Das. Kleid des alten Vogels im Frühlinge (vergl. Fig. a. der Taf. IX) zeigt
auf den hintern Rücken-, Bürzel- und obern Schwanzdeckfedem eine deutlich olivengrüne
Farbe, desgleichen erscheint diese Farbe, aber etwas mehr in’s Bräunliche ziehend,
über die Aussenfahnen aller Schwingen, die hintern Schulterfedern,, die obern
Flügeldecken und besonders reiner und stärker am Flügelbug verbreitet. Dagegen tragen
Bücken, Nacken und Kopf das eintönige Braungrau, wie.es der Sylv. sibirica auf
der ganzen obern Körperseite im Frühjahre eigen ist. Am Kopfe unserer Art ist
der helle Augenstreif vop bräunlich weisser Farbe zwar vorhanden, aber der-schwärzliche
Zügel fehlt, dagegen verbreitet sich hinter, dem Auge, über das Ohr hinweg, der
weissen Superciliarbinde entlang, ein schwärzlicher länglicher Flecken. Die Wangen-,
so, wie die Stirn-, Zügel- und Basalbefiederung der Unterkieferäste ist von der matt
bräunlich weissen Farbe, wie sie der helle Augenstreif zeigt. Die Kehle und der Hals
bis zur Brust, sind rein weiss, den Seiten des Halses entlang aber nimmt 'diese, weisse
Färbung einen leichten bräunlichen Ton an; eben ein solcher herrscht auch auf der ganzen
untern Körperseite von der Brust an. Auf den Weichen und den Subcaudales zieht er mehr
in’s Graue und verräth einen hell gelblichen Anflug, Dieser letztere wird viel deutlicher auf
den untern Flügeldecken, die zwar von hell bräunlich weisser Grundfarbe sind, auf denen
aber, besonders dem Flügelbug näher, das Citronengelb dergestalt prädominirt, dass es
jene Grundfarbe fast gänzlich: tödtet. Die Bänder der Innenfahnen aller Schwingen
sind matt hell graubräunlich. Bei den jungen und frisch vermauserten Vögeln im Herbst
finden wir das gesammtfe Gefieder von einem rechteeclatanten Gelb überflogen, das
auf der untern Körperseite zu einem etwas, in Braun getrübten Citronengelb wird.
Dadurch nimmt denn das Kleid des Kückens eine durchweg recht reine , olivenbraune
Farbe an, der Augenstreif und die Kehle sind heller gelb, das übrige untere Gefieder
etwas dunkler. Figur b. der Tafel IX , stellt einen jüngem Vogel in > natürlicher
Grösse dar.
Die Maasse, welche ich bei den 3, vorliegenden -Exemplaren dieser, Art ermittelte
und denen ich die von Sylv. sibirica vergleichungshalber zur Seite stelle, sind folgende:
Sylv, Schuarzi,
Männchen. Sylv. sibirica.
alt. ' ¿jung. jung-
Totallänge . . V . . . . . . . < • . • • Ü B H 4" 6'" 4" 5’" 4" 2'" \ 4^ ,572'
Länge des zusammengelegten F lü g e ls .......................... " •. • 2" 5'" 2" 4"' 2" 2"'. 2" 2'" 2” 5' '
„ des Schwanzes . 1 .......................................................... . 2 ü ü f f l
„ des Schnabels, auf der First gemessen..................... 3'" W M 3,"' 4'"
Breite desselben am Grunde der Nasenlöcher..................... 2'" 2"’ 172"' 172'"
Höhe desselben ebendaselbst..................... ..... . . . . . l 2"' • 2"-' 174'" i p B
Länge des T a rsu s.......................................................................... 91/2'" -- 9'" • 9'" ■ ’IO"* | v 10"'
I 6"' ' 6'" 6"' . Ip l 1
„ des Nagels der M itte lz e h e .......................... ..... ■ ™ 1 WÊÈm ... I V ' .
37*'"
WÊm 274'"
„ der Hinterzehe . .......................................................... ‘ 372'" w m m
„ des Nagels der H in te r z e h e .......................................... r - . 3'". | , 3,y' ' 272"' g.,. ^ 3 .
Am frisch erlegten Vogel waren: der Oberscbnabel licht hornfarben mit gelbem
Bande, der Unterschnabel gelb mit graulicher Mitte, Füsse und Nägel gelb,, auf
dem Lauf sechs Schienen, die beiden untersten davon schmal. Iris sepienbraun.
Am 22. September 1856 traf ich diese Art in den Gemüsegärten bei Kulussu-
tajefsk an, wo-sie bei einsetzender Dämmerung sehr emsig zwischen den Kohl- und
Kartoffelpflanzen hüpfte und an ändern höheren Gewächsen kletterte.
ISS. Sylvia (Fliyllopneiute) Eversinanni Bnpt.
Ich brachte ein Männchen dieser Art vom T are i-n o r mit, das genau mit dem
Original-Exemplar übereinstimmt, welches der von Hrn. v. Middendorff -.gegebenen
Abbildung (Tab. XVI) zu Grunde gelegt ist. Dasselbe wurde am 17. Mai 1856 geschossen.
In den Umgebungen von Irk u tsk traf ich eben diese Art, besonders im
Kaja-Thale, an. Sie sang dort am Sb Juni sehr angenehm, fast finkenartig, aber viel
leiser und die Strophe 2mal wiederholend; die lichten Birkenhölzer auf dem J a k u t-
skischen Wege; einige Werst im Norden von Irk u tsk , bewohnte sie gleichfalls.
139. Sylvia (Pliyllopneuste) coronata Temm. et Schlgl.
Die. bis jetzt ermittelten continentalen Fundorte dieses zuerst in Jap an entdeckten
Laubvageis verdanken wir Hrn. v. Middendorff. Dieselben liegen, wie er berichtet1),
im südlichen Theile des Stanowoi und im Saj an-Gebirge. Es war demnach wahrscheinlich,
dass diese, Art sich auch, hie und da auf dem weiten Territorium finden
müsse, welches jene westlicheren Centraltheile' Sibiriens von dem östlichen Küstengebirge
trennt. Durch das Auffinden Aar Sylvia eoronaa in der .Mongolei, wo ich
2 frisch vermauserte.Exemplare auf ihrem Herbstzuge am 17ten und 19ten August 1856
schoss, wird-nun auch die Lücke in der Verbreitung dieser Art ausgefüllt. Obige,
zwei Vögelchen stimmen auf das Vollkommenste mit dem von- Hrn. v. Middendorff
beschriebenen und einem anderh von der Birju ssa stammenden überein. Auch meinen
Exemplaren mangelt der Hinterhauptstreifen, ein Kennzeichen, dem die Herren Temminck
und Schlegel, wie man aus deren Beschreibung ersehen kann2), eine nur sehr untergeordnete
Bedeutung beilegen,' und die Superciliarstreifen setzen sich in voller
Deutlichkeit hinter dem Auge fort,, ohne sich jedoch, auch nur andeutungsweise
einander zu nähern oder in einander überzugehen. Die Schwingenverhältnisse finde
1) Sib. Reise X c .p . 182.
2) Fauna japónica 1. c. p. 50: mais elle (la raie) est toujours très peu apparente, et parait souvent s’effacer
complètement.