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brüchen überschwemmt werden kann, und die durch Schleusen
entwässert oder trocken gemacht w i rd , ausgedehnt werden
mufs.
Aus dem bisher Gesagten erhellet'die Nothwendigkeit, bey
der Aufnahme eines; Flusses,, das Steigen und Fallen seiner
Oberfläche genau kennen zu müssen, um darnach die Breite desselben
bestimmen zu können. Solche feste Puncte sind auch in
öconomischer Hinsicht gleich nothwendig, um dadurch bestimmte
Höhen bey den Bau - Anschlägen , Und wenn die Bauten, verdungen
werden sollen , bey den Condihohen (Bestecke) angeben
zu können. Die Mittel hierzu würden wohl einem jeden'
leicht einfallen ; da diese Mittel aber auch noch zu vielen andern
Zwecken gleich nothwendig sind, wodurch bey ihrer Anordnung
zu einem bequemem und nützlichem Gebrauche mehrere
Reflexionen entstehen , so wird es nöthig seyn , sie hier näher zu
erklären, und eine Beschreibung davon zu geben. Also folgt hier:
Die Einrichtung der TVässerfnerhpfähle.
Wassermerkpfähle , oder Pegel, wie sie am Nieder-Rhein
genannt werden (holländisch Peil) ,: smd , wie gesagt, Pfähle,
die in Schuhe und Zolle eingetheilt werden, um daraus das
Steigen und Fallen der Oberfläche eines Flusses , zu jeder Zeit,
ersehen zu können.
Die ältesten Pegel sind unstreitig die Nilmesser (Nilometer,
Mikeas) in Egypten. Unter den alten Schriftstellern geben He-
rodot, Strabo und Plinius Nachricht davon , und der erste (h )
sagt, dafs, wenn die Wasserhöhe acht samische Cubitus , das
ist ungefähr 11 rheinländische Schuhe, betragen habe , Egypten
zu Märis Zeiten unterhalb Memphis überschwemmt worden,
dafs aber zu seiner Zeit eine Höhe von 15 bis 16 Cubitus erforderlich
gewesen sey. Vierhundert Iahre später als Herodot
( / z ) Herodot Ent. Sect. i 3.
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bereifste und beschrieb Strabo ( i ) Egypten. Er gibt die Ueber-
schwemmungshöhe wieder zu acht Cubitus an. Unter Hadrian,
etwa hundert Iahr später ab Strabo, war sie nach Plinius (k ) ,
wieder 16 , und noch 200 Iahr später, unter der Regierung des
Kaisers Iulian , im Anfänge des vierten Iahrhunderts , nur 15
Cubitus (l). Also hätte sich Egypten von Märis Zeiten bis
zum Herodot sieben bis acht Cubitus erhöht, von dem bis zum
Strabo um eben soviel erniedriget ; ferner bis zu Hadrian wieder
acht Cubitus erhöht , und endlich bis zum Iulian noch wieder
um einen Cubitus erniedrigt. Diefs ist wohl nicht gut anzunehmen;
Pocock (m) und vorzüglich Schaw (n ) haben hierüber
weitläuftige Raisonnements angestellt, aber, wie es uns
scheint, nichts erklärt. Sonderbar genug ist es, dafs über diesen
den Egyptern so wichtigen Gegentand, nicht die bestimmtesten
Nachrichten vorhanden sind. Da Egypten seine vorzügliche
Fruchtbarkeit von' den Üeberschwemmungen des Nils erhielt,
und die Bewohner nur dann eine gute Erndte hoffen konnten,
wenn die Ueberschwemmung gehörig Statt gehabt hatte; so war
es ein Landesgesetz bey ihnen , dafs sie auch alsdann nur ihre
Meery oder Abgaben an den König entrichteten. Die eben angeführten
Ueberschwemmungshöhen waren, nach den Schriftstellern
, solche bis zu welcher der Nil steigen mufste , wenn der
König seinen Tribut fordern konnte, da die Einwohner sonst,
U) Lib. i 3. — Brüce’s Reisen. 3r. Band.
(Z) Plinius hist nat. Lib. 36. Cap. 7.
(/) Iul. Lp ist. Egdicio praef. Egypti.
(m) D. Richard Pocock’s Beschreibung des Morgenlandes und einiger anderer
Länder, aus dem Englischen übersetzt von Breyer , mit Anmerkungen
von Schreber. ate Aufl. Erlangen. 1771. 1 Th. S. 36g.
( n) Thomas Schawp Reisen, oder Anmerkungen verschiedene Theile der
Barbarey und der Levante betreffend , aus dem Engl, übersetzt Leipzig
1-763. S. 3s 8?
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