Um den Angriff des Stromes von dem Ufer unter Orsoy abzulenken,
hätte man an der Spitze der Insel ab oberhalb Stab
ein Schöpfwerk anlegen sollen, wo alsdann der rechtseitige Strom
den Anfall des linkseitigen auf das Ufer zwischen Stab und Götterwischerhamm
geschwächt haben würde.
Das Ufer am Rheinberger Grind und an der Mumme hätte
wohl nicht besser beschützt werden können, als wenn der linkseitige
Stromarm an der Götterwischerhammer Insel verstärkt
worden wäre. Es hätte also an dieser Insel ein solches Schöpfwerk
angelegt werden müssen, welches dieser Absicht entsprach.
Da aber der Rheinberger Grind nicht Preufsisches Territorium ist,
so konnte auf die Conservation desselben nicht gesehen werden ,
und gs w urde , um eine Anpflanzung zu gewinnen, das perpendiculaire
W e rk I auf eine Untiefe und über einen seichten
Arm (1789) gelegt, wo es die Verlandung sehr bald bewirkte.
So kam aber auch, weil des Stromes Richtung senkrecht auf das
Ufer des Rheinberger Grindes geleitet w urde , die Preufsische
Pflanzung oberhalb der Mumme (oberhalb V .) in Abbruch. Dieser
ist nun mit der perpendiculairen Kribbe 1 1 , von der wir
noch näher reden werden , gedeckt worden.
Retrachlet man nun den Flufsbezirk zwischen Mehrum und
W e sel, wie er vor etwa 40 Jahren existirte (Tab. X L ) , als
nähmlich unterhalb Mehrum die Insel b c , so wie auch die Nu-
minghover Insel, und die Insel T oberhalb W e se l, noch im
Strome lagen , und der Sommerdamm U hey Spelle noch nicht
vorhanden w ar , und zieht man dabey in Erwägung, dafs damahls
des Hydrotecten Entwürfe dahin gerichtet seyn mufsten , den
Strom von dem Rüdericher Schartdeiche, nnd von dem Ufer Vor
Wesel zu entfernen , so scheint es wirklich räthselhaft, warum
solche Mittel angewandt wurden , die gerade das Gegentheil hervorbringen
mufsten , und auch wirklich hervorbrachten. Hat
nähmlich die Enclavirung a b der Insel b c gegen Mehrum , indem
sie den hohen Strom beengte, nicht die Geschwindigkeit des
Stromes und dessen Anfall auf den Deich oberhalb Büderich verstärkt
? Ist nicht, vermittelst des Zuschlusses der Numinghover
Insel, ist nicht durch das W e rk B D , das von ihr ab in den
Strom gebauet wurde, so wie durch den Sommerdamm U, oberhalb
Spelle , der hohe Strom eingeengt, und beynahe senkrecht,
mit vergröfserter Geschwindigkeit, auf den Büdericher Schart-
deich, und auf die davorliegen drey declinanten Kribben geleitet
worden? Wurde nicht des Eises, und des hohen Stromes
zerstörende Gewalt auf das Ufer vor Wesel dadurch verstärkt,
däfs man den rechten Arm der Insel T oberhalb Wesel zupflanzte?
Haben die Kribben N O und P Q , indem sie die
Bahn schmälerteu , nicht die Geschwindigkeit des Stromes und
der Eisgänge verstärkt? Haben sie nicht das Bett vertieft, und
die vertiefte Stromrinne senkrecht auf das Weseler Ufer geleitet?
Und behindert so des Rheines Richtung nicht den Ahflufs der
Lippe? (*)
( * ) E s s e y n n s e r la u b t h ie r e in ig e Bemerkungen über frey in den Strom
hinein liegende Kribben, v o r zu t r a g en . B e ym Flu fsb auö t. d a ch ten s ic li
m a n c h e H y d r o t e c t e n d ie K r ib b w e r k e ... im m e r als M a u e rb r e c h e r . E s
h ie fs ; m a n le g e e in e d e c l in a n t e ’ K r ib b e in d e n S t r om h in e i n , u n d
s chm ä le r e d a d u r c h d ie N o rm a l - B r e i t e ( * ) d e s F lu s s e s so w e i t , a ls
m a n am je n s e i t ig e n U f e r A b b r u c h e r z e u g e n w i l l . D ie s e L e h r e en t s
tan d d a h e r , w e i l n i c h t a u f d ie Z u n a h m e d e r G e s c h w in d ig k e i t , a u f
d ie F e s t ig k e it d e r K ie sb än k e u n d a u f d ie . V e r t ie fu n g des B e t t e s , n o c h
a u f d ie R ic h tu n g d e r S t rom r in n e R ü c k s ic h t g e n om m e n w u rd e . M an
a ch te te n ic h t a u f d ie o b e r e R ic h tu n g d es S t r o m e s , w e lc h e d ie S e rp e n t
in e v e ru r s a c h t h a t t e , u n d o h n e d ie s e zu v e rb e s s e rn , s u c h te m an d ie
K ie sb ä n k e d a d u r c h a b z u f lä c h e n . d a fs m a n g e g e n ü b e r an d em e o n c a -
v e n U f e r , w p d ie g rö fs te T i e f e i s t , w o d e r S t r om am s ch n e lls te n
f lie h s t , B a u w e r k e a u ffü h r te . D ie s e B a u w e rk e , w e lc h e f r e y in d em
s ch n e lle n S t r om l i e g e n , s o llte n d a n n e in e n h a r ten K ie s o r t a b f lä c h e n .
E in e n K i e s o r t , a u f d e n d e r h o h e S t rom n u r s e lten w i r k t e , u n d d e r
s ic h f la c h in das B e t t h in e in v e r l i e r t , d e r , w e n n e r w i r k l i c h v o n d em
h o h e n S t rom a b g e f lä c h t w u r d e , d o c h w ie d e r b e y d em M it te lw a s s e r e r h
ö h e t w ird , D ie f s le h r t d ie E r fa h r u n g ! B e s teh en s o lc h e c o n v e x e U f e r
( * ') Unter Normal - Breite verstand man die Breite des Flusses, wo er in einer geraden
ßahn strömt.