gung gibt. Sie bestimmt des Stromes Rich-tung , feine Neigung,
feine Geschwindigkeit, und bey hydrotechnischen Anlagen mufs
man vorzüglich auf sie hinaussehn. Sie ist das Normal, wornach
die Ufer , die Inseln ) die Tiefen und Untiefen sich richten und
abändern. Nach ihr, als nach der tiefsten Stelle des Bettes zieht
sich der Strom hin. Diese Wirkung erfolgt vermöge des Gesetzes
der Schwere und der Klebrigkeit des Wassers. Sie ist also in
diesem Falle einer anziehenden Kraft ähnlich. Das Bestreben des
W assers ihr näher zu kommen, ist in dem Mafse kräftiger, je
nachdem ihr Abfall stark ist, oder wie sie sich stromabwärts erweitert.
Die von ihr angezogenen Stromfäden bilden daher mit
ihrer Lage eine fchräge Richtung, so wie sie von den Ufern ab
nach ihr hinfliefsen. Es entsteht also über ihr und in ihrer Nähe
eine Zusammenziehung des Stromes (*) , welche eine Senkung in
seiner Oberfläche verursacht, und wovon noch mehr Vorkommen
Wird.
Diese Zusammenziehung , und die Tendenz der Stromfäden
nach der Stromrinne hin, is t für den Ufer - und Deichbau von der
äufsersten Wichtigkeit, und von den wohlthätigsten Folgen. Aus
ihr läfst es sich auch erklären, warum, selbst bey einem hohen
Strome, die Beschädigungen, die das Ufer treffen , nicht sehr beträchtlich
sind, wenn die Stromrinne vom Ufer entfernt, wenn sie
nicht auf dasselbe gerichtet ist. Sie erklärt es auch, weswegen der hohe
Strom dem Rhein-Ufer nicht so gefährlich ist, als der Wellenschlag,
heym herrschenden und starken Westwinde. Das Bestreben
des strömenden Wassers sich nach der tiefsten Stelle des Bettes,
nach der Stromrinne , hinzuziehn, leidet abef auch Modifikationen,
und insbesondere dann, wenn die Stromrinne sich abwärts
zusammenzieht (verengt) und so eine triehteribrmige
Bey natürlichen Flüssen , die äufserst selten vollkommen regulair
sind , sollte' man nie, in hydraulisch oder hydrotechnischer Hinsicht,
die Mitte des Stromes für ein wichtiges Datum halten, wofür sie doch
von mehreren Schriftstellern angesehen, ist.
(*) Unter Strom verstehen wir das strömende Volumen.
Gestalt bildet Da werden die untern Wasserschichten in ihrem
Abflüsse gehemmt, sie. stauen die obern zurück. Da nun , vermöge
der Eigenschaft flüssiger Körper, jeder Druck in der Masse
fortgepflanzt wird, so mufs der Strom in der Nähe einer trichterförmigen
Strommrinne retardirt werden; daher kann es kommen
, dafs d^r Strom über solche Stromrinne erhoben ist, wo sie
aber nicht diese Gestalt hat, da wird dér Strom immer eine gesenkte
Oberfläche über derselben haben.
Was also (Seite 84. 85 und 86.) von der NothWendigkeit, die
Lage der Stromrinne zu untersuchen, gesagt wurde , ist auch
durch dieses Raisonnement bestätigt.
W i r wollen nunmehr einige Betrachtungen anstellen :
Ueber die Lage der Oberfläche der Flüsse , nach ihrem senkrechten
Querschnitt, und nach ihrer Länge, in Beziehung auf dieStrom-
bahn; auf den Abhang des Bettes , und auf die Geschwindigkeit
an der Oberfläche im Stromstriche.
Nachdem wir eben gezeigt haben , dafs die Oberfläche des
Flusses über einer Stromrinne, die sich trichterförmig zusammenzieht
, convex seyn könne, und dafs sie sonst aber concave seyn
wird ; so wollen wir uns nur wegen der leztern Voraussetzung
auf die Seite 331 mitgetheilte Messungen beziehn, ohne uns in
weitläuftige, Widerlegungen der Meynung anderer Schriftsteller ,
die keine Messung angeführt haben, einzulassen. Doch müssen
wir aber noch erinnern, dafs die Convexitat der Oberfläche allemahl
eine Menge Wirbel und Widerströme nach den Ufern hin
erzeugt, und dafs der sogestaltete Strom die Ufer angreift, wenn
derjenige mit einer gesenkten oder concäven Oberfläche, den Strom
von den Ufern ab nach der Stromrinne hin zieht. Es ist also in der
Practik die Erweiterung der Stromrinne ein wesentlicher Zweck.
DieSenkung der Oberfläche wird auch-um so beträchtlicher seyn müssen,
je gröfser der Abhang des Bodens, und die Geschwindigkeit im