•Weichen. Deswegen macht auch schon Desagulier die Erinnerung,
einen nicht gar zu langen Raum zu solchen Beobachtungen
zu nehmen.
Vorzüglich brauchbar ist aber diese Methode mit eingetauchten
Körpern, die Geschwindigkeit in dem Stromstriche zu messen,
weil sie in demselben beständig bleiben.
Einen andern Einwurf gegen dieses Verfahren , die Geschwindigkeit
an der Oberfläche zu messen, macht Buat ( t). Er sagt,
wenn irgend ein Körper auf einem Flusse schwimmt, dessen
Gefall auf die Länge b gleich 1 is t, wo also dasselbe dur chaus gedrückt
seyn möge, so sey es anzusehen , als wenn der Körper
längs einer geneigten Ebene herabfalle; wodurch er folglich
eine beschleunigende Kraft erhalte, die dem Producte des Gewichtes
der aus der Stelle getriebenen Wassermasse in dem Bruche
gleich sey. Und die Bewegung eines solchen schwimmenden
Körpers würde nur erst dann gleichförmig, wenn der Ueberschufs
seiner Geschwindigkeit über die des fliefsenden Wassers einen solchen
Widerstand verursache , die jener Kraft gleich Wäre. W i r
gestehen gerne, dafs wir den Grund dieses Raisqnnements nicht
einsehen ; freylich ist es wahr , dafs der schwimmende Körper
mit dem Abhange des Flusses auch wirklich fällt, und immer,
niedriger und niedriger kommt; aber das Wasser, das zuvor da
War und welches er aus der Stelle drückte, wäre ja doch auch
gefallen, und immer niedriger und niedriger gekommen, und da
dieses, als ein ebenfalls schwerer Körper, denselben allgemeinen
Gesetzen der Schwere unterworfen ist, so hätte es ja auch schneller
vorwärts kommen müssen, als alles übrige Wasser. V on allem
übrigen Wasser läfst sich nun wieder dasselbe sagen; diefs
führt wohl am Ende zu dem Schlufse ,• dafs ein und dasselbe
Wasser zu einer und derselben Zeit mit einer gröfsern Geschwindigkeit
fliefse , als es wirklich iliefst. (*)
(*) Principes d’Hydraulique Tom. I. §. 2 20.
Buat führt Erfahrungen an (tt) , welche seine Behauptung bestätigen
sollen. Ein beladenes Schilf sehwam auf dem Flufse la
Haine mit demselben herab (au gre du courant), und durchlief
in einer Zeit von 3 Minuten 10 Secunden einen Raum von 46
Toisen 2 Fufs , während dafs die gröfste Geschwindigkeit an der
Oberfläche in der Mitte seiner Breite, die er durch ein kleines
schwimmendes Stück Eichenholz 3 bis 4 Linien im Quadrat,
und wenigstens 1 Linie dick, erfuhr, nur 46 Toisen 2 Fufs in
3 Min. 29 Sec. war. Die wirkliche Geschwindigkeit des Schiffes,
die 17,557 Zoll in einer Secunde w a r , übertraf also die im
Stromfaden um 1,596 Zoll, da diese nähmlich nur 15,961 Zoll
in der Sec. war. Aber, sagt e r , die mittlere Geschwindigkeit;
welche mit dem Querschnitte des Schiffes übereinkam, war noch
viel geringer als die gröfste Geschwindigkeit an der Oberfläche.
Der Flufs war nähmlich 8 Fufs tief, das Schiff ging ungefähr 6
Fufs tief. Berechnet man nun nach seiner Formel (x ) die Geschwindigkeit
am Boden , so findet man, dafs sie ungefähr 9 Zoll
war; die auf einer Tiefe von 6 Fufs war also ungefähr i 3 Zoll,
und die mittlere Geschwindigkeit der dem Querschnitte des Schiffes
zugehörigen Wasserhöhe war also 14/1-8 Zoll in der Secun-
'de, die mittlere relative Geschwindigkeit des Schiffes in Rücksicht
dieser Wassersäule war also wenigstens 3 Zoll in der
Secunde.
Man sieht leicht was bey dieser gemachten Erfahrung noch
zu fragen w ä re ; war z. B. der W in d so gänzlich stille , dafs er
auf den Gang des Schiffes keinen Einflufs haben konnte, oder
dafs er doch wenigstens gar keinen Einflufs auf die Geschwindigkeit
des kleinen eichenen Hölzchens haben konnte ? Aber
nehme man auch alles dieses so günstig für die Erfahrung a n «
wie man wolle ; so scheint sie uns doch , weit entfernt Buat’s
Behauptung zu bestätigen , vielmehr nur dazu zu dienen, die
(«) Princ. d’Hydr. Tom. IX. §. 417,
(x) Am angeE Orte Tom. I. §. 66j