Kribbe, die in einen lebhaften Strom hinein geht, gar bald Vertiefung
des Bettes entsteht , die dann zur Folge Unterwaschung
des Werkes hat.
Ist es nicht sehr wunderbar, dafs man dem Kopfe der Fa-
schienen - Werke keine Abdachung g ib t, da es klar ist, dafs der ,
durch ein solches Bauwerk eingeengte Strom, um den steilen
Kopf schnell umgebogen w ird und daher die Vertiefung des Bettes
beschleunigen und vergröfsern mufs ? Ja! es zeigt uns auch
hier die Natur die richtigsten W e g e , denn jede Sandbank, jede
Insel, läuft flach in den Strom hinein, und je flächer sie sich ver-
Jiehrt, desto geringer ist die Tiefe. Ist nicht auch der Strand so
abgeflächt ? Noch andere Erfahrungen beweisen dasselbe. Alle
Bauwerke, die an ihrer Spitze einen beträchtlichen Theil von den
obern Lagen verlohren haben , weisen den Strom, ohne dafs er viele
Wirbel erzeugt, ab , und bewirken mehr Anfschlickung in
dem spitzen Winkel dahinter , als W'erke, die steil gebauet
sind. Diese unwiderlegbaren Erfahrungssätze, bestimmten mich,
im Bergischen, die alten ruinirten Kribben nie bis zur Spitze
aufholen ( * ) zu lassen, sondern, es blieb ein Theil davon als
Fufs und Dossirung des neuen Kopfes liegen; alle auf diese
Weise reparirten Werke erzeugten nicht mehr so viele Wirbel am
Kopfe und nicht mehr so viele Widerströme und keine solche
Vertiefung als diejenigen, deren Kopf perpendiculair War.
Da man in Deutschland den nützlichen Faschienen-Bau erst in
der Mitte dieses Jahrhunderts recht einführte und doch Muster
zur Nachahmung nahm! weil damahls das Studium der Hydraulik
nur äufserst selten von einem Strombaumeister getrieben wurde
: so richtete man sich wahrscheinlich nach den steilen, hölzernen
Höftern an der Weser und Elbe und nach den gemauerten Bauwerken
der Art. Hunrichs scheint auch die neuern Hydrotech-
niker gegen die Dossirung des Kopfes bestimmt zu haben , denn
er glaubt, dafs ein unter dem Wasser schräge ablaufender Kopf
( * ) Aufholen heifst, ein altes Faschienen - Werk mit neuen Lagen ausbes-
sein und überziehn.
einen Ueberfall des Wassers erzeuge, dafs dieser-den Grund ausspüle
und einen Kolk im Bette verursachen müsse. Aufserdem,
fügt er hinzu, dafs eine solche Abflächung im Grunde nicht ge-
rathen , sondern vielmehr schädlich ist, würde es auch ohne au-
fserordentliche Anstalten nicht möglich seyn, dieselbe mittelst einer
aneinander hangenden Verbindung zu Stande zu bringen " (k).
Dafs die Wirkung nicht so erfolgen kann, wie sie sich Hunrichs
denkt, diefs scheint klar zu seyn: denn man erwäge nur,
dafs das bey dem schrägen Abhange des Kopfes vorbeyströmen-
de Wasser auf Wasser trifft, und dafs also kein schnelles Umbiegen
des Stromes Statt finden kann.
Der zweyte Einwurf trifft die Faschienen-Werke nicht,-
wenn man sie zu construiren versteht, wo alsdann die Dossirung
ohne alle Mühe verfertigt wird. W ie man aufserdem noch
den Kopf gegen Ausspiilen und Unterwaschen sichern könne, ist
schon Seite 280 und s86. gezeigt worden. Silberschlag scheint dem
Hunrich, der bey ihm viel galt, (er empfahl auch mir denselben
zum fleifsigen Studium) in diesem Betracht ganz gefolgt zu seyn,
denn er drückt sich beynahe eben s o , aber nur kürzer und
deutlicher als Hunrichs aus (Z). Uebrigens mufste hier, da in
Wissenschaften keine Autoritäten gelten dürfen, die nicht der
Erfahrung und der Natur der Sache entsprechen, zur Warnung
gegen zwey Männer so geurtheilt werden, wie es der Gegenstand
erheischte (*).
(H Hunrichs Deichbau Qter Theil Seite 295.
( l ) Silberschlags ausführliche Abhandlung der Hydrotechnik, ister Theil
Seite 264.
( * ) Da wir vorzüglich Silberschlags Andenken ehren , so mag hier nun
auch diejenige lehrreiche Stelle stehen , die jener über das perpendi-
culaire Ende der Werke folgt. Er sagt darin: ,, Es ist sehr zu mifs-
billigen , wenn einige Rammpfähle mitten durch die Buhnen (Kribben)
schlagen, und meinen, dadurch dem Werke eine unüberwindliche
Standhaftigkeit zuwege zu bringen. Diese vergessen , dafs sich
das Packwerk an den Rammpfählen aufhängt, und da es nicht nach