nützliche Untersuchung anstellen. Es müssen sich
nähmlich, bey einer solchen Ueberschwemmung, mehrere Beobachter
zugleich in die überschwemmten Gegenden begeben,
und die Tiefen der Ueberschwemmungen an sehr vielen Stellen
messen, und in die Karten ein tragen , Welches ziemlich genau
nach der Lage der Dörfer , Bäume u. s. w. geschehen kann.
Hierdurch würde man die Lage der Gegenden in sehr vielen