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gefundenen'Geschwindigkeit zu multiplicirep, sondern dafs hierzu
eine Geschwindigkeit erforderlich ist, die, mit diesem Flächeninhalte
multiplicirt, ein Product giebt, welches auch aus der
Summe der Producte entstehen würde, wenn man die Elemente
dieses Querschnitts mit denen ihnen eigentümlichen Geschwindigkeiten
multiplicirte. Eine solche Geschwindigkeit heifst daher,
im ganz eigentlichen Verstände, die mittlere Geschwindigkeit.
Diese ist es hauptsächlich, welche man beym Flufsbaue zu wissen
nöthig hat. Die Instrumente, welche zu den Geschwindigkeitsmessungen
zum Behufe des Flufsbaues gebraucht werden sollen,
müssen daher eine solche Geschwindigkeit anzugeben im
Stande seyn. Frey lieh können auch Fälle kommen, wo man
auch noch aufserdem die einzelnen Geschwindigkeiten der einzelnen
Puncte für sich allein zu wissen verlangt. Diefs ist der Fall
wenn man z. B. das Gesetz der Zu - oder Abnahme der verschiedenen
Geschwindigkeiten finden , oder auch die darüber vorhandenen
Theorien prüfen will, Diese Unterscheidung scheint
uns bey der Erklärung der verschiedenen Instrumente n otw en dig
zu seyn, um sie darnach gehörig würdigen zu können.
Einige Instrumente dienen blofs , die Geschwindigkeit des
W assers an der Oberfläche zu messen. Es wird einem jeden
leicht einfallen, dafs ein Stück Holz, oder ein jeder specifisch
leichterer Körper als Wasser, hierzu dienen kann, indem man
ihn auf einen Flufs legt, und bemerkt, wie weit er in einer gegebenen
Zeit fortschwimmt. Es ist dieses auch unstreitig das
älteste Mittel, welches angewandt wurde, die Geschwindigkeit
eines Flusses zu erfahren, wozu es schon , nach Herrn Brünings
(^ ), von Castelli vorgeschlagen ist. Wenn man einen Körper
öfters zu solchen Messungen gebrauchen w i l l , so läfst sich in dessen
Form und Materie freylich noch wählen , weswegen Silberschlag
( r ) hierzu eine hohle, von polirten Kupfer, verfertigte
( 9 ) Ueber die Geschwindigkeit des fliefsenden Wassers.
(/•) Ausführliche Abhandlung der Hydrotechnik oder des Wasserbaues
l. Th. § 36.
Kugel vorschlägt. Eine solche Kugel mufs mit einer messingenen
Schraube versehen seyn, um sie öffnen und verschliefsen zu
können. Beym Gebrauche füllt man sie mit so vielem Wasser,
als hinreichend ist, um sie nur mit einem geringen Theile ihrer
Oberfläche aus dem Wasser hervor ragen zu lassen. Das po-
lirte Kupfer dient dazu, sie in der Ferne noch sehen zu können;
da die Kugelgestalt deswegen vorzuschlagen ist, weil diese dem
w ässer, auch bey jeder Drehung, immer eine gleiche und ähnliche
Fläche darbietet. W ie vorsichtig man aber in ihren Gebrauch
seyn müsse, zeigt der Herr Professor Büsch ( s ). Ueber-
haupt aber dürfen die Geschwindigkeitsmessungen', und besonders
die an der Oberfläche nur bey einem ganz stillen und ruhigen
Wetter vorgenommen werden , wenn nicht der W in d
die gröfsten Irregularitäten dabey verursachen soll.
So bequem diese Art auch ist, die Geschwindigkeit in der
Oberfläche der Flüsse zu messen, so ist sie dennoch nicht von
allen Schwierigkeiten frey. Die erste, und Hauptschwierigkeit
ist die von Herrn Brünings angeführte, dafs ein solcher Schwimmer
von dem Stromfaden angezogen werde, und dafs also nur
eigentlich die Geschwindigkeit in diesem Stromfaden dadurch in
Erfahrung gebracht werden könne. Dieser V orw urf trift hauptsächlich
bey Stromkrümmen , und bey einer sehr unregelmäfsi-
gen Flufsbahn zu. Eine Menge von Versuchen aber, die wir
mit solchen schwimmenden Körpern angestellt, und weiter unten
näher zu beschreiben Gelegenheit haben werden, haben uns
gezeigt, dafs in einer regelmäfsigen Strombahn, wo das Wasser
zwischen geraden und parallelen Ufern fortfliefst, dieses Annähern
zu dem Stromfaden, in einer Distanz von etwa tausend rheinländischen
Schuhen, fast unmerklich ist. W^ürde hierzu eine viel
längere Distanz gewählt* so könnten freylich die erhaltenen Resultate
von den wahren*, durch eben dieses Annähern , sehr ab-
O ) Versuch einer Mathematik zum Nutzen und Vergnügen des bürgerlichen
Lebens, ater Band. S. 571.