les, in den sich besonders beträchtliche Nebenflüsse einmünden, bestimmt
reden, so wäre wohl eigentlich dasjenige Gefäll zu verstehen
welches bey dem mittlern Wasserstande Statt hätte. Ueber
die Bestimmung dieses mittlern Wasserstandes ist bey der Beschreibung
der Einrichtung der Pegel genug gesagt worden.
Wären überall solche Pegel vorhanden, und an diesen deT
mittlere Wasserstand bekannt, so hätte man, bey dem Nivelliren
eines Flusses von einer grofsen Distanz (bey den täglichen
Operationen darf diefs aber aus den angeführten Gründen nicht
unterlassen werden) auch nicht einmahl auf sein Steigen und
Fallen zu achten nöthig. Der mittlere Wasserstand zu Cöln ist
z. B. nach Seite 35. 8 Fufs i x fZoll am dortigen Pegel, zu Emmrich
ist er 8 Fufs des Pegels , nach dem in den Aantekeningen gerechnet
ist. Sollte nun die Neigung des Rheines zwischen Cöln und
Emmrich bestimmt werden, so wäre dieses Nivellement von dem
Puncte a n , wo 9 Fufs am Cölner Pegel, bis dahin, wo 8 Füfs
am Emmricher Pegel steht, zu bewerkstelligen. Bey dieser Operation
wäre es offenbar gleich v ie l, der Rhein möchte steigen oder
fallen ; das Geschäft möchte lange dauern , oder in kurzer Zeit
abgethan werden, so würde man immer ein und dasselbe Resultat
erhalten.
Um nicht misverstanden zu werden , müssen wir erinnern ,
dafs es gar nicht unsere Meinung ist, dafs d a , - wo keine solche
Pegel sind, an denen der mittlere Wasserstand bekannt ist, kein
Nivellement des Flusses follte vorgenommen werden können.
So nothwendig es ist, Anfangs von festen Principien auszugehen ,
so oft kommt man in der Practik in den F a ll, dafs man diesen
festgefetzten Principien nicht Folge leisten kann, und wo es auch
am Ende eine zu grofse Aengstlichkeit seyn wü r d ewe n n man
gar zu fest hier an halten wollte. Dieis scheint auch der Fall
bey dem Nivellement eines Flusses, bey verschiedenen Wasserständen
zu seyn. Es hat nähmlich bey solchen verschiedenen
Wasserständen, und zu verschiedenen Zeiten wirklich ein Unterschied
in dem Abhange der Oberfläche eines Flusses Statt ;
wenn man aber etwas vorsichtig ist, und zu dem Nivellement
nicht gerade eine solche Zeit wählt, worin gar zu grofse Veränderungen
in dem Wasserstande Vorgehen, so wird diese Verschiedenheit
so geringe seyn , dafs wohl niemand glauben w ird ,
eine solche Genauigkeit mit einem Instrumente erhalten zu können
, bey welcher diese Verschiedenheit bemerkbar wäre. Ein
Beyspiel, das erste beste , welches uns aus den Aantekeningen in
die Hände fällt, mag dazu dienen , einen ungefähren Begriff von
diesen Verschiedenheiten zu geben.
Gesetzt man hätte den 7. Iun. 1794 bey Cöln angefangen den
Rhein hinunter bis nach Emmrich zu nivelliren an welchem
Tage das Wasser an dem dortigen Pegel auf 5 Fuls 9
Zoll stand, und wäre mit dem Nivellement, den 27, desselben
Monats zu Emmrich angelangt. An diesem Tage stand das Wasser,
zu Cöln 6 Fufs 10 Zoll, und war alfo während der Zeit iJ
Fufs 1 Zoll gestiegen. Zu Emmrich stand es den 27. Iun. auf 4 Fufs
2,Zoll. Zieht man hiervon den 1 Fufs 1 Zoll, welchen das Wasser
zu Cölln gestiegen ist, ab, so bleiben 3 Fufs 1 Zoll. Da wo 5
Fufs 9 Zoll am Cölner und 3 Fufs 1 Zoll am Emmricher Pegel
stehen, würden also die beyden festen Puncte seyn, zwischen
denen man das Gefäll bestimmt , und für das Gefäll des Rheins
.angenommen hätte. Der Emmricher Pegel zeichnete demnach
also gegen den Cölner Pegel 2 Fufs 8 Zoll zu niedrig, da er statt
3 Fufs x Zoll, so wie der Cölner, 5 Fufs 9 Zoll zeichnen sollte.
Nach dem mittlern W'asserstande (* ) zeichnet er aber nur 1 l f Zoll
zu niedrig. Ist man nun berechtigt, das Gefäll beym mittlern
.Wasserstandes für das eigentliche Gefäll des Flusses anzunehmen,
so beträgt der Fehler, den man dadurch in dem Nivelliren begangen
hat, dafs man das Gefäll nichtnach diesem mittlern Wasserstande
, sondern so , wie wir hier oben beschrieben haben, bestimmte
, 1 Fufs, 8 Zoll. Cöln ist von Emmrich, dem Rheine
nach gemessen , ungefähr 445oo rheinländische Ruthen. Der Irr-
( * ) Seite 33.