dafs die damahligen Strömkundigen keine richtige Vorstellung
von der Methode, die Wassermenge zu bestimmen , gehabt haben
, und Brünings hat auch diefs noch (Seite 34&) bewiesen;
Höchst sonderbar ist es indessen , dafs man in allen den verschiedenen
Schriften keine Auskunft über die Wasserhöhen längs
den W raal- Rhein- Leck- und Ysseldeichen, bey einem hohen
und eisfreyen Strome findet; dafs die Stromkundigen keine Profile
von den Deichengen längs derWaäl und dem Lecke geliefert
haben ; dafs sie nicht auf Durchstiche der schädlichen Serpentinen
in diesen Flüssen antrugen.
Es scheint, dafs die. Holländischen Sachverständigen vor
Brünings nicht frühe genug auf den bey Stromscheidungen sehr
anmerkenswerthen Umstand geachtet haben, dafs nähmlich derjenige
Flufs, dessen Mündung aufser der Richtung des unge-
theilten Stromes liegt, alle mahl nach Verhältnifs seiner Gröfse, den
gröfsten Theil des Materiales, welches dieser mit sich führt, einschlürft;
dafs er bey einem gewöhnlich niedrigen Wasserstande eine
zu geringe XVassermenge abführen kann , weil dieses unvertheilten
Flusses Stromrinne Vor der Mündung des Nebenflusses vorbey
zieh t. Hieraus dürfte daher der für den Flufsbau äufserst wichtige Satz
folgen : dafs .man den Separations-Punct der Ströme so nahe als
möglich dem Trennungs-Puncte der Stromrinnen bringen müsse ;
dafs man, wo möglich., in der Richtung des unvertheilten Stromes
das Separations-Werk legen, und dafs man also mit diesem so
weit Strom aufwärts gehen müsse, bis keiner von den bey den Flüssen,
ein von dem Hauptflufse seitwärts abgehender oder einschlürfender
Strom bleibt.
W ird demnach bey diesem Ralsonnement, welches aus der
Erfahrung und aus der Natur der Flüsse abstrahirt ist, erwogen.,
dafs man durch Schöpf- oder Separations-Werke, die man, je
nachdem sie ihre Wirkung äufsern, erhöhen oder abflächen , und
nach beliebigen Richtungen , so wie wir Seite 287 etc. gelehrt
haben , in den Strom hinein bauen kann , so wird man es
nicht übeldeuten, dafsVwir dergleichen W b rk e , mit dem gröfsfcn
Eifer so oft an empfohlen haben. Auch bey diesem Flufsbezirke
und bey der Yssel wird uns noch die Gelegenheitentstehn, von dem
ausgebreiteten Nutzen, den sie hervorgebracht haben , zu reden.
Vorschläge zur Verbesserung Von 1751. von Lulofs, Bolstra und
Leenen. Ausführung einiger derselben.
Da der Ossenwaardsche Damm A B C (Tab. X X II.) bey Eo-
bith an einigen Stellen durchgebrochen w a r , so wurde er nach
einer geraden Richtung bey C gelegt und so an den Kruis Deich
ängeschlossen. Der ’sGravenwaardsche Deich sollte von K nach L
kommen. V on dem Schartufer in einiger Entfernung sollte bey
Herwen ein neuer Deich aufgeführt werden.
Zwey declinante Kribben , die vor dieses Schartufer in die
W a a l gebauet waren , wurden bald wieder zerstört , weil sie
auf dem lockern aufgeschlickten Bette des' ehemahligen Stromes
lagen , und Weil dergleichen Werke-; die wie diese weit
in den Strom hineingehn ,‘ nur selten Von länger Dauer sind.
Haben diefs nicht alle Kribben, die Wir analysirten; .bewiesen ?
Folgende Durchstiche wurden (176 2) um den Lauf der Ober-
W a a l zu c o r r ig ir e n , p ro je c t ir t . E s so llte von d e r versandeten
Rheinmündung C bey Lobith ein Durchstich bis E ausgegraben
werden (*), der Leitdamm M N P oder R N P würde den Strom in
ihn gelenkt und die Ueberströmung in den alten Rhein gehindert
haben; Fernersollte durch den Bylandschen Waard der Durchstich
H I R geführt werden. Der erstere hätte schon den Anfall des Stromes
auf die Schartufer vor Herwen , und vor Kekeri geschwächt,
und der zweyte würde alsdann den Strom ganz von der Herwen-
schen Krümme abgeleitet haben , wenn er etwa 100 Ruthen höher
hinauf mit der Mündung gelegt worden wäre , und gleich ein
Schöpfwerk erhalten hätte. Leider Iiefs man aber diese Durch-1
Stichs-Projecte auf sich beruhn. Man begnügte sich mit der sehr
unzureichenden Schmälerung der Mündung des Parmerdenschen
Canales, woran (174 9 ) die Kribben L u n d K , so wie das Bles-
(*) Dieser Durchstich wurde von Preufsischer Seite vorgeschlagen.