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Scheine nach nur geringe seyn mögen , dennoch manchmahl alle
untern Anlagen unnütz machen würden.
Diese Betrachtungen beweisen hinreichend ,; wie sehr es das
Interesse aller derjenigen erfordert, welche sich gegen das Wasser
zu schützen haben , sich nicht auf so eingeschränkte Practiker
zu verlassen, die ihre ganze Aussicht nur auf den Fleck nehmen
, über welchen man sie zu Rathe zieht. Aber von noch viel
größerer Wichtigkeit ist dieses für den Staat, weil alle solche'
einzelne Bauwerke, welche nicht unter sich verbunden sind,
und keinen Bezug auf einander haben, fast immer eben so viele
Hindernisse für die Schiffahrt werden, welche doch dem Reiche
Ueberflufs , und ganzen Provinzen ein neues Leben g ib t, die
ohne Handlung tod und öde seyn würden." (a )
Ohne die darzustellenden Untersuchungen größten Theiß angestellt
zu haben ist es nicht möglich, über Anlagen von einiger
Wichtigkeit gründlich zu urtheilen g so wie es fast immer dem
Mangel solcher Local-Kenntnisse zugéfchrieben werden m u ß , dafs
der Flufsbau bisher nur feiten mit einem glücklichen Erfolge in
Ausübung gebracht wurde. Sehr wenig ist auch' von den so
sparsam angestellten Messungen bekannt geworden. Die Schriftsteller,
welche von dieser Wissenschaft handeln , fanden nur selten
Gelegenheit, in der Practik Gebrauch von ihren theoretischen
Kenntnissen zu machen. Und dasjenige was von einem Brünings,
Lulofs und ’sGravesandè, über den Wasserbau in Holland
, auf öffentliche Kosten, zum Druck befördert wurde, ist
nur wenigen Personen bekannt geworden , und zwar weil von
diesen Memoiren nur eine geringe Anzahl, von den Stromkarten
aber gar keine in den holländischen Buchhandel gekommen sind.
In welchem hohen Grade aher der glückliche oder unglückliche
Erfolg der Bauwerke von diesen zu erläuternden Messungen
und Beobachtungen abhängt, wird der Inhalt dieses Werkes,
und vorzüglich die zwey ersten Bände hinlänglich erörtern, wefs-
(a) Bossuts und Viallets Untersuchung über die beste Gestalt der Deiche.
Uebérsetzt’vón Kröncke. 1798. in 4to. §. 19.
Ü
wegen es also nicht nothwendig seyn w ird , uns hier in einen
weitläuftigen Beweis von diesen Voraussetzungen einzulassen. W i r
haben hierdurch nur unsere Leser einladen wollen, derjenigen
Abhandlung einige Stunden zu widmen, von der wir wünschen
, dafs s ie , vorzüglich bey gewichtvollen Geschäftsmännern,
Eingang finden möge.
Beym Flufsbaue gibt es zwey Fälle : entweder sind bereits
Uferbaue und Bedeichungen vorhanden , oder der Flufs soll erst
einer hydrotechnischen Anordnung unterworfen werden. Im
ersten Falle wird man also , außer der Kenntnifs vom gegenwärtigen
Local und von der Stromgeschichte, auch noch von der
Geschichte der Bauwerke unterrichtet seyn müssen. Man muß
Wissen, welchen Endzweck man damit hat erreichen wollen ,
und wie weit er wirklich erreicht oder verfehlt worden ist;
und welche Veränderungen überhaupt die Bauwerke in der
Strombahn und in Hinsicht der Ueberschwemmungen bewirkt
haben.
Es sind also örtliche und geschichtliche Untersuchungen / welche
beym Flufsbaue dem practischen Entwürfe vorangehn müssen.
Und da die Methode, wie sie anzustellen sind, und worin sie
eigentlich bestehen, bisher in keinem Buche zusammenhängend
gelehrt worden is t, und der angehende Hydroteckt keinen
Leitfaden ha t, wornaeh er sie anstellen könnte; so ist es dem
Plane des Werkes gemäß, über diesen wichtigen Gegenstand
eine Anleitung zu geben, und zwar eine solche die nicht allein
nur aus der Theorie, sondern auch aus der Erfahrung hergeleitet
wurde. W i r werden dabey, so viel es bey uns steht, immer auf
wirkliches. Local hinweisen , in dieser- Hinsicht die in diesem
Bande vorkommenden Stromkarten benutzen , und mit ihrer
Hülfe die Anweisung erleichtern. Bey allen vorzuschlagenden
Messungen und Untersuchungen soll gezeigt werden , welche
Vortheile sie beym Flufsbaue gewähren, und wo man sie bereits
in Ausübung gebracht hat. Das letztere wird jedoch nur
vorzüglich von denen Flüssen gelten, die ein Gegenstand der Be