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Unrichtigkeit seiner Formel zu beweisen i nach welcher er die
verschiedenen Geschwindigkeiten in den verschiedenen Tiefen,
und also die mittlere Geschwindigkeit zu berechnen lehret „ die
auch ohnedem gegen alle bisherige Erfahrung streitet, nach welcher
die gröfste Geschwindigkeit, wenigstens nicht immer so ganz
in der Oberfläche Statt hat. Ueberhaupt kann wohl die Geschwindigkeit
in der Oberfläche bis auf einer Tiefe von etwa einer
Linie nie zu einer Norm, nach welcher das Yerhältnifs der andern
Geschwindigkeiten bestimmt werden soll, angenommen werden,
da bis auf diese Tiefe auch die geringste Veränderung in der
Bewegung der L u ft, einen merklichen Einflufs behalten wird.
Man antworte hierauf nicht e tw a , dafs unter diesen Geschwindigkeiten,
wenn sie als Bestimmung für andere angenommen
werden , nur solche verstanden werden, welche bey einer gänzlichen
Windstille Statt haben; denn auch alsdann wird doch die
ganz Oberste Schichte des Wassers , vermöge der Adhäsion der
Luft mit dem Wasser, etwas zurück gehalten werden; sollte dieses
gar nicht Statt haben, so müfste man zu solchen Messungen
der Geschwindigkeiten in der Oberfläche , wenn sie zur Berechnung
für die in den verschiedenen Tiefen dienen sollten , strenge
genommen eine solche Zeit abwarten , wo die Geschwindigkeit
der Luft gerade die des Wassers, und zwar mit demselben
in einerley Richtung wäre.
Ohgleich wir hier nicht die Gesetze und Theorie der Geschwindigkeiten
zu erklären haben , worauf wir noch einander mahl
zurück kommen werden, sondern vielmehr, nur die Instrumente,
die Geschwindigkeiten zu messen, zu beschreiben, uns vorgenommen
haben ; so wird man diese kleine Ausschweifung uns doch
so viel eher zu Gute halten, da es hier darauf ankam, eine Methode
, die Geschwindigkeit zu messen, näher zu untersuchen,
welche am Ende, wie wir in der Folge sehen werden, sehr nützlich
seyn wird , fast alle übrigen Instrumente zu diesen Messungen
darnach zu untersuchen und zu rectificiren.
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Ein anderes Instrument, defs man sich bedient hat, die Geschwindigkeit
der Flüsse zu messen,, ist ein kleines Rad mit
Schaufeln. Leupold gibt ein solches an (y). Es ist ein Rad mit
blechernen Schaufeln, jede 3 Zoll lang, und zwey Zoll breit.
Der Halbmesser des Rades mit den Schaufeln ist io Zoll. Die
Axe dieses Rades ist mit einer Schraube ohne Ende versehen,
welche in ein gezähntes Rad eingreift, so dafs ein Umlauf des eigentlichen
Wasserrades, dieses gezähnte Rad nur um einen Zahn
weiter bringt. W a r dieses gezähnte Rad, welchem er 6o Zähne
gab, einmahl herum, so wurde vermittelst eines Stiftes, welcher
an demselben befestigt War, eine Feder gehoben , da man dann
durch den Schall , den das Niederfallen dieser Feder verursachte
, die Umgänge dieses gezähnten Rades, und folglich auch
die des eigentlichen Wasserrades leicht bemerken konnte. Mit
einer solchen , oder einer ähnlichen Vorkehrung sind mehrere
Versuche, unter andern auch vom Michelötti (z ) gemacht, wo
aus dem Umfange des Rades , und dessen beobachteten Umdrehungen
in einer bestimmten Zeit, unmittelbar auf die Geschwindigkeit
des W rassers geschlossen wird. Die Unvollkommenheit
eines solchen Rades, um damit die genaue mittlere Geschwindigkeit
eines fliefsenden Wassers zu erfahren, wird man wohl leicht
erkennen, da erstens bey dem Rade, auch bey der sorgfältigsten
Bearbeitung, doch immer noch einige Reibung an der Axe Statt
haben, und wodurch also dasselbe eine kleinere Geschwindigkeit,
als die wirkliche, anzeigen wird; dieses aber wird zweytens hauptsächlich
dadurch noch mehr verursacht werden , dafs die Schaufeln
, auch dann noch, wenn sie vermittelst Gewinde oder
Charnieres Zurückschlagen , da wo sie aus dem Wasser hervor
gehen , vermöge der Adhäsion des Wassers und der Schaufeln,
immer einiges Wasser bis zu einer gewissen Höhe mit aufheben
müssen. Indefs wollen wir nicht leugnen, dafs ein solches Rad,
(M Theatrum machinarum generale. $. 512.
( r ) Sperimenti idraulici Vol. I. §. 106 ff.