■ wenn der Nil nicht bis zu dieser Höhe anwuchs , für das Iahr
frey von Abgaben blieben. Die besten Nachrichten von allen
diesen gibt Bruce (o). Er erwähnt zweyer colossalischer Statuen
vor Theben, die er für Nilmesser hält, 'und beschreibt denjenigen
, welcher auf der Ecke der Nil - Insel Rhoda , zwischen
Gaeza und Cairo, fast in der Mitte des Flusses, aber näher gegen
Gaeza steht. Es ist ein runder Thurm , in dem sich ein
Zimmer , mit einem zierlich von Marmor eingefafsten Brunnen,
oder “eine Cisterne, befindet, wozu der N il, durch eine grofse
Oeffnung, freyen Zugang hat. Der Boden hat mit dem Bette
des Nils einerley horizontale Höhe. Aus der Mitte desselben steigt
eine dünne , achteckigte Säule von blauem Marmor empor. Diese
Säule ist in zwanzig Lanzenlängen (Peeks) abgetheilt, die Draa
El Belledy heissen. Ieder dieser Peeks, der 22 Zoll hält, ist
aufser den beyden untersten, die uneingetheilt sind , in 24 Theile
eingetheilt, und die ganze Länge der Säule beträgt 36f englische
Füis.
Der gewöhnliche Stand des Wassers an dem Mikeas ist fünf
Peeks. Wenn in der Iohannisnacht das Regenwasser aus Ethio-
pien sich mit dem Nil wasser so vermischt, dafe es. in Cairo anfängt
auszudünsten, und in Thau auf die Erde herabfällt, und
hierauf das Wasser zwey Peeks gestiegen ist, so wird alle Tage
der Stand deS Nils öffentlich ausgerufen. Sobald das Wasser eilf
Peeks oder Cubitus , oder 201 englische Fufs über den gewöhnlichen
Stand steigt, so ist das Land verbunden , den Mee-
r y , oder die öffentlichen Abgaben , zu bezahlen. Dieser Stand
heifst der Wafaa Ullach. Ist es i 5 Peeks oder Cubitus, oder
27 i engl. Fufs gestiegen , so ist alles Land in Egypten der Cul-
tur fähig, und dieser asserstand heifst Men Iibbel alla Iibbeb
( o ) Reisen zur Entdeckung der Quellen, des Nils in den. Iahren 1768 bis
I. 773 in fünf Bänden von James Bruce van Kinnaird übersetzt von D.
J. J. Volkmann , 'und mit einer Vorrede und Anmerkungen von dem
Herrn Hofrath Blunrenbach. Leipzig'1791. im 3. Bande, VI. Buche,
16 und 17 Kap.
Steigt der Flufs über diese Höhe, so entsteht Verlust und Gefahr
daraus. W e r seine Wifsbegierde über diese so interessanten
Nachrichten und Untersuchungen zu befriedigen wünscht, den
müssen wir auf die angeführten Schriften verweisen.
Aufser diesem so merkwürdigen Mikeas ist der Amsterdammer
Pegel, oder Wassermerkpfahl, der älteste von dem wir Nachrichten
gefunden haben. Er steht an den Y Schleusen ( Buiten-
Sluysen) in Amsterdam, und ist, nach einem geschriebenen Memoire
von 1790 , welches wir über den Wasserstaat von Nordholland
(p) besitzen, vielleicht so a lt , als die Schleusen selbst,
die im Iahre i 25o erbaut wurden. Nach der Nachricht, welche
la Lande in seinem grofsen Werke über die Canäle (7 ) davon
mitgetheilt h a t, soll die ordinaire Fluth , von wo an bey
diesem Pegel gezählt, oder welcher Stand bey demselben als der
Null-Punct angenommen wird, seit dem verflossenen Iahrhun-
derte zwey bis drey Zoll gestiegen seyn. Die Verfasser des oben
angeführten, geschriebenen Rapports aber , denen diefs zu untersuchen
aufgetragen war, fanden nach genauer Prüfung, dafs
in neueren Zeiten keine Erhöhung, Vielmehr eine Erniedrigung
der ordinaifen Fluth an diesem Pegel sichtbar sey, welchem Berichte
hierin also billig Glauben beyzumessen ist.
Nach diesem Pegel sind die Höhen der Binnen - Gewässer
( Boezemwater ), der Canäle , Deiche , Schleusenböden, der eingedeichten
Lande , Seefluthen u. s. w. bestimmt, von dem allen
Wir in der Folge mehr zu reden Gelegenheit haben werden.
In Nordholland steht der Null-Punct des Sommer - Pegels
19 \ Zoll, und der W in ter -Pege l 7 J Zoll unter dem Null-
Puncte des Amsterdammer Pegels, oder unter der ordinairen Fluth.
Cp) Rapport over de voorziening van de Waterstaat van Noord-Holland,
von den vorzüglich im Seebau erfahrnen 'Männern L. den Bergen ,
Klaas de Kos: A. 1). Smet, und Jan. Swit sen.
(? ) -^es Canaux de Navigation et specialement du Canal de Languedoc,
par M. de la Lande 1778. Fol. §. 673.