Wasserbaue'bekannten Hydro technikern aufdringt: dafs dem grüßten
Theile der Provinzen Holland, Utrecht und Geldern , wegen
Versandung der Flufsbetten , schreckliche Verwüstungen bevorstehen
, wenn dieses Mannes Vorschläge und Einsichten nicht mit
Eifer benutzt werden.
Holland, das so äußerst stiefmütterlich von der Natur begabt
wurde , ist im Verhältnifse seiner Gröfse mit andern Staaten , das
reichste Land der bekannten W e l t , weil die Bataver alle Arten
von Industrie in ihrem dem Meere und den Flüssen abgedeichten
Lande entfalteten. Sie benutzten ihre Lage zwischen Süd
und Nord und gaben ein grofses und nachahmungswürdiges
Beyspiel von' Arbeitsamkeit , von Oecönomie, von einfachen
Sitten, von Reinlichkeit, .und von speculativisch-kaufmännischem
Geiste. Sie machten Moräste und Land-Seen zu einem irdischen
Paradiese , legten da die niedlichsten Wohnungen an, wo
sonst Fische und Frösche schwammen , und benutzten jede
des Seebaues sehr kun d ige r M ann i s t , u n d durch B. Goudriaan entworfen
u n d ausgeführt. Bey der Commission wa r n o ch der Equipagenmei- .
ster der A dm ira lität W . M a y , um vorzüglich d ie Ank erplätze der Kriegs-
( O o r lo g ) Schiffe zu bestimmen. “
„ I c h melde Ih n en d ie se s , m e in F re u n d ! d am it Sie m ir n ic h t allem
d ie Ehre v o n diesen grofseh Bauwerken zuschreiben. — Is t v ie lle ich t m ein
A n th e il daran ' n ich t der geringste , so lasse ic h d o ch m it grofsem
Vergnügen auch A nd e rn Gerechtigke it w ied e r fah ren .“ D ie fs letztere
lau te t so in d e r Ursprache :
„ I k meid U d it v o om a am ly k , m yn achtingswaardige V r ie n d ! op dat
gy n ie t aan m y alleen de Eer v an deeze groote W e rk en zoudt toeschry-
v en _ __ Mischien is myn aandeel w e l n ie t het ge rings te : m aa r m e t in n
ig genoegen la a t ik anderen R e ch t wedervaaren. “
In andern Briefen rühmt Brünings den F le i f s , das Genie u n d die
Kenntnisse des In g en ieu r O b r is ten Krayenhoff ( u nter andern Seite 1 2 4 )
d e r ihm als G en e ra l- In sp e c to r ad jungirt is t; u n d auch den F le ifs u n d
d ie grofse Geschicklichkeit: d es ihm ad jungirten Aufsehers v on R h yn -
la n d Conrad. M it dem auch w ir unsere Leser (Se ite 73. m der N o te )
b e k a n n t gemacht hab en , u n d dessen Beyträge gewifs sehr willk ommen,
sind r u n d N u tzen stiften müssen.
Handbreit Landes in ihrem Vaterlande, während sie unermefsliche
Besitzungen in ungeheuren Fernen sich erwarben. So machten
sie sich gleichsam die Erde und das Meer, wie den Kunstfleifs
aller Nationen zinsbar. Sie führten dann Bauwerke aller Art auf,
die zwar nicht immer gut berechnet, und öfters den grofsenZweck
verfehlten; die , wenn sie gleich nicht geschmackvoll und in einem
erhabenen Simpeln Stiele gebauet sind, doch von dem Reich-
thume und von dem Geiste dieser Nation zeugten , der fast immer
das Nützliche und Gezierte, dem Schönen und Edlen vorzog,
der nur selten mit Feuer grofse Ideen durchsetzte , und mehr
durch kalte Ueberlegung, als durch glühende Einbildungskraft,
wirkfam wurde. Daher benutzten auch die Holländer mit ernstem
Schritte und mit unermüdetem Eifer (in kaufmännischer Hinsicht)
die Lage an der See , und vernachläfsigten (weil sie des
gegenwärtigen Genusses wegen zu leben glaubten) die Leitung
der Flüsse im Innern des Landes und an den Mündungen. Indem
sie so in ihrem Schofse das Gold anderer Reiche, wo die
L ag e , die Verfassungen und die Intolleranz die nützlichen
Gewerbe nicht aufkommen Uelsen , sammelten, und den Bedürfnissen
, wie dem Luxus der Völker, abhalfen ; indem sie so die
Cultur, Manufacturen, Bevölkerung und die Masse der Erzeugnisse
vermehrten, verabsäumten sie, aus Eifersucht der Provinzen
und Städte gegeneinander, die Mittel, wodurch sie den V ersandungen
der Flufsbetten zuvor kommen konnten. Fast scheint
es , als wenn man gleichsam Rotterdams und Dortrechts Verderben
beabsichtigt hätte ! Denn wie soll man anders davon ur-
theilen: weil die Maas-Mündung schon jetzt vor alle beträchtliche
Schiffe unfahrbar ist, und da man sie doch in dem X V .,
X V I. und X V II. Jahrhundert hätte offen erhalten können , wenn
nähmlich der Oude W ie l (* ) damals beschränkt worden Wäre.
W e r ist daran Schuld , dafs man die kleinen Zwecke den grofsen
aufgeopfert hat? W i r wünschen uns in dieser Beschuldigung
zu irren . . .
( * ) Man sehe meine Karte von H o llan d u n d Utrecht,