Die übrigen Abweichungen, welche in den, Seite U27 raitge-
theilten Messungen Statt finden, sind nicht so beträchtlich , um
eine besondere Erörterung zu verdienen , und es wird sie derjenige
. der dieses Raisonnement gelesen hat, ohne Muhe erklären
können.
Ueher die Krümmen oder Serpentinen der Flüsse.
Die Analyse der Flüsse, welche in der Folge vorgeträgen;
wird , beweiset , dafs die Gröfse oder Kleinheit des’Materials ,
woraus das Bett, oder die Anlagen an den convexen Ufern besteht;
dafs die Geschwindigkeit und Richtung des Stromstrichs;
dafs die Eisgänge und Ueberschwemmungen , so wie die mindere
oder mehrere Festigkeit der Ufer, und dié künstlichen Bauwerke
, die Ursachen seyn können, welche die Serpentinen hervorbringen
, oder vergröfsern.
Aus den hydrometrischen Untersuchungen entstehn in Rücksicht
der Natur der Serpentinen folgende Resultate.
1 ) In der Serpentine nimmt die Tiefe und die Geschwindigkeit
von oben nach ihrer Mitte (* ) zu. jj
2) Nachdem Buge der Serpentinen zu fällt das Bett und die
Geschwindigkeit vergrößert sich von ihm ab nach beyden
Seiten.
3 ) In allen Serpentinen liegt die Stromrinne, und der Stromstrich
dem concaven Ufer näher, als dem convexen.
Es mufs hier also nochmahls wiederholt werden , was bereits
in den Vorschlägen zur Verbesserung des Wasserbaues Seite 6.
erörtert worden ist, dafs Buat solche Grundsätze aufgestellt hat,
die mit der Natur im Widerspruche stehn ( u), und dafs man
nie die gröfste Tiefe am convexen Ufer finden wird.
Ueber eine andere Theorie, worin der Angriff in einer Krumme
der Fliehkraft zugeschrieben ist, drückt sich Brünings, dem
( * ) Die in Zukunft der Bug genannt werden soll.
(u) Principes d’Hydraulique Cap. V, et VI.
wir immer gerne den Platz einräumen , so aus : « diefs kömmt
mir nicht der Sache angemessen vor, obgleich bey einer jeden
Krümme ein Radius angenommen werden kann , so ist es doch
sehr befremdend , das Centrum der Krümme für den Mittelpunct
der Bewegung anzunehmen , wenn man die Ursache der Bewegung
aufsucht. Meiner Meinung nach wird der Anfall des Wassers
auf das gekrümmte Ufer aus dér Richtung des Stromstrichs
erklärt werden müssen. Ueberdem lehrt die Erfahrung , dafs die
Serpentinen den Lauf der Flüsse vertragen. Das unveränderliche
Gesetz bey Flüssen, womach das eine Ufer convex werden mufs,
wenn das andere conCav oder ein Schartufer ist, folgt aus dem
umgekehrten Verhältnisse und dem unveränderlichen Moment
der Profile (Seite 4 ! 8-) und es scheint mir ein Mittelpunct der
Schwungkraft zur Erklärung dieses Gesetzes nicht nöthig zu seyn.
Der Strom durch zufällige oder künstliche Veranlassung auf ein
Ufer hingeleitet, wird längs demselben Tiefe und Abbruch verursachen.
Soll also das Profil die nähmliche Gröfse behalten ;
so mufs an dem gegenüberstehenden Ufer Anwachs entstehen;
das Ufer mufs also convex werden. Diese Convexität, welche
anfänglich die Wirkung von der Auswühlung des Bettes vor
dem entgegengesetzten Ufer w a r , wird nun die Ursache, dafs
der Strom je länger desto mehr sich diesem Ufer nähert, und
so nimmt also an der einen Seite die Convexität, wie an der andern
die Concavität zu ".
W i r müssen aufrichtig bekennen, dafs wir dem Wasser in
Serpentinen keine Fliehkraft, die aus der Bewegung und Geschwindigkeit
des herumlaufenden Körpers entspringt, und welche
den Körper nach der Tangente von dem Mittelpuncte der
Beweguug zu entfernen strebt, (welche ihm nach der zweyten
Theorie beygemessen wird) zuschreiben können. Nach dieser
lheorie mülste auch in der Serpentine eine beschleunigende Geschwindigkeit
nach dem Mittelpuncte , also nach dem convexen
Ufer hin, und in der Bahn unter dem eigentlichen Bug, erfolgen.
W ird diefs aber nicht von der Natur (man sehe oben