W ie lange wollen noch manche von unsern Hydrotecten , und
manche Gouvernements dem hohen Strome und dem Eisgänge
Hohn sprechen ? Werden iene sich nicht bequemen die Natur
in ihren Wirkungen zu studiren, und werden diese nicht die
Ueberzeugung gewinnen, dafs die Hydrotechnik nicht darin bestehe
, den Strom zu Ueberschwemmungen zu reitzen, und dafs
man nicht ein Paar Morgen gewinnen sollte, um hundert tausende
dem hohen Strome Preis zu geben ?
Für Düsseldorfs Sicherheit ist man wenig bekümmert, weil
man es sogar zuliefs, dafs von dem Zollhause an die Sand-Chaus-
sée sehr erhöhet wurde. Die grofsen Holz-Flofse, wovon jedes
80 Ruthen lang und 10 Ruthen breit ist, welche 7 bis 8.Schuh
tief gehen , und die nur mit Mittelwasser fahren , lagen öfters
mehrere Tage in der Profil-Enge unter y vor dem convexen
Ufer. Sie haben zur Erhöhung der schädlichen Sandbank R und
F G y beyge tragen, indem sieden Grand arretirten.
Bsy dieser Sorglosigkeit wird es vielleicht nicht für nöthig
gehalten werden, daran mit dem gröfsten Eifer zu arbeiten,
dafs die Ueberbleibsel des Retranchements 4 - 5. 6 und das neue
tète de.pont welches da liegt, das aber nicht auf der Karte angegeben
ist, ganz niedrig abgeflächt werde, damit diefs den hohen
Strom nicht noch mehr einschränkt.
Dem Abbruche des Ufers vor der Neustadt hat man mit Bieswerken
und Kribben I. II. begegnen wollen , die aber viel zu
steil gebauet sind. Ihre Dossirung, die So hätte ablaufen sollen
wie das Quer-Profil es angibt, ist nach der Linie ß gebildet.
Alles was nun oberhalb bey in den Strom hinein angesetzt
wird, macht die Bauwerke noch steiler und so wird dann jedes
Jahr bald dieser bald jener Theil ein Raub des Stromes.
Kurz die Lage von Düsseldorf ist fürchterlich, und diese Serpentine
ist den Rheingegenden äufserst nachtheilig, da sie (wie gesagt)
die Eisstopfungen erzeugt, und also die wesentlichste Ursache
der Inondationen und hohen Eisgängen ist. Um diese Ue-
bel unschädlicher zu machen , gibt es nur ein wirksames Mittel.
Vorschlag zur Rectijication des Stromes. Tab. I. und II.
Die ganze Serpentine von Neuhoff längs Grimlinghausen und
Hamm mufs so durchgegraben werden , wie diefs auf den zwey
Stromkarten angedeutet ist (*). Längs dem Durchstiche wären
die recht- und linkseitigen Leitdämme, mit 12 Fufs Krone auf
3o Fufs Pegelhöhe, aufzuführen, insbesondere wird der Theil
des rechtseitigen Leitdammes von U nach V und von W nach
X von guter Erde verfertigt, um die hohen Ueberschwemmungen
abzuhalten.
V o r der trichterförmigen Mündung bey Neuhoff werden die
bereits ruinirten Kribben, zwischen G und D abgebrochen. V o r
dem Ausflusse S T X beym Birtskopf wird auch das Bauwerk
T X ausgerissen werden müssen.
Wenn die Verlandung des grofsen Bogens längs Grimlinghausen
und Hamm, und die Erweiterung des Durchstiches,
nicht beschleunigt werden soll , wird anfänglich nur an der
Mündung des Durchstiches ein solches Schöpfwerk F E angelegt,
das nachher, wenn es die gehörige Wirkung geleistet hat, wieder
weggenommen werden kann (Seite 269). Alsdann wird es
weiter Strom abwärts erbauet. Zweckmäfsiger dürfte es aber
seyn , wenn gleich das projectirte Einlenkungswerk A D , dem
Dorfe Fleh gegenüber, angelegt würde. In der Mitte desselben
wäre eine Oeffnung B C zu lassen , wodurch die kleinen Fahrzeuge
nach Neufs passiren könnten. Diesem Werke ist defswe-
gen die schräge Richtung gegeben, damit das überströmende
Wasser nicht auf das rechtseitige Ufer fallen soll. Seine Höhe
käme auf 4 Schuh Pegelhöhe , zur obern Breite erhielt es 16
Fufs. Die Dossirung nach beyden Seiten müfste sich zur Tiefe
wie 2 zu 1 verhalten. Bey der Oeffnung B C müfsten die Enden
B und C rund flach ablaufen, Seite 49°*
Die Ueberfahrten und die Communication würde folgender
Gestalt geordnet: 1) Zwischen Bilk und der Kreuzkapelle käme
( * ) D e r D u r c h s t ic h k ö m m t g rö fs ten T h e i l s d u r c h e in s te r ile s T e r r a in ,