flufs habe , wenn man sich einen Flufs gedenkt, dessen Bett sich
in zwey Querschnitten a und b erhöht, zwischen denen sich eine
gröfsere Tiefe befindet. W ird das- Wasser in diesem tiefern
Schlauche nicht langsamer, als über die Untiefen fliefsen; würde
die mittlere Geschwindigkeit unterhalb der obersten Erhöhung a
so wie in der ganzen Strecke zwischen a und b nicht stärker seyn
müssen, wenn nur diese obere Erhöhung a des Bettes und nicht
die untere b existirte ? Der Abhang und die Neigung mag nun
auch so grofs seyn, wie man will, so wird die Geschwindigkeit
hey gleicher*Strombahn und gleicher Wassermenge, schlechterdingsverzögert,
wenn man den Abhang schwächt. Welche Tiefe
soll aber unter derjenigen verstanden werden, die man inRech-
uuncr crebraucht, gewifs doch die mittlere , weil die Theorie des
Guglielmini auf regulaire Canäle calculirt ist! In welchem Querschnitte
soll man sie aber wählen ?
Ohne Zweifel werden diejenigen , die in der Hydraulik so
manches als erwiesen annehmen , darüber lächeln , dafs wir davon
abgegangen sind. Sie werden, wenn sie Buats Grundlehren
der Hydraulik gelesen haben §| uns beschuldigen , einen
Seepticismus einführen zu w'ollen , der — unverzeihlich und lächerlich
seyn würde, wenn die, in dem angeführten Werke aufgestellten
Theorien mit der Natur übereinstimmten. Ja ! wenn
die Bewegung des Wassers in Röhren mit dem Lauf der Flüsse
durchaus analog wäre, und man mit Buat einen jeden Flufs als
eine zerschnittene Röhre ansehn könnte j so würde man eher zu
allgemeinen Formeln gelangen, als gegenwärtig. W i e mannigfaltig
ist aber nicht die Figur der Flufsbetten, wie mancherley
sind nicht die Ursachen der Anschwellung ? Bald steigen die Flüsse
oben früher als unten, und dann wieder hier eher als dort.
In den mehresten Fällen fallen die Anschwellungen früher oben
als unten. Bald steigen und fallen sie schnell , ein andermahl
langsam. Ihre Bewegung wird also von sehr vielen Einwirkun-
gen und Ursachen abhangen , mit denen wir noch lange nicht
hinreicherid bekannt sind.
Buat gesteht diefs selbst, und es scheint, als wenn auch ihn
seine Beobachtungen nicht befriedigten : denn nachdem er sich
mit eben so viel Gründlichkeit als Scharfsinn darüber ausgelassen
hat, dafs die Hydrotechnik nicht feiten zweckwidrig in Ausübung
gebracht wird, fagt er zum Schlufse : «die Ursache eines
so grofsen Uebels besteht, ich wiederhole es, in der Ungcwifs-
heit der Grundsätze, in dem Fehlerhaften der Theorie , welche
die F ü h ru n g ableugnet , in den wenigen Versuchen, die man
bisher angestellt hat, und in der Schwierigkeit sie zweckmäfsig
zu bewerkstelligen " ( e). Und an einer andern Stelle; « Es ist
sehr auffallend , dafs man in einem so aufgeklärten Jahrhundert
so wenig über den Widerstand der Flüssigkeiten weifs , und
dafs wir, während man täglich vom Wasser und von der Luft
um Maschinen zu treiben, oder Schiffe zu führen, Gebrauch
macht , entweder nicht mehr Versuche haben , wenn die
Theorie zu verwickelt ist, noch mehr Theorie, wenn sie
aus der Erfahrung abstrahirt seyn soll» (ƒ). Nach solchen Geständnissen
sollte man da nicht mit Recht vermuthen , dafs Buat
es nicht wagen würde aus einigen im Kleinen angestellten Versuchen
ein Theorie aufzustellen ? Leider hat sich aber auch dieser
Schriftsteller hinreifsen lassen, die Resultate seiner in Gerinnen
angestellten Beobachtungen auf grofse Flüsse anzuwenden,
wo sie doch schlechterdings nicht anwendbar sind.
( t ) Discours préliminaire XI. La cause d'un si grand mal, je le répète,
est l’incertitude des principes, la fausseté de la théorie que 1’ expérience
dément , le peu d ’observations faites jusqu'à présent et la
difficulté de les bien faire.
(ƒ) Ibidem pag. XXXVII. Il est étonnant que dans un Siècle aussi
éclairé on sache si peu de choses sur la résistance des fluides ; et que
tandis qu’on fait tous le jours usage de l’eau et de l’air pour mouvoir
nos machines, ou conduire nos vaisseaux : nous n’ayons pas,
ou plus d’experiences, si la théorie est trop compliquée, ou plus de
théorie, si elle doit être le fruit de l ’expérience.
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