Steigen und Fallen der Stromrinne unterrichtet zu werden. Daraus
läfst sich nachher über den Effect, welchen die Bauwerke
hervorbringen, urtheilen. So wird 2. B. bey einem fallenden
Boden eine Kribbe, die in den Flufs hinein gelegt w ird , den
Strom auf eine größere Strecke abweisen, als bey einem stei-‘
genden.
Schon dieses einzige angeführte Beyspiel beweifst , dafs es,
ohne von der Lage der Stromrinne unterrichtet zu seyn, nicht
möglich ist, zWeckmäfsige Entwürfe zu machen.
Sind diese Tiefenmessungen nun angestellt, und alle die Tiefen
auf einem und demselben Wasserstande am Pegel reducirt
und in die Karte eingetragen; so wird der Hydrotect, wie bereits
gesagt, in denen Stromstellen wo es nöthigist, nach V erlauf
einiger Zeit, diese Messungen wiederhohlen , um zu erfahren
, welchen Effect die Werke geleistet haben. Er wird , indem
er von den Veränderungen des Bettes sich unterrichtet,
seine Erfahrungen , und seine practischen Kenntnisse sehr bereichern.
Und endlich wird, aus solchen Messungen das Gouvernement
erfahren, ob der Hydrotect mit der Natur der Flüsse,
und mit den Wirkungen, die seine Anlagen hervorbringen sollten
, bekannt ist.
Bey den Tiefenmessungen mufs zugleich
Die Untersuchung über das*Material des Bettes und der Ufer,
und zwar a) mit einer solchen Stange die zu den Tiefenmessungen
nöthig ist, und b) mit dem Erdbohrer, vorgenommen
werden.
a) Da die Stange mit einem eisernen Schuhe versehen ist,
und man sie über dem Boden während der Tiefenmessung wegrutschen
läfst , so kann man durch das Aufstofsen derselben auf
den Boden das Material dieses Bettes an seiner Oberfläche be-
urtheilen , wie diefs z. B. auf der III. Kupfertafel Fig. III. angedeutet
ist. Kommt man aufsehr lockern Boden, so wird die
Stange in denselben hineingestofsen , da alsdann die Beschaffenheit
des Bodens auf einige Schuhe tief in Erfahrung gebracht
wird. Dieses Mittels haben sich die holländischen Hydrotecten
vorzüglich bey den Messungen im Y vor Amsterdam bedient.
Der berühmte Bau-Director Herr Schilling sagt davon in einem
Memoire vom 3. März 1781 über den Zustand des Y ’ s , folgendes
: « Met onse gewoone Peylstock onder welke eene Vierkante of
vlakke drugt w a s , konden w y in den grond 3 Voeten diep indringen
, waar uyt w y bespeurden, het geen oude veste of be-
klonke grond was.»
W o aber eine künftige Vertiefung des Bettes durch Bauwerke
hervorgebracht, wo Sandbänke , Inseln , u. s. w. dadurch
fortgeschaft werden sollen, da müfsen die Bestandtheile des Bodens
tiefer untersucht werden , und zwar b) durch Erdbohren.
Die Bestandtheile der Ufer werden also bey niedrigem Strome
untersucht, und die Resultate von allen diesem wird in die
hydrotechnische Beschreibung des Stromes eingetragen , und auf
der Karte angedeutet. Tab. III.
Unterläfst der Hydrotect sich die Kenntnifs von dem Materiale
des Bettes und der Ufer zu erwerben , so kann er über die
[Wirkungen welche seine Anlagen hervorbringen , nicht wissenschaftlich
raisonniren. Er kann darüber nichts wissenschaftlich
bestimmen; so wie er beym Mangel dieser Kenntnifs die Stärke
der Dossirungen der Werke anzugeben nicht im Stande seyn
wird. Kurz, ohne diese Local-Untersuchung in dieser Hinsicht
angestellt zu haben , tappt er im Finstern. Ist es nicht schon
dem gesunden Menschenverstände einleuchtend,, dafs es keiner
solchen grofsen und weit in den Strom hineingehenden Werke
bedarf, um eine Untiefe, eine Sandbank , oder Insel die aus
feinem Sande besteht, durch den hohen Strom und Eisgang fortzuschaffen
, als wenn sie aus grobem Sande gebildet wäre.
Iemehr aber auch die Vortheile, welche aus der Kenntnifs
des Materials hervor gehen, anerkannt werden müssen, welche
noch in diesem Bande anzuführen uns so häufig die Gelegenheit