abgeschliffen werden, können wir an 'solchen gewahr werden,
die in Flüssen liegen; denn sie werden immer glatte und runde
Oberflächen haben , wenn sie nicht aus Basalten , die wegen ihrer
Härte Wenig von ihrer Form verlieren , bestehen. Das er-
stere beweisen auch unter andern die grofsen Steine, welche unter
Röndorff in dem Rheine liegen (Tab. IV ) . Sie mufsten noch
im löten Jahrhundert rauhe Porphyre seyri; denn damahls sind
Sie von dem Thurme des Schlosses Drachenfels, den steilen Berg
hinab, in den Rhein gerollt. Es wurde nähmlich im löten Jahrhundert
, dem Grafen dieser Bürg, von dem Kaiser äufgegeben ,
den baufälligen und zum Theil schon eingestürzten Thurm abtragen
zu lassen, weil sein Einsturz eine gänzliche Sperrung des
Rheines zur Folge haben müsse. Diese Porphyre, Welche 'damahls
eine rauhe Oberfläche hatten (wenn man nach den übrigen
Ruinen urtheilt) sind jetzt glatt und rund abgeschliffen.
Noch schneller und kräftiger, als der mit trübem Material angefüllte
Strom, bewirkt der Eisgang das Abschleifen der Steine,
der Kiesel und des Grandes. An das Eis friert eine Menge
Steine und dergleichen Material fest, und die Eisschollen , Welche
eine solche Kruste haben , schleifen über die Steine und Untiefen
weg, und rollen jene von ihrem Lager. Noch mehr als
die gewöhnlichen Eisgänge wirkt das Treib- oder Grund-Eis'
auf das Material des Bettes. Es friert zwar auch an der Oberfläche
des Wassers und nicht auf dem Böden des Flusses, aber
an den seichten Stellen friert es bis zum Boden hinab , und also
darauf fest, wo dann eine Menge. Kiesel etc. mit in das
Eis einfrieren , und dessen Schwere vermehren. Es sinkt also
beym Eisgänge, vermöge dieser gröfsefn Schwere, unter die leichtern
Schollen hinab , die darüber hinsehiefsen. Das Grund-Eis
wird sonach gewaltsam über den Boden , und Vorzüglich über
die Untiefen geschoben. Es reibt daher das in ihm festgefrorne
Material über die Kieseln, zerreibt diese, oder rollt sie aus der
Stelle. Wird endlich die Oberfläche des Stromes vom Eise frey,
so steigt das Grund-Eis plötzlich empor. Daher glauben viele,
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es Werde auf den Boden des Flusses erzeugt. Je stärker also
der Abhang des Bodens ist, desto leichter rollen die Kiesel fort,
desto weniger Material bleibt im Bette liegen. W ir sehen also,
dafs die Eisgänge zur Reinigung der Flufsbetten wesentlich bey-
tragen. Und ohne Zweifel würden diejenigen Stellen des Bettes»
wo die Geschwindigkeit nicht sehr beträchtlich ist, längstens mit
Material aller Art angefüllt sejtn, wenn die Kiesel und der
Grand sich nicht untereinander abschliffen, und wenn das Fluis-
Material nicht auf diese Weise allmählig in Sand und Erde verwandelt
würde.
Auf die Festigkeit der Steinart kömmt es indessen auch sehr
an , wie bald oder langsam die Abschleifung bewirkt wird. Bey
dem Basalte gebraucht es, wie gesagt, eine sehr lange Zeit bis er
von seiner Form verliert. So hat der Unkelstein , welcher bey
Unkel (Tab. V . und X V I .) in dem Rheine liegt, und der allen
gewaltigen Eisstöfsen und dem hohen Strome seit Jahrtausenden
ausgesetzt ist (er besteht aus vielen sechseckigen Basalt-Säulen)
seine eckigen Steine noch, und seine Kanten sind beynahe noch
eben so scharf t als die Kanten der Basalte im nahen Unkelsteinbruche
(* ) .
Da die Eisgänge und hohen Wasser vorzüglich zur Reinigung
der Flufsbetten beytragen , so hat also der Schöpfer die
damit in andern Hinsichten verpaarten Uebel, hierdurch aufgehoben.
Das gröfste Unglück müfste aber daraus entstehen , wenn
die Natur sich nach den Meinungen einiger Physiker richtete ;
wenn z. B. die Kiesel nach Frisi’s, Viviani’s und Perelli’s Meinung
in ihrer Gröfse immer liegen blieben. Würden alsdann
die Betten nicht längstens dergestallt angefüllt seyn , dafs die
Flüsse und die niedrigen Flufsgegenden Seen oder Sümpfe bildeten
?
(*1 Die Härte des Basaltes rührt von dem vielen Eisen, das er enthält, her
Bergmann fand es o,z5 der Masse. *