Geschwindigkeit des Wassers tu messen, hier gleichfalls tu beschreiben,
zu der man in manchen Fallen leichter wird gelangen
können, und also hoffentlich auch mehr in Ausführung bringen
wird, weil wenigstens hierbey ein Geschäftsmann, wenn er auch von
seinem undankbaren Staate keine Unterstützung zu solchen Untersuchungen
sollte erwarten können, mit der Kostbarkeit und
Unausführbarkeit solcher Messungen sich nicht leicht wird entschuldigen
können. _
W i r haben schon vorne angeführt, dafs Castelli die Geschwindigkeit
dadurch zu messen lehrt, dafs man specifisch leichtere
Körper als das Wasser in den Fluls thut, und diese in der
Oberfläche schwimmen läfst; dafs man aber dadurch nur die Geschwindigkeit
in der Oberfläche erfährt, ist an sich selbst klar.
Der Pater Cabeo, der diesen Mangel erkannte, und wohl einsah,
dafs, wenn darnach z. B. die von einem Flusse abgeführt werdende
Wassermenge berechnet werden sollte, die Wahrheit gar
weit verfehlt werden könne, schlug defswegen vor , hierzu sich
einer hölzernen Stange, ungefähr so lang als der Flufs tief ist,
zu bedienen , deren unteres Ende mit einem Gewichte beschwert
seyn müsse . um die Stange hinunter zu ziehen, und deren oberes
Ende mit zwey von Luft angefüllten Blasen versehen seyn
soll • die wieder dazu dienen sollen , dafs sie nicht etwa ganz
untergehe ( i) . Barattieri nahm (* ) anstatt der Blasen ein leichtes
. dünnes Brettchen , in dessen Mittelpuncte er das obere Ende
der Stange anbrachte. Eine Methode die auch der General - Imspector
Brünings (Seite 69) empfiehlt.
Die Messung der Geschwindigkeit vermittelst dieser Stange
geschieht eben so , wie die mit schwimmenden Körpern in der
Oberfläche. indem diese Stange in den Flufs gethan , und nun (i)
( i ) Delle meteore Lib. I. teste 58. quest. 3. S. Trattato geometrico del mo-
vimento dell’ acque del Padre Abäte Guido Grandi.
( O Architettura d’Acque di Gio. Battista Barattieri, Ingegnere. Parte II,
Lib. I. Cap. VI.
die Zeit = t Secunden beobachtet wird , die sie gebraucht um
einen bestimmten Baum = n Fufs zu durchlaufen , da die Geschwindigkeit
alsdann = — Fufs ist.
Der Einwurf, der gegen diesen Stab von den Herrn Brünings
(Z) , Woltmann (m) und andern gemacht worden ist, als
wenn er sich immer dein Stromfaden schnell nähere , und
bald in denselben hinein kommen , folglich auch die Geschwindigkeit
in den Stromladen nur eigentlich damit gemessen werden
könne, trifft, bey gehöriger Vorsicht, diese Stange eben so wenig,
oder eigentlich noch weniger, als die in der Oberfläche
schwimmenden Körper, wie uns eine Anzahl hiermit gemachter
Versuche hinlänglich gezeigt haben. Selbst in einer ziemlichen
Stromkrümme unter Stockstadt (Tab. III.) ließen wir von dem
Ablafsgraben bis zur schwarzen Bach , einen solchen Stab von
25 Fufs, einen andern von 21 und endlich einen kurzen von
1 Fufse in den Flufs, so daß der letztere in den Stromstrich kam;
die beyden langen Stäbe waren etwa 10 Ruthen davon entfernt,
da sie sich alsdann dem Hauptstromfaden so wenig näherten,
dafs sie auf dieser beträchtlichen Länge noch nicht in denselben
gekommen waren. Körper aber, die nur bis zu einer geringen
Tiefe eingetaucht sind, oder gar nur in der Oberfläche schwimmen
, gerathen , bey solchen Krümmungen leicht in denselben
hinein. Die Vorsicht, welche man also bey dem Gebrauche
dieses Stabes anw'enden mufs , und die w ir oben erwähnt haben
, besteht darin, dafs man zu solchen Messungen wodurch die
Wassermenge eines Stromes bestimmt werden so ll, eine Strecke
w äh lt, wo der Strom zwischen geraden und parallelen Ufern
begränzt ist , und auf seinem Boden keine beträchtliche Unre*
.gclmäfsigkciten hat.
( 0 Ueber die Geschwindigkeit des fließenden Wassers.
( " 0 Theorie und Gebrauch des hydrometrischen Flügels. Vorrede S. IL