
weder die Haustauben, noch die Elstern. Der Grund aber, weshalb diese dem Menschen
in diesen Breiten meistens folgenden Vogelarten im Okinskischen Karaule mangelten,
scheint mir- in der grossen Entfernung desselben von ; ändern Dörfern zu liegen. Von
Süden her konnten z. B. die Spatzen unmöglich hierher sich übersiedeln, da dort zunächst
das Ergik-Targak-Taigan-Gebirge in mächtigster Wildheit gelegen ist und
an dessen Südfusse sich dann weite Nomadenländer • .dehnen. Im Osten vom Okinskischen
Karaule begegnen wir dem Sperlinge zuerst im Changinsbischen Posten,
wo früher einige 20, jetzt nur 4 berittene Kosaken alljährlich postirt werden, woselbst
aber keine Cerealien gebaut werden können. Wahrscheinlich fiel durch die Furage für
die Pferde so viel den Sperlingen ab, dass sie bei der Kaserne jener Kosaken sesshaft
wurden. Die Strecke aber zwischen Okinsk und Changinsk beläuft sich auf 170 Werst
und schliesst die bedeutendsten Höhen des- östlichen Sajan, sammtden circa 7500' hohen
Nukudaban-Pass ein. Ebenso wenig war . es möglich, ' dass von Westen her aus dem
Jagdgebiete der Karagassen die Sperlinge zum Okinskischen Karaule kommen könnten
und der einzige Weg, den sie zu wählen, hatten, bot sich im. Oka-Thale selbst, welches
von jenem Orte an die Richtung N.-O, verfolgt und zum Angara-Thale mündet. Hier
nun wird nur am untern Laufe des Flusses Getreide gebaut und zwar mit der Senkung
des Thaies und der grössem Nähe zum Angara-Gebiete . in stets .zunehmender Weise.
Es .ist,also ganz natürlich, dass die Spatzen im Öka-Thale nicht aufwärts - sich verbreiten,
sondern nur im untern Theile desselben leben. Während meiner Reise um den
Baikalsee traf ich an der Westküste die Spatzen ab und zu in den Ansiedelungen, so
z. B. am 24. Juni 1855' im Dorfe Buguldeicha. "Von hier müssen sich denn auch
einige wenige zur Insel Olchon übergesiedelt haben, wo zwar die B u rjaten gar kein
Getreide bauen, wo aber sehr üppige Oenopodim in der Nähe ihrer Ansiedelungen wachsen
und die Haussperlinge auf . diese Pflanzen angewiesen waren. So lange ich in Trans-
baikalien der grossen Poststrasse folgte, traf ich den Hausspatz, häufig an und den-
Feldspatz seltener. I Mit der Abzweigung meiner .Route in die daurischen Hochsteppen
aber trat der umgekehrte Fall ein. Pallas; schon erwähnt (1. c.), dask P. demesücm
zwischen Onon und Argunj, auch in den felsigen Einöden Dauriens .vorkomme und
dort mit P. mmtanus zwischen Steinen niste. Hier nun z. B. am T are i-n o r wurden
von mir gemeiniglich nur die Feldspatzen, selbst im Dorfe KuluSsutajefsk angetroffen
und deren auch einige erlegt. Im Amurgebiete endlich habe ich den Hausspatz
bis 1859 nirgends gesehen. Die, bei Aigun lebenden, bisweüen weit vön Dörfern
entfernten Spatzen, deren ich mehrere schoss, waren Feldspatzen. Interessant
war es mir während meiner Reise die .Schilka abwärts, als wir Schilkinski-Sawod
schon passirt hatten, zwei Haussperlinge sich auf unserm Flosse einstellen zu sehen.
Diese Vögelchen blieben bei uns, bis wir fast die Kumara-JWündung erreicht hatten,
waren dann aber in den menschenleeren Üfer-Wäjdem verschwunden,; Am mittlern
Amur fehlten bis 1859 beide Sperlingsarten sicherlich.
Passer mmtanus. Pyrthula (Urayus) sitnrica. . 1 8 1
65« P a s s e r , m o n t a u u s L.
Bis auf das bedeutend dunklere Grau der untern- Körperseite stimmen meine , alten
Männchen dieses Vogels recht gut zu den westsibirischen und den mitteleuropäischen.
Das Grau des Bauches und der Brust nimmt an einem der Exemplare aus der Mongolei'
in der That die Tiefe und Gleichmässigkeit der Schieferfärhe an und nur um ein
Weniges heller sind die1 Kehle und die, seitlichen Kopftheile. Das Braunroth des Kopfes
sowohl, wie auch das. Braun'des Rückens ist bald lebhafter rostig, bald matter und das
letztere zieht sogar' ein Wenig inV Olivengrün. Zwei flügge junge Vögel vom 29. Au-
-güst, und 1. September. 1856 aus Knlussutajefs'k zeichnen sich durch die Stärke der
Schnäbel aus, deren First in der Jugend gleichmässig gerundet ist, während sich auf ihr
im Alter deutlich von der Stirn, her ein Kiel Absetzt,, Diesen finde ich an europäischen
Exemplaren, die mir vorhegen, nicht so stark prononcirt, iäls an den ulten Männchen aus
der Mongolei. In der Jugend ist der Schnabel nicht schwarz, sondern schmutzig Gelb;
in’s Graüe ziehend.
Den Feldspatz traf ich im Sommer ebeüsoWohl in Tl-ansbaikalien (bei Zagan-olui),
wie auch noch etliche 40 Werst unterhalb Argun ih menschenleeren'Gegenden paarweise
an. Er brütete z. B. auch an den Ufern und auf den Inseln des Amur circa
120 Werst oberhalb der Burejä-Mündung. Gerne wählte er hier hohle Stämme (na-:
mentlich Pap. taurifoliuS) zum Nistplatze. •
6 6 . P y r r l i u l a ( I r a g u s j s i b i r i c a Pall.
Ich habe nicht nöthig, genauer einzugehen auf ..die Identität der von Bonaparte
und Schlegel1) als Uragus sanyumolentus getrennten Art ,mit unsern sibirischen Vögeln,
da dies neuerdings .durch Herrn L. v.'Schrenck8) geschehen ist. . Bemerkt sei nur zunächst,
dass der geringe Wuchs, den die japanischen Exemplare durchweg zeigen, auch ,
bei den Thieren.aus dem Amurlande der gewöhnliche ist, wie dies 4 Exemplare von
dort beweisen, die merklich kleiner, als, 9 andere vom R aikajsee sind. Diese geringere
Grösse wird nun noch um so augenfälliger, - als im Frühlinge, wenn die männlichen Vögel
das intensiv rothe Kleid des XJ. sangumolentus tragen'^ die Schwanzfedern oft um mehr
als 1 Zoll durch Abstossen ihrer Spitzen verkürzt sind. Die Vögelchen lieben nähmlich
sehr die dichtesten Junghölzer vind ausgedehnte Stpauchbestände, in denen sie bei ihrer
Lebhaftigkeit und fast beständigem Herumstreichen die langen Schwanzfedern bald verbrauchen.
, Das dunkle Roth des Kleides der Männchen im Frühlinge giebt mir hier die
Gelegenheit, noch einige Bemerkungen zu machen., Die vielfach besprochene, bestrittene,
1) Monographie des Löxieris.
2 1. c. p. 290—29!. '•