Natur der Flüsse handeln werden, ein mehreres Vorkommen
wird.D
as bisher Gesagte wird hinreichend seyn, die Mafsregeln daraus
kennen zu lernen, welche gewählt werden müssen, um mit
dem vorzunehmenden Nivellement, die beabsichtigten Zwecke zu
erreichen. Es mufs nähmlich die Tiefenmessung vor dem Nivellement
hergehen , um nach den merklichen Veränderungen in
der Figur des Bettes, den Strom in gewisse Distanzen eintheilen
zu können , wie dieses Tab. X V II. geschehen ist. Da sich die
Geschwindigkeit des Stromes nur allmählig und nicht Stuffen-
weise verändert , wenn der Abhang von dem Bette und von
der Oberfläche nicht derselbe bleibt, und wenn die Ufer sich zusammen
ziehen oder erweitern, so könnten zwar auch die Geschwindigkeitsmessungen
dem Nivellement vorhergehen , wenn
solche Instrumente erfunden wären mit denen diese Abwechselung
recht genau wahrgenommen werden könnten. Solche Genauigkeit
darf man aber gar nicht in einem regulairen Strome
erwarten , wo die Abwechselung der Geschwindigkeiten ganz unmerklich
ist. In einem irregulairen Strome, dessen Bett bald fällt,'
bald steigt, könnte diefs noch eher geschehen. Alsdann wird man nach
der beobachteten gleichförmigen Geschwindigkeit des Wassers im
Stromstriche , entweder in der Oberfläche , oder auf einer angenommenen
Tiefe, noch eine zweyte Eintheilung der Visier-Stationen
machen, die mit den Distanzen, worin die Abwechselung
der Geschwindigkeiten gefunden wurden, übereinstimmen. So lange
aber wie gesagt die Ausmittelung, wo das Strom-Volumen
eine veränderte Geschwindigkeit annimmt, solchen Schwierigkeiten
als bisher unterworfen is t, dürfte es wohl das Rathsamste
seyn , den Strom nach dem Steigen und Fallen des Bettes und
nach den merklichen Abwechselungen in seiner Breite ; und in
Hinsicht derjenigen Strombähnen, die beym Wasserbaue vorzugsweise
speziell anatomirt werden müssen , in gewisse Dis tan
zen einzutheilen , so wie es am Rheine (Tab. X V I I .) geschehen
ist und worüber noch nähere Aufschlüsse gegeben werden.
Während dieser Operation mufs das Steigen und Fallen des
Flusses bemerkt werden , welches sich ereignet indem eine solche
Distanz abgewogen wird. W ird dieses unterlassen, so kann
der wahre Abhang nicht in Erfahrung gebracht werden. Es sey z. B .,
während das Gefäll auf einer Länge von 1 ooo Ruthen Stromabwärts
abgewogen wird , der Fluls 6 Zoll gefallen, so wird beym Nivellement
der Abhang um eben diese 6 Zoll zu grofs angegeben
werden , indem man alsdann erst das wahre Gefall erhält, wenn
der Fall von 6 Zoll beobachtet ist, und er von dem, durch das
Nivellement unmittelbar erhaltenen Gefäll, abgezogen wird;so wie
man im Gegentheile, beym wachsenden Wasser, so viel zudem
unmittelbar erhaltenen Abhang hinzu zählen mufs, als der Fluls
während der Zeit im ganzen gestiegen ist. Auf diese Weise ist
auch das Nivellement am Rhein bewerkstelliget worden.
Die zweyte Veränderung welche mit dem Abhange an der
Oberfläche vorgeht, und zwar alsdann wenn das Strom-Volumen
anschwillt, oder wenn es fällt zeigt die Seite 4 2- mitge-
theilte Tabelle; über das Zu- und Abnehmen des Rheins, dafs
nähmlich bey einem wachsenden Flusse der Abhang an der Oberfläche
gröfser, und bey einem fallenden Flusse kleiner w ird , in
dem sowohl das Fallen als das Steigen eines Flusses in den obern
Gegenden zuerst erfolgt, wenn nicht besondere Umstände eintre-
ten : als z. B. eine Anschwellung in der untern Flufs-Region
durch einen Nebenflufs u. s. w. Die bey den Pegeln so oft angeführten
Aantekeningen (Seite 28.) und die vorstehenden, daraus
verfertigten Tabellen, zeigen, dafs der Abhang der Oberfläche
bey verschiedenen Wasserständen, und zu verschiedenen Zeiten,
auch dann noch verschieden ist, wenn auch der Flufs im Beharrungsstande
(*) (das heifst, durch alle Profile gleichviel W a s ser
ab führt) gekommen ist.
Wollte man also von dem Gefälle einer langen Strecke eines Flus1
( * ) Man lese in dem Abschnitte über die Natur der Flüsse, dasjenige , was
darüber vorkommt.