entstehen wird; desto unerlaubter ist es , wenn die Untersuchungen
darüber verabsäumt werden. Iedes Gouvernement sollte wenigstens
doch dahin sehen, dafs selbst die handwerksmäfsigen,
sieh so nennenden Baumeister und Ingenieurs nicht eher Werke
aufführen dürften, bis sie solche Untersuchungen angestellt hätten.
W i r kommen nunmehr der Ordnung nach
Zu dem Nivellement des Flusses j der Deiche, Ufer und derjenigen
Gegenden, welche bey den Deichbrüchen überschwemmt
werden.
Und da soll wieder zuförderst von der Nothwendigkeit dieser
Messung, und dann von der Methode sie anzustellen, gehandelt
werden.
Nivelliren oder Wasserwägen heilst die Höhe eines gegebenen
Punctes auf dem Felde über oder unter der Horizontal-Fläche
eines andern, gegebenen Punctes zu finden. Nach dieser Definition
ist es also eigentlich Höhen messen, und daher ein Geschäft
welches der practischen Geometrie angehört. Indefs nimmt man
es gewöhnlich nicht in diesem allgemeinen Sinne; sondern versteht
nur das Messen der kleinern Unebenheiten auf den Erdboden
darunter, welches aber alsdann mit desto gröfserer Genauigkeit
verrichtet werden soll. Diefs Geschäft kommt hauptsächlich
bey Anlagen aller Arten , und in allen Theilen der Wasserbaukunst
vor, und alsdann hängt größten Theils von der richtigen
Ausführung desselben, der bessere oder schlechtere Erfolg solcher
Anlagen ab. Die Beschreibung davon gehört also billig hierher,
und wird auch dann noch hier nicht überflüssig seyn, wenn es
schon gleich in mehreren Schriften in aller Vollständigkeit gelehrt
worden ist. W i r sind dadurch im Stande gesetzt, hier soviel
kürzer seyn zu dürfen , da w i r , besonders wegen der verschiedenen
Arten von Instrumenten, womit das Wasserwägen
bewerkstelligt werden kann, vorzüglich auf des Herrn Hofrath
Mayers gründlichen und ausführlichen Unterricht zur practischen
Geometrie (z) Verweisen können, weswegen wir uns begnügen
werden , von diesen Instrumenten nur dasjenige zu beschreiben ,
welches uns , von allen uns bisher bekannt gewordenen , das
vorzüglichste zu seyn scheint.
W e r sich an mehreren Strömen umgesehen hat, der hat
bald erfahren müssen, dafs die meisten Flufsdeiche oder Dämme
nicht auf eine und dieselbe Ueberschwemmungshöhe aufgeführt
sind; ja , dafs ein und derselbe Deich nicht einmahl mit dem
Gefälle des Flusses fortläuft; dafs mehrere Deiche, da wo die
Ueberschwemmungen wegen Eisstauhungen höher anschwellen ,
welches aus der Erfahrung bekannt ist, niedriger liegen, als an
andern weit weniger gefährlichen Stellen. Er wird ferner öfters
vergeblich nach der Höhe der Deiche in Rücksicht der Pegel fragen
, und selten wird er eine Antwort auf die Frage erhalten :
wie hoch die Ufer, und die Gegenden liegen , die den Ueberschwemmungen
ausgesetzt sind.
W ie kann aber ein Deich zweckmäfsig angelegt , eine Gegend
vor Ueberschwemmungen hinlänglich geschützt werden,
wenn man nicht ein Nivellement von der Gegend, und von dem
Flusse zum Grunde legt ? Die Deichlinie kann ohne solche Messungen
nicht bestimmt werden, weil sie durch das Local, und
durch die Nachrichten von dem Zuge der Eisgänge und Ueberschwemmungen
ausgemittelt werden sollte. Auch die Höhe und
Stärke der Deiche kann da, wo ein Nivellement der Gegend
welches immer auf die Pegelhöhe reducirt werden mufs , fehlt,
nicht bestimmt werden. Denn wenn gleich das Material, woraus
der Deich aufgeführt werden soll , durchaus gut wäre; so
wird sich doch die Stärke und Höhe der Deiche, nach den Höhen
und dem Zuge der Ueberschwemmungen »richten müssen.
Und wie kann diefs alles ohne Nivellement genau ausgemittelt
werden ?
(O 3ter Theil XXXIII. Cap.