Orte (g) die Wasserlinien genannt worden sind, und zwar
nach einem bestimmten Wasserstände.
Wenn es aus der Natur der Flüsse bekannt ist, dafs sich der
hohe Strom in Serpentinen über die convexen , flach ablaufenden
Ufer nach Mafsgabe seines Wasserstandes ausbreitet; so ist es
auch eben so bekannt, dafs die, Begrenzungslinien der Flufsmas-
sen beym niedrigen Wasserstande näher zusammen rücken. Es
ist daher durchaus zu einer guten Stromkarte erforderlich , dafs
die Strombahnen nach einer einmahl angenommenen Wasserhöhe
begrenzt werden : denn ohne diese Bestimmung kann man
nicht zu einer genauen Kenntnifs von dem jeweiligen Zustande
der Flufsmasse gelangen. Der natürlichste Wasserstand wäre
nun wohl der mittlere; so wie man überhaupt, wenn man von
der Breite eines Flusses spricht, wohl diejenige Breite versteht,
welche er bey seinem mittlern Wasserstande, hat. Da wo die
verschiedenen Wasserstände keine merkliche Abänderungen in
der Breite machen , ist ohnedem in dieser Rücksicht begreiflich
jeder Wasserstand gleichgültig; er kömmt also nur da in Betracht
, wo flach ablaufende Ufer sind. Indefs auch hier ist er nicht
immeßftgleich wichtig. Aber erklärt mufs ein solcher Was-
serstand ,^bey dem die Grenzen der Strombahn gezogen sind ,
werden : so wie. dies auf Tab. V I I . , Worauf Cöln liegt:, ; geschehen
ist.
Bey einem Schart- oder abbrüchigen Ufer fällt die Bestimmung
der Begrenzungs - Linien w e g , weil es während jedem
hohen Wasser einstürzen und also eine andere Gestalt annehmen
kann. Es mufs also dessen steile Abdachung und die Krümme
durch Striche angedeutet werden, wie. diefs Tab. III. Fig. 1. bey
der Erfelder Weide vom D bis E geschehen ist. Längs den hohen
Ufern , die ein beträchtliches Vorufer, oder einen sanft abgehenden
Fufs haben, werden die Begrenzungs - Linien, in Hm-
(g) Wiebekings Beyträge zum practischen Wasserbaue und zur Maschinenlehre.
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sicht des angenommenen Wasserstandes, dadurch angedeutet,
dafs sie mit einem Striche gezogen werden. So ist z. B. (Tab. III.)
die rechtseitige Grenze der Strombahn vor Stockstadt, von der
Modau Bach - Mündung an bis zum steinern Werke No. 1 , auf
7 Schuh Erfelder Pegelhöhe gezogen. Düsseldorf gegenüber
(Tab. i .) ist sie zu 4 Schuh io Zoll Düsseldorfer Pegelhöhe gezeichnet
worden u. S, w. In Zeichnungen wird die Strombahn
bis zu diesen Linien illuminirt. Auch an den flachen Ufern und
über Kiesbänke ‘ wird diefs auf dieselbe Weise bewerkstelligt.
Im Kupferstiche kann alsdann die so begrenzte Strombahn mit
schlängelnden Strichen ausgefüllt werden , wie diefs auf Tab. V .
bis X IV . geschehen ist. Kurz alle flache, abgehende Kiesbänke
und Inseln, die über diesem angenommenen Normal -Wasserstande
hervorragen , werden da mit Contouren begrenzt wo dieser
Wasserstand streicht, welches am deutlichsten auf Tab. XIII.
in der Gegend von Emmrich und bey Düsseldorf Tab. I. wahrgenommen
werden kann.
Wenn der Flufs über den Normal - W7asserstand gestiegen
ist, und die Aufnahme bey einem höheren Stande bewerkstelligt
werden soll, so werden die Begrenzungs - Linien vermittelst
einer Tiefenmessung, und wenn er unter dem Normal-
Wasserstande ist, vermittelst des Nivellements bestimmt werden
müssen, und zwar bey denjenigen Strombahnen , die so wichtig
sind, dafs die Höhen der flachen Ufer und der Kiesbänke aufs
genaueste in Erfahrung gebracht werden müssen , welcher Fall
z. B. bey solchen Stromstellen, wie die Erfelder Serpentine (Tab.
III.) ist, eintritt, wo nähmlich die, dem Schartufer gegenüber liegenden
Kiesbänke, die vorzügliche Ursache des Abbruches sind.
Da die Ausmittelung der Strombahn nach dem angenommenen
.Wasserstande durch ein Nivellement oder vermittelst der Tiefenmessung
mit einiger Schwierigkeit verknüpft ist; so ist es rath-
sam die Messung der Strombahnen bey der Normal-Höhe, wozu
wir den mittlern Wasserstand anempfehlen , vorzunehmen,