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trachtung des ersten Bandes seyn werden. Eben so werden wir
jede Gelegenheit ergreifen , die aufgeklärten Gouvernements
auf diejenigen wichtigen Vortheile aufmerksam zu machen , die
sie aus den Untersuchungen ziehen können. W i r werden dieses
selbst mit der Wärme thun , die uns der Eifer einflöfst,
der uns beseelt, diese Wissenschaft, zum W o h l der Menschen ,
zu einer höhern Evidenz und Allgemeinheit, und zu einer Einfachheit
zu bringen, wodurch sie den Absichten,« die man mit
ihr zu erreichen bemüht ist, besser entsprechen dürfte als durch
die zu künstlichen Wendungen, denen sich bis jetzt so oft die
Schriftsteller überlassen haben.
Nach dieser kurzen Einleitung kommen w ir zu der wesentlichsten
Vorarbeit, die den practischen Entwürfen vorhergehen
sollte. Sie besteht nähmlich in einer Strom- oder Flufskarte, die
auch hydrotechnische Karte genannt w e r d e n k ö n n te . W ie die
Aufnahme einer solchen Karte bewerkstelligt werden muls 5
welche Messungen und Beobachtungen dabey angestellt , und
welche Nachrichten dazu gesammelt werden müssen, davon soll
jetzt gehandelt werden.
Zuförderst ist aber, noch ehe die Aufnahme begonnen w ird ,
die Gröfse des Mafsstabes, womit die Vermessung aufgetragen
werden so ll, so zu bestimmen , dafs man das Local , den Absichten
gern äfs , deutlich anzeigen kann. Sie wird also nur aus
der Erfahrung festzusetzen seyn ; dieser zu Folge wird zur Aufnahme
des Flusses und der Flufsgegenden ein solcher Mafsstab
gewählt werden müssen , nach dem 24 Schuh 5 Zoll 4 Linien
pariser Mafs einen Grad auf dem mittlern Umfange der Erde,
das is t, nach der von dem Herrn Professor Klügel gefundenen
Formel, 5 7 173 , 5 Toisen oder 29576, 25 rheinländische Ruthen
betragen. Nach einem solchen Mafsstabe, den w ir den
Normal-Mafsstab zur General-Flufskarte nennen wollen, und der
auf Tab. X V I I gestochen ist, ward im verflossenen Iahre der
Rhein und die Rheingegenden zwischen Mannheim und Maynz
auf Kosten Ihro Durchlaucht des Herrn Landgrafen von Hes1
sen-Darmstadt aufgenommen, um zu einer bestimmten Kennt-
nifs von der Lage der Deiche, von den Ueberschwemmungen ,
so wie auch von den Gegenden, welche im Darmstädtschen der
Inondationen ausgesetzt sind, zu gelangen. Nach ihm ist auch
die Flufskarte von dem Rheine, so weit er längs dem Herzogthums
Berg strömt, gezeichnet worden. ( 5) Kleinere Flüsse,
längs denen viele Gräben hinführen; an denen mancherley
Deiche , und viele Abzugs-Schleusen sich befinden , sind auch
wohl nach einem gröfsern Mafsstabe aufgenommen. So ist
z. B. derjenige zu der Bolstraischen Karte (c ) vom L eck, der in
den Iahren von 1751 bis 1764 aufgenommen wurde, um die
Hälfte gröfser. Diese Karte ist auf öffentliche Kosten in sechs
Blatt gestochen, aber nie in den Buchhandel gekommen. Bey-
nahe eben so grofs als der Mafsstab dieser.Karte ist derjenige,
wornach die Cleyische Rheinkarte, von dem jetzigen Ingenieur-
Obersten Schöller und unter dessen Direction , in den Iahren 1772
bis 1777 aufgenommen wurde. Dagegen ist aber die Karte
von der Maas und Merwede in sechs Blatt, die von der Nord-
See bis Hardinksveld geht (d), und die ebenfalls auf öffentliche
Kosten gestochen worden ist, nach einem kleinern Mafsstabe
verfertigt, und zwar nach einem solchen, von dem 100 Ruthen
nur 70 Ruthen des Normal-Mafsstabes sind. Noch um vieles kleiner
ist der Mafsstab zu der Karte des Rheines, von Emmrich
bis Arnheim, in zwey Blatt,, welches eine äufserst genaue Karte
is t , und auch wieder auf Kosten der Provinz Holland gesto-
(b) Vorschläge zur Verbesserung des Wasserbaues von Wiebeking. S. 24
und 25.
(c ) . Kaart de Rivier de Leck van Krimpen tot het hagensteinsche Schoor
gedaan op Ordre van de Edele Moogende Heeren Gecommitteerde
Raaden van de Staaten van Holland en Westvriesland door Melchior
Bolstra.
(d) Kaart van de Maas en Merwede beginnende van de Noord.-Zee tot
Hardinksveld door Bolstra.