elie Flußbetten haben aber’ leider keine Kreis-Figur'. .Wir sagen
leider, denn diese würde voraussetzen , dafs die Bahn vollkommen
regulair w ä re , dafs an den Ufern kein Abbruch Statt
fände, und dafs die hohen Gewässer nur äufserst selten aus dem
tiefen und regulairen Strome heraustreten könnten. Sie haben
nicht einmahl Querschnitte| die Recta-ngel bilden ,- und zwar d e s wegen
nicht, weil die Geschwindigkeit immer größer im Strome
als längs den Ufern ist, und weil das Material des Bettes so
wie der Ufer, nieht dem Strome, noch den Eisgängen widerstehen
kann, daher die Abflachung des Vorufers;, daher: die trapezförmige
oder sanft ablaufende Figur des Umfanges der Flußbetten
: daher die muldenförmige Gestalt der Stromrinne längs einem
Schartufer;
Ein regulairer Flufs , dessen Ufer parallel und in gefäder
Richtung laufen, m dessen Mitte die' Stromrinne’ liegt,- dessen
Abhang gleich der Neigung is t, Worin in allen1 möglichen Perpendiculairen
(in gleichen Entfernungen von den Ufern) im
längen Profile, eine und dieselbe Geschwindigkeit Statt hätte;,
ein solcher Flufs würde einen halben Kreist zur Figur des Umfangs
seines' Bettes' haben. Treffen nun zwar bey natürlichen
Flüssen diese Data nicht so zu, so ist doch gewifs' ein solcher
regulairer Flufs das Ideal ,• welches die Hydrotecten ,• in den
mehresten Fällen’ , vor Augen haben sollten ;' Wenn sie- V o r schläge
über die Reetifieationen der Flüsse und der Ueber-
schwemmungen entwerfen. Man verstehe uns indessen nicht
so, als wenn wir so lange an einem Flusse gebauet wissen wollten
bis er ein. solches regulaiFes Bett erhalten habe: Nein, wir
wiederholen es , dafs man es weder an treffen wird, noch hervorbringen
kann; es müßte denn ausgemauert werden. Näber
wird man ihm a b e r kommen ,,'wenn zweckmäßig ,. als wenn
zwecklos gearbeitet wird.
Die Gestalt der Quer-Profile (des Umfanges des Bettes) bat
demnach einen wesentlichen Einfluß auf die Geschwindigkeit im
Stromstriche , und auf die in der Nähe der Ufer. Die erstere wird
z. B. gröfser seyn , wenn das Bett einen triangelförmigen Umfang
ha t, als wenn es trapezförmig gebildet ist. Hieraus sehen w ir
auch , dafs die Bauwerke sich in den Strom hinein verlieren
müssen , um- nicht dem Ufer die- Geschwindigkeit und also • die
Tiefe näher zu bringen, und dafs man mit steilen Werken nie
einen erwünschten Zweck erreichen wird. Seite 3o i bis 3oy.
W i r kehren nach dieser kleinen Ausschweifung zu den Ursachen
der Bewegung des Wassers in Flüssen zurück.
Da auch der Druck des obern Wassers auf die nächstfolgenden
Schichten , eine Ursache der Bewegung is t; so wird ein
und derselbe Flu ß , je nachdem die Höhe der Anschwellung zunimmt,
mit einer größeren Geschwindigkeit fließen müssen:
denn ist es nicht klar, dafs das Vermögen des Druckes um so
gröfser w ird , je höher die obern Querschichten gegen die untern
stehen; daß heißt, je schneller die Flüsse anschwellen?
Diefs mag durch ein Beyspiel erläutert werden: Wenn nahm-
lieh die Mosel in 24 Stunden, so viel Wasser in den Rhein
führte , dafs derselbe , nicht weit von der Moselmündung, in
jener- Zeit 5 Schuh höher würde, als er vorher stand , würde
-dann nicht die Geschwindigkeit und die Neigung des Rheines
unterhalb der Moselmündung größer seyn , als wenn diese Anschwellung
langsamer, etwa in 36 Stunden erfolgte? In diesem
Falle wäre auch schon der Rhein zugleich weiter abwärts erhöhet,
und die Neigung so wie die Druckhöhe wäre also
schon auf eine längere Distance ausgedehnt worden. Das Druck-
Vermögen wirkt also in dem Maße , als die Wassermenge der
obern Querschichten die der untern übertrift.
So bald aber die Wassermenge aller Querschnitte eines Flusses,
oder in einem gewissen Theile desselben, gleich ist;, so
muß in diesem Stromabschnitte der Druck der Wassersäulen auf
einander aufhören. Unter solchen Umständen ist also der Strom
in einen gleichförmigen Bewegungszustand gekommen..